Beurkundet wird jetzt in der Kirchstraße

Hoyerswerda. Mehr oder weniger stadthistorische Referenzpunkte gibt Luise Mehnert an, wenn jemand sie fragt, wo genau sie eigentlich zu finden ist. Das Notariat, sagt sie dann, ist in der früheren Fischbratküche untergebracht, die ja zwischenzeitlich schon der Sitz der HypoVereinsbank war. Es hilft auch der Hinweis, dass das Büro schräg gegenüber dem historischen Postgebäude liegt, das seine ursprüngliche Funktion vor mittlerweile auch schon wieder zwei Jahrzehnten eingebüßt hat.
Dinge ändern sich eben, doch das Gerücht, Hoyerswerda verfüge nach dem Tod von Dr. Wolf Hudelmaier Ende Juni des vergangenen Jahres über kein Notariat mehr, ist eben nur dies – ein Gerücht. Denn schon wenige Tage später trat Luise Mehnert im Juli die Stelle als Notariatsverwalterin an. Die Bundesnotarordnung verbindet diese Begrifflichkeit mit einer vorübergehenden Wahrnehmung des Notaramtes. Die ordentliche Bestellung eines Notars oder einer Notarin durch das Land Sachsen – immerhin auf Lebenszeit – ist ein gesetzlich geregeltes Verfahren. Das Justizministerium schreibt diese Stellen bei Bestehen eines entsprechenden Bedarfes aus und nimmt Bewerbungen entgegen. Auch die Notarstelle in Hoyerswerda wurde nach diesem Verfahren ausgeschrieben und wird demnach wiederbesetzt werden. Die Entscheidung des Justizministeriums unter den Bewerbern steht dabei noch aus.
Luise Mehnert ist nach abgeschlossenem Studium an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena sowie zwei Staatsexamen Volljuristin. Eine weitere Voraussetzung für den Notarberuf ist freilich ein der Bestellung vorausgehender, mindestens dreijähriger Anwärterdienst als Notarassessorin oder -assessor. Hoyerswerdas aktuelle Notariatsverwalterin befindet sich dieser Tage am Ende dieses Anwärterdienstes. Als sie im vorigen Sommer in Hoyerswerda einsprang, war der gebürtigen Leipzigerin das Notariat am Pforzheimer Platz keineswegs unbekannt. Denn im Rahmen der Ausbildung hatte sie schon zuvor im Büro von Dr. Hudelmaier Vertretungen übernommen. „Ich mag die Region“, sagt die junge Frau, erzählt von Begegnungen mit netten Menschen und davon, dass sie an der Seenlandschaft Geschmack gefunden hat. Sie könne sich durchaus vorstellen, hier heimisch zu werden. Daher hat sie sich auch auf die ausgeschriebene Notarstelle beworben. Ob es dazu kommt, muss nun das Besetzungsverfahren zeigen.
Der Umzug ging schneller
Einen dienstlichen Umzug hat Luise Mehnert immerhin schon hinter sich. Das Jahr 2022 begann mit dem Kistenpacken am Behördenpark und dem Wechsel in die Kirchstraße 7. Natürlich hat alles seine Vor- und Nachteile, aber die Juristin sagt, sie fühle sich in der inneren Altstadt sehr wohl. Das Büro, das sie und die zwei Mitarbeiter des Notariats bezogen haben, ist hell und geräumig. Und der Umzug selbst hat sogar ein paar Tage weniger in Anspruch genommen, als ursprünglich kalkuliert war. Luise Mehnert ist das nur recht.
Ihr ist schließlich daran gelegen, dass den Menschen in der Stadtregion die amtlichen Dienste eines Notariats zur Verfügung stehen, ob nun zum Beispiel jemand eine Vorsorgevollmacht errichten, eine Erbschaft regeln oder eine Scheidungsvereinbarung schließen will. In ihrem Beurkundungszimmer erklärt die Notariatsverwalterin, sei es wichtig, dass heikle Themen sachlich, ausführlich und auch vertrauensvoll besprochen werden können: „Wenn jemand zum Beispiel ein Haus verkauft, in dem er 40 Jahre lang gelebt hat oder eine junge Familie sich nach einem Hauskauf einrichtet, dann sind das ja sehr essenzielle Entscheidungen. Dafür braucht es Verständnis und Fingerspitzengefühl.“ Sie selbst, erklärt Luise Mehnert, unterbreite in diesen und anderen Fällen Vorschläge, die Entscheidungen könnten jedoch nur die Mandanten treffen.
Notariatsverwalterin Luise Mehnert, Kirchstraße 7,
Kontakt: Tel. 03571 - 47 84 429; E-Mail: [email protected]