Hoyerswerda. Slalomfahren ist derzeit auf nicht wenigen Straßen nötig, um Schlaglöchern auszuweichen. Insbesondere den Betonstraßen hat der Winter mit knackigem Frost und viel Schnee mächtig zugesetzt. Bis zu 20 Zentimeter tiefe Löcher sind entstanden. Den tiefsten und größten von ihnen hat sich inzwischen der städtische Bauhof gewidmet. Zu Einsatz kam eine neue Wunderwaffe: Kaugummiasphalt.
Bauhofchef Ulf Scholz beschreibt dieses Material, das bei Temperaturen bis zu zehn Grad unter null verarbeitet werden kann, als Reaktionsasphalt. Beim Feststampfen per Hand wird im Granulat eine chemische Reaktion ausgelöst, die für die Verdichtung sorgt. Zurück bleibt eine mit Steinmehl abgedeckte Wölbung auf der Fahrbahn. „Den Rest erledigen die Fahrzeuge beim Darüberfahren“, weiß der Bauhofchef. Mit der Zeit entsteht so eine ebene Fläche, der eine lange Haltbarkeit bescheinigt wird. „Weil es dauerelastisch ist“, wie Ulf Scholz sagt. Nicht umsonst heißt es Kaugummiasphalt. Der sei zwar ziemlich teuer, er werde sich aber durchsetzen, ist der Bauhofchef überzeugt. In Hoyerswerda sei das Material seit dem vergangenen Jahr im Einsatz. Das machte es möglich, schon über die Wintermonate besonders schlimme Schlaglöcher zu verfüllen. Nachdem der Schnee getaut war, geschah das in der vergangenen Woche bereits auf der Kühnichter Straße. Zu Beginn dieser Woche war der Bauhof-Schlagloch-Trupp auf der Merzdorfer Straße, auf der Liselotte-Herrmann-Straße und der Bautzener Allee anzutreffen.
Vor allem Betonstraßen betroffen
Zu den „üblichen Verdächtigen“, was Winterschäden auf dem rund 200 Kilometer langen in Zuständigkeit der Stadt liegenden Straßennetz angeht, gehören darüber hinaus auch die Külzstraße und die Stauffenbergstraße, die Müntzerstraße sowie die Betonstraßen im Industriegelände, war aus dem Rathaus zu erfahren. Da natürlich nicht überall sofort und alles repariert werden kann, wird vorsorglich mit Hinweisschildern auf Straßenschäden hingewiesen. Wo dies nicht schon geschehen ist, soll das noch zeitnah passieren.
Erfolglose Schadenersatzklagen
In der Vergangenheit gab es tatsächlich auch schon Fälle, in denen gegenüber der Stadt Schadenersatz aufgrund von Schlagloch-Schäden gefordert wurde. „Derartige Vorgänge werden durch das Rechtsamt unter Hinzuziehung des kommunalen Unfallversicherers bearbeitet. Soweit die Fachgruppe Tiefbau- und Gewässermanagement unterrichtet ist, wurde die Stadt bisher nicht als schadenersatzpflichtig herangezogen“, erklärte Olaf Dominick, der Leiter des Oberbürgermeister-Büros.
Eine konkrete Summe für die Beseitigung von Winterschäden ist im Haushalt der Stadt nicht ausgewiesen. „Es gibt auch keine derartige Sonderförderung mehr“, so der Hinweis von Olaf Dominick. „Die Mittel hierfür fließen aus den allgemeinen Haushaltsmitteln zur Straßenunterhaltung. Hier stehen im Jahr 2021 nicht mehr als voraussichtlich 270.000 Euro zur Verfügung. Die Erstmaßnahmen, welche durch den städtischen Bauhof erfolgen, müssen in den meisten Fällen ausreichend und dauerhaft sein. Eine nachträgliche Instandsetzung durch eine Fachfirma wird nur in sehr wenigen Ausnahmen erfolgen.“
Weitere Kollateralschäden
Aktuell werden allerdings nicht nur Löcher geflickt, sondern auch weitere Kollateralschäden des Winters, wie es Ulf Scholz formuliert, behoben. Beim Schneeräumen herausgerissene Leitpfosten und Pflastersteine müssen an ihren ursprünglichen Platz gebracht werden. Durch Räumschilde verursachte Erdaufwallungen entlang von Grünanlagen sind zu beseitigen. Kehrmaschinen werden den Splitt beseitigen. Die eigentliche Flickenoffensive auf den Straßen, in deren Verlauf auch kleinere Löcher „verarztet“ werden, können erst beginnen, wenn die Asphaltmischanlagen öffnen und Heißmischgut zur Verfügung steht.