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Hoyerswerda

Hoyerswerda diskutiert über Freiräume

Das Dresdener Hygiene-Museum macht Aktionen in der Lausitz. Im Einkaufscenter geht es auch um den DDR-Alltag.

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Jacqueline Seidel (v. l.), Alan Andrea Günther und Gerhard Walter diskutieren über Freiräume in der DDR.
Jacqueline Seidel (v. l.), Alan Andrea Günther und Gerhard Walter diskutieren über Freiräume in der DDR. © Foto: Angela Donath

Von Angela Donath

Hoyerswerda. Unter dem Motto „Museum unterwegs“ arbeitet das Hygiene-Museum Dresden seit drei Jahren mit lokalen Partnern zusammen. In Hoyerswerda gehören neben dem Stadtmuseum die KulturFabrik, die Energiefabrik Knappenrode, die Volkshochschule, die Bibliothek, das Computermuseum Zcom und weitere dazu. Im Rahmen dieser Partnerschaft werden Bildungsangebote, Veranstaltungen und Aktionen im öffentlichen Raum entwickelt.

Am 29. und 30. August waren Alan Andrea Günther und Jacqueline Seidel vom Hygiene-Museum im Lausitz-Center unterwegs. In einer kleinen Ausstellung und der Möglichkeit zu zwanglosen Gesprächen näherten sie sich dem Thema „Freiräume im Alltagsleben der DDR“. Beginn war am Donnerstag um 11 Uhr – ganz ohne lange Vorreden.

Dennoch blieben viele Passanten interessiert stehen. Sie nutzten die Möglichkeiten zum Gespräch oder nahmen sich sogar die Zeit, ein wenig mit den vom Stadtmuseum geliehenen Häuserfertigteilen aus Plastik zu spielen. Kerstin Noack vom Stadtmuseum war es, die das Thema Hausgemeinschaften in das Projekt eingebracht hatte, und so kamen Besucher und Ausstellungsmacher miteinander ins Plaudern.

An einer Pinnwand konnte festgehalten werden, was jeder Einzelne bis heute unter Freiräumen in der DDR versteht – und wie diese in Erinnerung blieben. Zu lesen war beispielsweise „mit Freunden feiern, picheln und auch mal meckern – trotzdem haben wir gelebt“. „Baden am FKK“ – stand auf einem weiteren Kärtchen zu lesen. Die Pinnwand füllte sich schnell.

Für Annemarie Hauck bedeutete Freiraum, dass sie sich nach der Geburt ihrer beiden Kinder 1965 und 1968 die Freiheit genommen hatte, ihre Babys zu Hause zu erziehen. „Ich wollte die Kleinen nicht in die Krippe geben, wir mussten uns mit nur einem Verdienst zwar ganz schön einschränken, aber ich habe mir diesen Freiraum genommen. Es hat sich gelohnt, schätzt sie ein und sagt weiter: „Druck vom Betrieb und den Kollegen hatte ich nicht, es war ja meine Entscheidung und ich hatte einen verständnisvollen Chef.“

Am Nachmittag war Gerhard Walter vom Computermuseum Zcom vor Ort. Mit dem DDR-Lerncomputer LC 80 weckte er Erinnerungen bei den Technikfreaks, mit einer Wechselsprechanlage Marke Eigenbau traf er den Nerv der Spielenthusiasten und Computerfreunde. Am Freitag wurden Ideen zur Freiflächennutzung in der Stadt diskutiert, auch dabei standen natürlich wieder Ideen zum Spielen im Raum.

Im Rahmen des Projektes „Museum unterwegs“ werden Alan Andrea Günther und Jacqueline Seidel im September zum Thema „Freiräume und Freiheiten heute“ in der Bonhoefferstraße vor Ort sein, zu Freiräumen in der DDR-Literatur wird am 1. Oktober in der Brigitte-Reimann-Bibliothek diskutiert.

Wer sich zum Thema „Freiräume in der DDR“ umfassender Informieren möchte, dem sei die Sonderausstellung „VEB Museum. Das Deutsche Hygiene-Museum in der DDR“ ans Herz gelegt, die noch bis zum 17. November 2024 im Dresdner Stammhaus zu sehen ist.