Baden frühestens ab 2027 realistisch

Groß Särchen. Baden im Knappensee ist frühestens ab 2027 realistisch. Bereits 2023 soll der Rundweg im Bereich Koblenz, Groß Särchen bis Maukendorf freigegeben sein. Radler brauchen dann nicht mehr die für sie gefährliche B 96 zu nutzen. Bereits 2022 lässt die Gemeinde Lohsa die Brücke am Knappensee-Einlauf in Groß Särchen fertigstellen. Ebenfalls 2022 soll am Groß Särchener Ufer die Erschließung des Vereinszentrums mit Zufahrt, Trinkwasser, Abwasser, Regenentwässerung, Parkplätzen, Straßenbeleuchtung und Ersatzpflanzungen geschafft sein. Vereine können bereits ab 2023 bauen. Dies waren die konkreten Zukunfts-Botschaften am Sonnabend beim Tag der offenen Baustelle am Knappensee.
Eingeladen hatten die LMBV und das Sächsische Oberbergamt. Rund 200 Besucher kamen. Im Vorfeld gab es 120 Anmeldungen. An mehreren Stationen informierten die Veranstalter. Unterstützt wurden sie durch die Gemeinde Lohsa, den Zweckverband Lausitzer Seenland Sachsen, die Firmen V & C Metzner und Ecosoil sowie durch ehrenamtliche Kräfte der Feuerwehr. „Wir sind mit insgesamt 50 Kräften im Einsatz. Der Zuspruch ist gut“, sagte LMBV-Pressesprecher Dr. Uwe Steinhuber.
Der Rutschungskessel wird vollständig aufgefüllt. Gesichert wird er mit einem zweigeteilten Damm wasserseitig und landseitig. „Der gesamte Einzugsbereich erstreckt sich auf 28 Hektar. 30 Millionen Euro kostet allein die Kessel-Sanierung. Die Gesamtmaßnahme dauert bis 2030“, erläuterte Marko Walter, seit 2018 verantwortlicher Projektmanager der LMBV am Knappensee, die Sanierungstechnologien Rütteldruckverdichtung und leichte Rütteldruckverdichtung. Bis in 35 Meter Tiefe wird am See verdichtet. Die größte Teufe liegt im Bereich Maukendorf. Beide Technologien bewähren sich in der Praxis, so Marko Walter. „Die Rutschung verlief nur bis zum fertiggestellten Damm-Bereich.“ Ende 2024/ Anfang 2025 ist Baubeginn für den Damm vor dem Rutschungskessel. „Nach Fertigstellung prüfen wir mit Sachverständigen, ob eine Teilnutzung des Sees zum Baden möglich ist. Realistisch ist Baden frühestens ab 2027“, schätzte Kai Oliver Dammer, Referent Bereich Braunkohlenbergbau beim Sächsischen Oberbergamt, ein.
Wie früher führt bald wieder ein 8,1 Kilometer langer Rundweg um den Knappensee. Die LMBV stellt den Urzustand wieder her. 40 Prozent werden asphaltiert, der Rest wird Sandboden sein. Finanziert wird das mit „Paragraf-3-Mitteln“. Das sind Gelder aus dem Bund-Länder-Verwaltungsabkommen zur Bergbausanierung mit dem Zweck „Wiederherstellung“. „Unser Ziel ist jedoch ein vollständig asphaltierter Radweg. Das wollen wir möglichst mit Paragraf-4-Mitteln zur Erhöhung des Folgenutzungsstandards erreichen“, unterstrich Jens Kieschnick, Bauamtsleiter der Gemeinde Lohsa. Der Rundweg wird weitgehend mit dem Uferweg identisch sein. Ende 2022 will die LMBV den Abschnitt Groß Särchen bis Maukendorf fertigstellen. Dann erstellen Geologen den Abschlussbericht. Ziel ist, so Kai Dammer, möglichst die Freigabe des Rundwegs 2023 im Bereich Koblenz – Groß Särchen – Maukendorf im Bereich Südwest / West. „Wir wollen definitiv eine Anbindung des Rundwegs zur Energiefabrik Knappenrode. Das wäre touristisch eine echte Aufwertung“, meinte Lohsas Bürgermeister Thomas Leberecht.Die Gemeinde nutzt die Sanierungszeit intensiv. Sie treibt vor allem das Projekt Vereinszentrum voran. Anglervereine und Wassersportvereine sichern sich bereits Flächen. „Es gibt noch freie Kapazitäten. Interessierte melden sich bitte bei der Gemeinde“, so Jens Kieschnick. Eigentlich sollte der 2018 erstellte Masterplan „Nachnutzung Knappensee 2.0 – erholsam, naturbelassen, aktiv“ bereits realisiert werden. Die Gemeinde Lohsa und der Zweckverband Lausitzer Seenland Sachsen hatten ihn angeschoben. „Doch 2021 kam die Rutschung ...“, erläuterte Verbands-Geschäftsführer Daniel Just am Info-Stand der Gemeinde Lohsa. Seine Botschaft: Der Knappensee braucht wieder eine touristische, wirtschaftliche Zukunft; er braucht Alleinstellungsmerkmale im Lausitzer Seenland. Dazu gehört die Anbindung an die Energiefabrik. „Vorstellbar wäre auch ein Rundkurs für Skater um den Knappensee“, regte Daniel Just an. „Eine solche Attraktion gibt es noch nicht im Seenland.“ Geplant sind durch die Gemeinde Lohsa im Bereich Koblenz/Groß Särchen mehrere Maßnahmen. Dazu gehören der Parkplatz am Strand Groß Särchen, der Spielplatz mit Piratenschiff „Drake“ am Strand Groß Särchen, der Spielplatz mit Traktor am Strand Koblenz, die Brücke am Einlauf Koblenzer Graben und die Errichtung einer zentralen Einlass-Stelle mit geregeltem Bootsleih.
Einwohner wie Kerstin Woko aus Koblenz wünschen sich den Erhalt des „Zielrichter-Turms“ (Regatta-Turms). Denn er gilt vielen als Wahrzeichen am Südwest-Ufer des Knappensees. Vorstellbar wäre die Nutzung als Aussichtspunkt, Informationsstand oder Ausstellungsort. „Der Turm ist markant. Wir prüfen, was machbar und leistbar ist,“ versicherte Jens Kieschnick.
Kerstin Woko und ihr Mann sind Wassersportler. Sie haben zu Hause ein Boot. Nach Jahren des Wartens (seit 2013 ist der Knappensee komplett gesperrt) wollen sie endlich wieder ans Wasser. „Wir wünschen uns eine Teilnutzung des Sees – für die Strände, für den Rundweg, für den Zugang zum Wasser. Und das möglichst schon vor Ende der Sanierung 2030“, sprach sie vielen Bürgern aus der Seele.
Manfred Wieder aus Groß Särchen liegt vor allem die Rekultivierung und die Wiederaufforstung der abgeholzten Bereiche am Herzen. „Denn hier sind unzählige Bäume entfernt worden. Fauna und Flora sollten wiederhergestellt werden. Das sollte zumindest versucht werden.“ Kai Dammer vom Sächsischen Oberbergamt nimmt diesen Hinweis ernst. „Der Zustand an den Ufern soll ursprünglich wiederhergestellt werden“, versichert er. „Grundlage ist die sogenannte Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung aus dem Jahr 2013. Das betrifft zum Beispiel die Wiederherstellung von Schilf-Gürteln, Wald und Offenland. Betroffene Landwirtschaftsbetriebe erhalten ihre Flächen zurück oder Alternativ-Flächen.“
