Das „Warum“ finden und sich selbst organisieren

Von Thea-Laurine Scholz
Spohla/Hoyerswerda. Deutschland war bisher ein Land des Präsenzunterrichts. Es ist eine geregelte Routine: Kinder gehen von halb acht bis um zwei zur Schule, danach in den Hort oder mancher direkt nach Hause. Dann sind Hausaufgaben zu machen oder man muss lernen. Und das war’s eigentlich schon. Am nächsten Morgen beginnt alles wieder von vorn. Viel Zeit oder überhaupt die Muse zu eigenen kreativen oder sportlichen Aktivitäten blieb da nicht. Doch von jetzt auf gleich gibt es den gewohnten Schulalltag nicht mehr. Somit dachte sich wahrscheinlich jeder zuerst „Cool, keine Schule – Ferien“.
Weg von Ablenkung
Nach einer kurzen Zeit kam die Ernüchterung. Ich habe das Gefühl, dass viele Freunde und Kinder sowie deren Eltern mit dieser Situation überfordert sind.
Nun möchte ich gerne erzählen, wie ich es geschafft habe, meinen Tag sowohl kreativ als auch produktiv zu gestalten und nicht Ablenkungsopfer von Social Media, Netflix und Co. zu werden. Ich muss sagen, dass ich während des Lockdowns richtig gut zurechtgekommen bin. Bald sogar besser als im Präsenzunterricht. Wie war das möglich?
Eines der ersten Dinge, die ich gemacht habe, war, einen eigenen Stundenplan zu erstellen. Oft habe ich mich mit meinen Freunden während der Schulzeit darüber unterhalten, wie toll es denn wäre, wenn die Schule erst um acht oder neun Uhr anfangen würde. Gemütlich aufstehen und den restlichen Tag mehr genießen. Oder dass wir es sinnvoller fänden, den Unterrichtstag mit Mathe oder Physik zu starten, weil man morgens besser logisch denkt, als in der Nachmittagshitze oder nach fünf anderen Fächern. Und dann eben am Nachmittag Kunst oder Sport zu machen, um den Geist ein wenig baumeln zu lassen. Sind das alles nur Wünsche, die zu schön sind, um wahr zu werden?! Doch dann auf einmal, wenn man es selbst in der Hand hat, wie man seine Woche gestaltet, erfüllt man sich den Schülertraum doch nicht.
Gerne werden andere dafür verantwortlich gemacht, weshalb man seinen Träumen gerade jetzt nicht folgen kann. Aber am Ende sind wir es selbst, die für unser „Glück“ verantwortlich sind. Somit ist der erste Schritt zu einem für jeden individuell definierten, produktiven Tag ein „Warum“ zu finden. Sich klar zu machen, weshalb sollte ich heute nicht als erstes nach dem Aufstehen mein Handy in die Hand nehmen, sondern vielleicht lieber etwas lesen oder spazieren gehen. Am einfachsten ist es, sich immer wieder zu sagen, dass man das, was man heute macht, für sich selbst macht. Für sich und niemanden sonst.
„Ich mache das für mich.“
Ich mache meine Hausaufgaben nicht, damit der Lehrer mich lobt, ich gebe nicht rechtzeitig ab, um die Note Eins auf dem Zeugnis stehen zu haben. Nein. Sondern ich mache es in erster Linie für mich. Nicht etwa, weil ich so sonderlich viel Spaß an Mathe empfinde, aber um zu lernen, wie ich mich selbst organisiere und strukturiere. Denn wenn ich zu Hause ausziehe, habe ich niemanden mehr, der mich morgens weckt, der mir an die Tafel schreibt, was ich alles wissen muss oder in der nächsten Woche mitbringen soll und niemanden, der auf meine körperliche Fitness achtet.
Ich persönlich komme am besten damit zurecht, gegen sieben Uhr den Tag zu beginnen. Meistens liege ich dann noch ungefähr eine halbe Stunde in meinem Bett und lese, um wach zu werden. Am liebsten etwas Fantastisches, von einer anderen Welt, in einer Umgebung, die mich inspiriert und mich in ein anderes Universum holt.
Danach habe ich mir, um wirklich munter zu werden und die Laune für Schularbeiten aufzubringen, verschiedene kurze Sportsessions online herausgesucht – zum Beispiel auf Youtube. Dabei entscheide ich jeden Tag, wie ich mich gerade fühle, was ich gerne machen möchte. Auch, wenn es mal nur fünf Minuten sind. Aber ich bin sicher, alleine diese paar Minuten täglich geben unglaublich viel Motivation. Denn so hat man das Gefühl, schon etwas Produktives getan zu haben. So ist es auch mit dem Lesen. Danach noch raus zu gehen und beispielsweise zu joggen, ich weiß, das hört sich immer wie so ein Halbmarathon an. Aber es kann nur eine kurze Runde im Wald sein. Das bringt positive Gedanken in den Tag. Oder einfach nur spazieren gehen. Denn am Morgen ist die Luft wirklich ein dankbarer Energielieferant. Und erst dann frühstücke ich. Aber das auch nicht einfach nebenbei und nicht vorm Bildschirm, sondern ich nehme mir Zeit dafür und genieße meine erste Mahlzeit.
Wünsche fixieren und umsetzen
Ich empfehle, dass man sich wirklich mal kurz die Zeit nimmt, um einen kleinen Wunschzettel zu schreiben. Was sind die Ziele für diese Woche oder diesen Monat – schulisch, wie auch kreativ oder sportlich. Und dann nimm deinen Hintern vom Sofa und fang an, deinen Wunschtag nicht nur zu gestalten, sondern zu leben.