Von Katrin Demczenko
Hoyerswerda. Am 28. Juni 1968 ist das Centrum Warenhaus in Hoyerswerda mit seiner silberglänzenden Fassade inmitten der Neustadt eröffnet worden, um der Bevölkerung der damals schon acht Wohnkomplexe endlich bessere Einkaufsmöglichkeiten anzubieten. „Hier ist der erste Warenhausneubau der Vereinigung Volkseigener Warenhäuser in der DDR entstanden“, erzählt Jutta Benusch zurückblickend.
Die ersten Kollegen eingestellt
Sie war schon 1966 Mitarbeiterin im Personalbüro des Centrums und hat erste Kollegen mit ausgewählt und eingestellt. Dazu gehörten auch die Belegschaften jener Läden in Baracken, die es damals auf dem Gelände der heutigen Lausitzhalle gegeben hat, erinnert sich die 86-Jährige. Dort wurde bis dahin die Versorgung der Neustadtbewohner sichergestellt. Die Leitung des künftigen Warenhauses befand sich im Gebäude in der Heine-Straße, das Alt-Hoyerswerdaer als Blaue Tür kennen.
Das Handelsbüro des Centrums nutzte Räume im Tausend-Mann-Lager, und die Abteilung EDV hat im Keller einer der Polytechnischen Oberschulen im WK VIII alle Abrechnungen und Kontenbewegungen auf Lochkarten erfasst, weiß Hilde Müller zu berichten. Aus dem Handel kommend ist sie 1967 die Leiterin des Handelsbüros geworden. Das bedeutete, mit ihren Mitarbeitern Lieferverträge mit dem Großhandel und direkt mit Produktionsbetrieben in der ganzen DDR abzuschließen. So konnte es ab 1968 in allen Verkaufsräumen Lebensmittel, Möbel, Bekleidung und Schuhe für Männer, Frauen sowie Kinder, Haushaltswaren und Unterhaltungselektronik geben. Ihre Abteilung durfte noch während der Bauphase Büros im Centrum beziehen, die anfangs nur über Bretter durch den Wirtschaftshof erreichbar waren.
Inge Lidola ist aus dem Bergbau in den Handel gewechselt, weil ihr Ehemann über das Gaskombinat Schwarze Pumpe für die Familie in der Neustadt eine Wohnung bekommen hat. Weil sie nun das Centrum auf der anderen Straßenseite entstehen sah und Mitarbeiter gesucht wurden, bewarb sich Inge Lidola und lernte in der Abendschule den Beruf Handelskaufmann.
Mehr als 600 im Haus Beschäftigte
Dann kam der Tag der Eröffnung des Centrums. Sehr viele Menschen standen vor dem Eingang und „die Massen haben den Direktor bald umgerannt“, erinnert sich Jutta Benusch. Aus der Sicht der Mitarbeiter sagt sie: „Die Teams mussten sich erst finden. Immerhin waren über 600 Menschen in dem Kaufhaus beschäftigt, inklusive der Werbeabteilung, der Handwerker, des Fuhrparks und des Lagers. 50 Lehrlinge sind jedes Jahr ausgebildet worden.“
Hilde Müller hat in den ersten Monaten nach der Eröffnung, wenn jemand krank war, samstags in der Kaufhalle an der Kasse gesessen und Regale aufgefüllt. Für Inge Lidola war manchmal nach der Tagesarbeit noch nicht Schluss. Sie hat dann zu Hause die Kinder versorgt und ist noch mal arbeiten gegangen. So einen Zusammenhalt der Mitarbeiter gab es bis 1989. Viele Feste der Brigaden und der ganzen Centrum-Belegschaft haben dazu beigetragen.
Eine böse Überraschung
Dann kamen das Ende der DDR und die Übernahme des Hauses durch den Karstadt-Konzern. 1991 ist Jutta Benusch voller Tatendrang aus dem Urlaub zurück nach Hause gekommen und Knall auf Fall hieß es: Die komplette Leitung ist entlassen. Sie war damals 54 Jahre alt und hat das Personalbüro geleitet. In einer anderen Firma konnte sie, wie viele vor allem ältere arbeitslos gewordene Kollegen, damals keine Beschäftigung mehr finden.
Trotzdem denken die ehemaligen Centrum-Beschäftigten heute noch gemeinsam gern an ihr anstrengendes und doch schönes Arbeitsleben zur DDR-Zeit zurück. So geschehen am Mittwoch, auf den Tag genau 55 Jahre nach Eröffnung des Centrum Warenhauses Hoyerswerda in einer kleinen Runde bei einem Treffen zum Kaffee.