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60 Jahre Ehe und 60 Jahre Leben in Hoyerswerda

Unsere Leser Petra und Klaus Heine werfen einen persönlichen Blick auf ihre Zeit in der Stadt seit dem Sommer 1962.

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Ihre Diamantene Hochzeit feierten vor ein paar Tagen Petra und Klaus Heine. Sie sind
nun auch seit sechs Jahrzehnten in Hoyerswerda zu Hause.
Ihre Diamantene Hochzeit feierten vor ein paar Tagen Petra und Klaus Heine. Sie sind nun auch seit sechs Jahrzehnten in Hoyerswerda zu Hause. © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Sonne, Regen und Gewitter gehören zu einer Partnerschaft, gehören zum Leben. So war es auch bei uns in dieser Stadt. Zum Polterabend in Leipzig brachten die Kollegen den Wohnungsschlüssel für eine Einraumwohnung in der Magistrale, die inzwischen Bautzener Allee heißt. Bald zogen wir um. Um das neue Haus waren Sand und vertrocknetes Gras, es war höllisch heiß. Der Motorroller konnte im Sand nicht stehen. Überall lagen noch Baumaterialien. Aber die Wohnung war eine Freude! Kaltes und warmes Wasser „aus der Wand“ und immer ein warmes Zimmer!

Nur der Fahrstuhl war noch nicht funktionstüchtig. So musste der bald benötigte Kinderwagen fünf Etagen hinauf und hinunter geschleppt werden. Mit dem Kauf von Kühlschrank und Waschmaschine mit Schleuder waren wir noch nicht an der Reihe. So sollten die Windeln des Babys auf dem gegenüber liegenden Platz flattern. Zwei Polizisten monierten: „Hier gennse keene Windeln uffhängen. Hier wird ä Däader gebaut.“ Dieses war endlich fertig, als schon das Enkelkind in den Windeln lag, und wir erlebten mit großer Freude die Eröffnung des Hauses der Berg- und Energiearbeiter, heute Lausitzhalle.

Wir sahen das Wachsen und Gedeihen unserer Stadt. Die Linden an der Magistrale wuchsen. Sie waren gepflanzt worden, als unser erstes Kind unterwegs war. Rasch ergrünte die Stadt im Lausitzer Sand, gehegt und gepflegt durch die Hausgemeinschaften. Bald gab es ein Kaufhaus, ein Café und eine Tanzbar in der Neustadt, dazu die altstädtischen Möglichkeiten.

Unsere Kinder durchlebten die großzügige Bildungslandschaft, fußläufig erreichbar, und die vielfältigen Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten: Musikschule und Sinfonisches Orchester, eine Station für junge Techniker und Naturforscher, auch Puppenspiel, Chor sowie viele Arten, Sport zu treiben. Zudem hatte fast jede Schule eine Bibliothek und bot zahlreiche Arbeitsgemeinschaften an. Das Gewerkschaftshaus der Berg- und Energiearbeiter ergänzte später das Angebot. Bald wuchs auch ein Konzertpublikum heran. Als Gisela May und Manfred Krug in der Alfred-Scholz-Halle gastierten, wurde zwar der Saal mit einem schwarzen Vorhang halbiert, um die geringe Zahl der Besucher zu kaschieren. Doch das blieb eine Ausnahme. Theaterfahrten nach Senftenberg und ans Deutsche Theater nach Berlin ergänzten das gute kulturelle Angebot, dank Kulturbund sowie Freundeskreis für Kunst und Literatur.

Aber: Zwei Fahrräder und eine Bohrmaschine wurden aus dem Keller gestohlen, ein Schlafsack vom Wäscheplatz. Ein Wohnungseinbruch und ein im Treppenhaus angezündeter Kinderwagen waren ebenso wenig erfreulich. Auch Arbeitslosigkeit und danach Arbeit bei nur geringem Entgelt erlebten wir, ebenso den Rückbau und die frischen Neubauten. Wir fühlen uns im Alter gut aufgehoben in Hoyerswerda, genießen das helle, freundliche Wohnen in guter Nachbarschaft. Nun hat jeder ein eigenes Zimmer, erst jetzt, im Alter. Früher durfte die Wohnung immer erst nach der Geburt eines weiteren Kindes größer werden. Wir zogen um und um. Es waren und sind gute Jahre in Hoyerswerda. (red)