Lohsa. Über Wochen anhaltende Hitze und Trockenheit – diese Wetterlage hatte die Region zuletzt fest im Griff, ehe die Niederschläge am Wochenende etwas Linderung brachten. Vor vier Jahren etwa um diese Zeit herrschte eine fast identische Witterung. Damals sorgte sie nicht nur für den Trockenfall von längeren Abschnitten der Schwarzen Elster, sondern auch für dramatische Zustände am Silbersee.
Es kam zum Fischsterben in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß. Der Anglerverband „Elbflorenz“ Dresden, der das Gewässer bewirtschaftet, musste seinerzeit mit seinen Mitgliedern und vielen Helfern um die 20 Tonnen Fischkadaver einsammeln und entsorgen. Badegäste und Dauercamper litten tagelang unter dem Gestank. Das Landratsamt warnte vor dem Baden im See.
Regelmäßiger Datenaustausch
Die Hiobsbotschaft über ein Fischsterben im Silbersee ist in diesem Jahr ausgeblieben. Beim Anglerverband „Elbflorenz“ (AVE) hofft man, dass es auch dabei bleibt. Auf jeden Fall steht das Gewässer unter Beobachtung, ließ AVE-Pressesprecher Martin Schuster wissen. „Wir bekommen regelmäßig von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) die Werte zugesendet und können dann abschätzen, ob es kritisch sein könnte oder noch alles in Ordnung ist.“ Laut den letzten Daten bestehe kein Grund zur Sorge. „Nach den aktuellen Messungen der letzten beiden Wochen ist die Wasserqualität relativ gut. Sauerstoff ist noch bis in eine Tiefe von vier bis fünf Metern reichlich vorhanden, und der pH-Wert ist leicht erhöht. Die Sichttiefe lag bei der letzten Probenahme am 18. August bei 1,4 Meter“, teilte Gerlind Ostmann von der LTV-Pressestelle mit. Unabhängig von der Datenlage ist sich Martin Schuster sicher, dass die Leute am Silbersee aufgrund der Ereignisse im Jahr 2018 besonders sensibilisiert sind. „Sobald ein toter Fisch entdeckt werden sollte, wird der Anglerverband das erfahren.“
Trockenfall in kleinen Gewässern
Dass sich die allgemeine Situation an vielen Gewässern zuletzt immer mehr zugespitzt hat, ist eine Tatsache. „Die Wasserstände lagen oft deutlich unter dem normalen Füllstand. Kleine Fließgewässer und Bäche sind oft schon trocken gefallen“, schildert Martin Schuster. Dennoch seien im Zuständigkeitsbereich des Anglerverbandes „Elbflorenz“ in diesem Jahr bis jetzt noch keine weiteren Notabfischungen erfolgt, außer denen in der Schwarzen Elster. „Ein Abfischen und Umsetzen macht auch nur Sinn, wenn nahegelegene Gewässerabschnitte als Refugium zur Verfügung stehen. Im Fall der Elster haben wir die Fische am nächst gelegenen Wehr eingesetzt.“
Wegen des geringen Wasserpegels erfolgte vor wenigen Tagen unter der Regie eines Referenten für Gewässerwirtschaft im Landesanglerverband Brandenburg eine Abfischung in Teilbereichen des Senftenberger Schlossparkteichs. „Die Maßnahme war notwendig geworden, weil wegen der aktuellen Trockenheit keine Wasserentnahme aus der Schwarzen Elster möglich ist und dem Schlossparkteich kein Wasser zugeführt werden kann“, war von Bürgermeister-Referent Henry Doll aus dem Senftenberger Rathaus zu erfahren.
Wieder in die Natur entlassen
Bei der dreistündigen Aktion wurden 51 Zwergwelse, zwölf Schleien, 23 Rotfedern, 46 Hechte und ein Bitterling mittels Elektrofischfang und Keschern aus dem Teich geholt. Die Fische wurden in Bottichen zur Schwarzen Elster gebracht und im Bereich zwischen Brieske und Niemtsch – bis auf die Zwergwelse, die keine heimische Art sind – wieder in die Natur entlassen.
Neben dem Silbersee sind auch der in dessen Nachbarschaft gelegene Dreiweiberner See und der Bärwalder See beliebte Angelgewässer mit ausgezeichnetem Fischbestand. Am Bärwalder See nimmt die LMBV regelmäßig Wasserproben, heißt es vom Anglerverband „Elbflorenz“. „Aktuell ist auch dort die Situation unkritisch.“ Vom Dreiweiberner See gibt es ebenfalls keine Anzeichen, die Grund zur Sorge sind.
Allerdings kann sich die Lage in einzelnen Gewässern auch wieder zuspitzen, heißt es aus der Landestalsperrenverwaltung. „Meist ist es ein langsamer, stetiger Prozess, bei dem der Sauerstoff aufgezehrt wird und der pH-Wert und die Temperatur steigen. Steigt die Temperatur und/oder der pH-Wert in den oberen Schichten zu weit, wollen die Fische tiefer ins Wasser, wo die Lebensbedingungen besser sind“, erläutert Gerlind Ostmann. „Sinkt in der Tiefe der Sauerstoffgehalt durch Zehrungsprozesse zu weit ab, müssen die Fische wieder ausweichen. So verringert sich der potenzielle Lebensraum der Fische von oben und unten zusehends, die Fische rücken näher zusammen. Wenn kein Lebensraum mehr vorhanden ist, kann das zu einem großen Fischsterben wie damals führen.“
Sauerstofffreie Todeszone
Stabile warm-trockene Witterung über Wochen hatte 2018 für eine Erhöhung der Wassertemperatur und des pH-Wertes im Silbersee geführt. Es entstand ein Sauerstoffdefizit am Grund des Sees. Beim Versuch der Fische, den hohen Wassertemperaturen zu entkommen, wichen sie in tiefere Schichten aus, wo sie in der sauerstofffreien Zone erstickten. Vorherzusagen sei so etwas sehr schwer, betont die LTV-Sprecherin und beruhigt: „Die aktuelle Wetterlage lässt eher eine weitere Entspannung der Situation vermuten. Denn niedrigere Temperaturen, weniger Sonneneinstrahlung und gelegentliche Niederschläge in Verbindung mit Wind sollten zu Abkühlung und Eintrag von Sauerstoff führen.“