Die Eisernen – aus zwei Hauptstädten

Von Werner Müller
Bergen ist die „Hauptstadt“ der Elsterheide. Der LSV Bergen 1990 ist der erfolgreichste (Fußball-) Verein der Elsterheide. Bergen ist stolz darauf, schon immer ein bisschen anders gewesen zu sein. „Es ist die Leidenschaft, die uns verbindet“, sagt LSV- (Landsportvereins-) Präsident Michael Uhlig. Gut – das können andere auch von sich behaupten. Aber eine Mischung aus absoluter Bodenständigkeit und ein wenig „Extravaganz“ im positiven Sinne, die dem Verein „in den Genen“ liegt, die in der Geschichte begründet ist und so manche Besonderheit hervorgebracht hat wie das Norbert-Passeck-Sportfeld oder eine „Hall of Fame“ (siehe unten) – das ist schon etwas, das Bergen exklusiv hat.
„Wir sind ein Dorfverein. Bodenständigkeit und wirtschaftliche Vernunft bestimmen unser Handeln. Mit dem Herzen dabei zu sein – das ist uns ganz wichtig. Bei uns spielt niemand für Geld, sondern für das sportliche Erlebnis; für die Kameradschaft. Wir haben bei den Heimspielen an den Sonntagen über 100 Zuschauer. Wir spielen leidenschaftlich Fußball und wir wollen Spaß haben.“ Vor allem aber: „Wir sind noch da! Es gibt keinen HSV Einheit mehr, keinen Partwitzer Fußballverein, keine ESV Lok, und, und, und ... Aber wir – wir sind noch da!“
Schon das wäre ein Grund zum Feiern. Zum Feiern haben sich die eisernen Hauptstädter der Elsterheide einen „echten“ Hauptstadtclub eingeladen: den 1. FC Union, die „Eisernen“; deren Traditionsmannschaft, in deren Reihen viele Legenden stehen. Ein Fußballfest“! Aber auch ein Dankeschön an Vereinsmitglieder und Fans, die auch von außerhalb kommen. „Am Wochenende wollen wir feiern, genießen und unsere Gäste nicht abzocken.“ Daher wurden als Eintritt drei Euro festgelegt, um die Selbstkosten annähernd zu decken. „Die Leute sollen herkommen, Spaß haben und mit uns "30 Jahre LSV Bergen 1990", also 30 Jahre plus zwei feiern, denn auch uns hat Corona das eigentliche Feier-Datum 2020 verdorben.“ Uhlig sagt ganz klar: „Für uns sind nicht nur die Spieler und Trainer aller Altersklassen wichtig, sondern auch diejenigen, die oft nicht genannt werden. Die die Eintrittsgelder kassieren. Den Rasen in Ordnung halten. Die Wäsche waschen. Die Vereinsbaracke sauber halten ...“
Das Wochenende wird ein Riesen-Event, das der LSV alleine nur schwer stemmen könnte. Aber es gibt ja im Dorf einen Traditionsverein, die Feuerwehr und viele private Leute, die die Fußballer unterstützen. „Alle wissen, wie schwierig es ist, einen Verein "am Laufen zu halten"; immer wieder Menschen zu überzeugen mitzumachen und zu gestalten.“
Ehrenamt, Freundschaft, Legende
Aber auch das zeichnet Bergen aus: „Wenn es mal kritisch wird, dann halten wir zusammen und werden wieder aufstehen. So war es, so ist es – und so wird es auch bleiben.“ Gerade jetzt, da sportlich ein Rückschlag wegzustecken war: „Wir haben jahrelang erfolgreich in der Kreisklasse, Kreisliga und in den letzten 13 Jahren in der Kreisoberliga gespielt. Wir sind am Ende dieser einmal mehr verrückten Corona-Saison sportlich abgestiegen. Wir werden in der Kreisliga neu starten und kämpfen, um nach oben zu kommen. Aber wir haben dabei nicht die Absicht, uns zu verbiegen, um irgend etwas aus dem Boden zu stampfen. Bei uns zählt nicht das Geld, sondern das Ehrenamt und die Freundschaft. Jeder, der zu uns kommt, der muss das begreifen.“
Einer, der beim LSV Bergen geradezu symbolhaft für all das Genannte steht, ist Norbert Passeck, gewissermaßen auch schon eine Legende: „Er ist eine sportliche Leitfigur, auf die alle im Verein schauen. Nach ihm ist unser Stadion benannt. Er wirkt heute noch als Nachwuchstrainer im Verein und wird am Sonnabend auch noch einmal aktiv spielen.“ Dabei wird er mit dem LSV Bergen 1990 auf namhafte Gegnerschaft treffen – wie schon erwähnt, die „Eisernen“, die Berliner Unioner; deren Alte-Herren-Traditionsmannschaft. Diese Partie werden sich die Fußballfreunde der Region gewiss nicht entgehen lassen. Und vielleicht entdeckt ja der eine oder andere ganz und gar sein Herz für den LSV.
Was Mitglieder zum LSV Bergen 1990 sagen
Niels Perlitz: Mit dem LSV verbinde ich 30 Jahre harte, ehrliche Arbeit, viele Persönlichkeiten, mit den man viel Freizeit verbringen kann – und der Spaß steht bei aller Arbeit stets im Vordergrund.
Mathias Prox: Ich bin Jugendtrainer beim LSV Bergen, erhalte vollumfängliche Unterstützung vom Vorstand auf einer Vertrauens-Basis . Dazu kommt die enthusiastische Unterstützung durch die Eltern als Fanbegleitung. Wir feiern Erfolge gemeinsam – und wir leiden auch gemeinsam, wenn es mal nicht so läuft – aber wir haben uns noch immer aus jedem Tief selbst herauszogen – weil es viele sehr gute Spieler und Sportkameraden gibt.
Christoph Richter: Der LSV Bergen ist meine örtliche Heimat; vor allen Dingen aber auch meine sportliche Heimat. Dort habe ich viele Freunde. Genau aus diesem Grunde bin ich schon seit Jahren dabei. Denn unser Verein ist wie eine Familie.
Das Festprogramm
Sonnabend, der 9. Juli
10:00: Fest-Auftakt mit Jugend-Freundschaftsspielen
14:00: Anpfiff zum Freundschaftsspiel des LSV Bergen gegen den 1. FC Union Berlin (Traditionsmannschaft/Alte Herren) – der Eintritt zum Spiel / zum Fest kostet nur 3 Euro (zur Deckung der Selbstkosten). Im Rahmenprogramm gibt es einen Show-Act der international erfolgreichen Sportakrobaten des SC Hoyerswerda. Eine Autogrammstunde mit den Aktiven von Union Berlin leitet über zum Feiern bis „Open End“. Es legt auf: DJ Wonk
Sonntag, der 10. Juli
10:00: Frühschoppen und 2. Bergener Elfmeter-Turnier
An beiden Tagen gibt es Kaffee und Kuchen, Leckeres vom Grill, kühle Getränke, Eis und Kinder-Attraktionen
Geschichte und Daten
1985 wurde die BSG Traktor Bergen gegründet, nahm an der Volkssport-Großfeldliga des Kreises Hoyerswerda teil. Fünf Jahre später erfolgte die Gründung/Umbenennung in LSV Bergen 1990 e. V.
Am 8. September 1994 hatte Bergen endlich einen eigenen Fußballplatz. Davor spielte man gegen Bezahlung auf Plätzen in Hoyerswerda.2009, im Kreismeisterschafts-, Pokalsieg- und Aufstiegsjahr, wurde Bergen zur „Mannschaft des Jahres“ bei der Hoyerswerdaer Sportlerumfrage gekürt.
Am 16. Januar 2010 wurde der Hartplatz „Weiße Asche“ mit einem Spiel gegen den SC Spremberg eingeweiht – Resultat 1:1.
Am 22. Februar 2013 dankte Präsident Detlef „Rudi“ Kunze nach über 25 Jahren Amtszeit ab und ist nun erster Ehrenpräsident des LSV Bergen 1990 e. V. Neuer Präsident ist Michael Uhlig.
Seit 16. Dezember 2013 heißt die Spielstätte des LSV Bergen zu Ehren des Ausnahmespielers mit der Nummer „10“ offiziell „Norbert-Passeck-Sportfeld“.
Seit 2015 ist Günther Szymczak Stadionsprecher
Sportliches
Pokal: Der erste Pokal des Kreisverbandes Fußball Hoyerswerda konnte 1996 gegen die SpVgg. 1919 Hoyerswerda II mit 3:2 eingefahren werden. 1999 gewann der LSV Bergen das Pokalfinale 2:1 in und gegen Groß Särchen. Mit einem 5:0-Sieg über den LSV Bluno 74 in Bernsdorf (2007) und einem 4:2-Sieg gegen den LSV Neustadt/Spree in Bluno (2008) wurden die Pokalsiege 3 und 4 eingefahren. Am 20. Juni 2009 war der LSV Bergen Ausrichter des Stadtpokals, trat vor über 650 Zuschauern gegen den SV Laubusch an und erkämpfte mit einem 2:0-Sieg den fünften Pokalsieg. Bergens Galionsfigur Norbert Passeck ist der einzige Spieler, der bei allen fünf Pokaltriumphen dabei war.
Meisterschaft: In der Saison 2008/09 sicherte sich Bergen vier Spieltage vor Schluss die Hoyerswerdaer Stadtligameisterschaft: Aufstieg in die Bezirksklasse, die spätere Kreisoberliga, in der man von 2009 bis 2021 spielte. Den größten Erfolg der Vereinsgeschichte erreichte der LSV am 3. Juni 2012, als man den Kreisoberliga-Titel mit Trainer Lutz Schmuck errang (aber das Aufstiegsrecht nicht wahrnahm.
In der Saison 2014/15 holte die zweite Mannschaft ungeschlagen den Kreisklassetitel und stieg in die Kreisliga auf.
In der Saison 2015/16 holte sich Franz Rösner die Oberliga-Torjägerkanone mit unglaublichen 37 Treffern.
In der neuen Spielzeit 2022/2023 startet man in der Kreisliga und ohne zweite Mannschaft neu.
Menschen
In die „Hall of Fame“ des LSV Bergen aufgenommen wurden: Bernd Nickus, Martin Selinski, Harry Kummer, Norbert Passeck, Detlef Knape, Detlef Kunze, Frank Bogott, Wolfgang Witschaß, Tobias Passeck, Lutz Schmuck, Andreas Jordan
Ehrenspielführer: Norbert Passeck (seit 1996), Franz Rösner (2004-2017), Patrick Scholz (2004-2018), Alexander Marchl (2011-2019)
Ältester Spieler: Patrick Milk (50)
Jüngster Spieler (in der Männermannschaft): Niklas Klein (18)
Ehrenmitglieder: Wolfgang Witschaß, Lothar Stoppel, Dietmar Koark, Lutz Valtin
Edelfans: Achim Richter, Harry Kummer, Alexander Schlien
Unvergessene Helden: Frank „Baron“ Baranowski (1959-2014), Nico „Bombe“ Simgen (1984-2015), Jörg „Jurzoo“ Birnick (1980-2016)