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Der Knappensee braucht wieder Leben

... und bald eine Teilnutzung. Der Verein Knappenseerebellen lädt für den 13. August zu einem Informationstag ein.

Von Andreas Kirschke
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Werner Petrick ist Vorsitzender des Vereins Knappenseerebellen e. V.. Wie seine Mitstreiter hofft er zumindest auf eine Teilnutzung des Sees schon vor 2030.
Werner Petrick ist Vorsitzender des Vereins Knappenseerebellen e. V.. Wie seine Mitstreiter hofft er zumindest auf eine Teilnutzung des Sees schon vor 2030. © Foto: Andreas Kirschke

Groß Särchen. Seit 2014 ist der Knappensee per Allgemeinverfügung des Sächsischen Oberbergamtes komplett gesperrt. Nach der Rutschung am 11. März 2021 verzögert sich die Wiederfreigabe des Sees um weitere Jahre. 2030 nennt das Oberbergamt jetzt als Öffnungstermin. „Das wäre eine Katastrophe. Das würde Investoren, Vereine, Touristen und Einwohner verprellen“, ist sich Werner Petrick, Vorsitzender des Vereins Knappenseerebellen e. V., sicher.

Der Verein lädt daher für den 13. August ab 11 Uhr in den Sunshine-Park am Groß Särchener Knappensee-Ufer zu einem Informationstag ein. Über Ziele und Motivation sprachen wir mit dem Vereinsvorsitzenden Werner Petrick.

Herr Petrick – worum geht es am diesjährigen Knappenseetag?

Wir wollen über unsere Aktivitäten informieren. Auf der Tagesordnung stehen der Tätigkeitsbericht 2021 und unser Standpunkt zur Verfüllung des Rutschungskessels in den kommenden Jahren. In der Diskussion geht es dann auch um weitere Fragen und spezielle Themen wie Entschädigung und Belastungen infolge der jahrelangen Sperrung.

Wie groß ist der Verein?

Unser Verein besteht jetzt seit 2013. Derzeit gehören ihm 50 Mitglieder an. Sie kommen aus Koblenz, Groß Särchen, Bautzen und sogar aus ganz Sachsen, aus Chemnitz und Dresden etwa. Uns eint die starke Verbundenheit zum Knappensee und zu seiner Natur. Uns eint die Sorge um seine Zukunft. Wir wollen selbst zur Zukunft des Sees beitragen. Im Verein engagieren sich heute Camper, Angler, Gartenbesitzer und Einwohner.

Wie steht der Verein zum Thema „Verfüllung des Rutschungskessels“?

Unserer Ansicht nach ist viel Zeit verstrichen, um eine geeignete Sanierungsmethode zu finden. Wir hätten uns Einsicht in die Unterlagen und in das jetzige Konzept gewünscht, bevor darüber entschieden wird. Wir hätten uns eine öffentliche Diskussion über das Konzept gewünscht. Das war leider nicht möglich ... Am 30. Mai stellten wir beim Sächsischen Oberbergamt den Antrag auf Einsicht in das Sanierungskonzept. Wir warten noch immer auf Antwort. Leider wurde bislang vom Sächsischen Oberbergamt nicht genau gesagt, welche Art von Erdmassen zur Verfüllung dienen und woher sie genau kommen.

Welchen Standpunkt vertritt der Verein zur Sanierung?

Wir sind für den Schutz und für die Bewahrung des Knappensees – er sollte im Ursprungszustand wieder hergestellt werden. Bei der Rutschung 2021 stürzten damals rund eine Million Kubikmeter Erdmassen in den See. Sie sollten auf keinen Fall im See verbleiben, sondern wieder zur Auffüllung des Rutschungskessels genutzt werden. Damit kämen die hineingespülten Erdmassen wieder heraus. Damit würde der See nicht kleiner werden. Damit würde sich auch das Wasservolumen nicht künstlich verringern.

Reichen Ihnen die Botschaften vom vor einiger Zeit gehaltenen „Tag der offenen Baustelle“ aus? Dort hieß es: Baden im Knappensee ist frühestens ab 2027 realistisch; bereits 2023 Freigabe des Rundweges im Bereich Koblenz, Groß Särchen bis Maukendorf; im Jahre 2022 Abschluss der Erschließung des Vereinszentrums durch die Gemeinde Lohsa ...

Die Jahreszahl 2027 zum Baden nehmen wir so nicht hin. Der Knappensee braucht unserer Ansicht nach deutlich früher wieder Leben und möglichst bald eine Teilnutzung. Das sollte möglich sein! Im Nordbereich Maukendorf und im Südwest-Bereich Groß Särchen sollte das Baden unter Auflagen begrenzt möglich sein, ebenso Wassersport und Segelsport. Wie gesagt – immer nach Einschätzung der Sicherheitslage durch Sachverständige. Die Rechtslage zum Knappensee, zu einer ganz konkreten Teilnutzung und Zwischennutzung schon vor 2030, ist noch ungeklärt. Es gibt keine verbindlichen, klaren Aussagen dazu.

Was sollte mit der Infrastruktur am Knappensee geschehen?

Früher war an allen Ufer-Standorten, also in Koblenz, in Groß Särchen, in Maukendorf und in Knappenrode, die Infrastruktur für Trinkwasser, Abwasser und Elektrik gut erschlossen. Das sollte erhalten bleiben oder zumindest wiederhergestellt werden. Die Grundlagen sind noch vorhanden.

Im Zuge der jetzigen Sanierung sind auch unzählige Bäume in den Uferbereichen gefällt und entfernt worden ...

Mitunter sind im Uferbereich 20 bis 30 Meter breite Streifen abgeholzt worden. Wir halten die Wiederaufforstung für sehr dringend. Unserer Meinung nach hätte sie längst beginnen müssen.

Was erhoffen Sie sich vom diesjährigen Knappenseetag?

Ich hoffe auf rege Beteiligung, auf offene Diskussionen, auf konstruktive Mitarbeit. Wie schon gesagt: Es wird nicht nur um den Rutschungskessel gehen. Weitere Schwerpunkte sehen wir in noch nicht abgeschlossenen Vorgängen zu Entschädigungen (sie sollten eigentlich 2014 vor Sanierungsbeginn erledigt sein), in der Wiederaufforstung von Schutz- und Uferwald, in der Zukunft der Campingplätze am See und um die Zukunft der Rodungsflächen. Nur eine Gras-Einsaat ist keinesfalls die Wiederherstellung der Landschaft am See! Dafür braucht es jetzt zielführende und kompakte Maßnahmen.


Blick auf den Rutschungskessel im Knappensee. Nach der Rutschung am 11. März 2021 verzögert sich die Wiederfreigabe des Sees um weitere Jahre ...
Blick auf den Rutschungskessel im Knappensee. Nach der Rutschung am 11. März 2021 verzögert sich die Wiederfreigabe des Sees um weitere Jahre ... © Foto: Andreas Kirschke
... und das Oberbergamt nennt jetzt das Jahr 2030 als Wieder-Öffnungstermin. Der vom Verein Knappenseerebellen e. V. erhoffte Termin April 2023 ist nicht einzuhalten.
... und das Oberbergamt nennt jetzt das Jahr 2030 als Wieder-Öffnungstermin. Der vom Verein Knappenseerebellen e. V. erhoffte Termin April 2023 ist nicht einzuhalten. © Foto: Andreas Kirschke

Der Knappenseetag ist am 13. August um 11 Uhr im Sunshine-Park, Ufer Groß Särchen / Lohsa, Ortsteil Groß Särchen, Koblenzer Hauptstraße 8. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Weitere Informationen: www.knappenseerebellen.de