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Früher DDR-Alltag aus französischer Fotografen-Sicht

Von Sanssouci bis zum Ostseebad Warnemünde – ein französischer Fotograf stellt erstmals in Deutschland aus.

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Am Leuchtturm des Ostseebades Warnemünde 1967 beobachtet.
Am Leuchtturm des Ostseebades Warnemünde 1967 beobachtet. © Foto (Reprise): DKW

Von Beowulf Kayser

Cottbus. Deutschland-Premiere für einen französischen Fotografen in Cottbus: Erstmals werden im Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) im Dieselkraftwerk am Amtsteich rund 120 Fotografien des Franzosen Willy Ronis (1910-2009) ausgestellt.

„Zuerst das Leben“ nennt sich Ronis Bilderschau aus der DDR der 1960er-Jahre. „Er reiste insgesamt drei Mal in die DDR“, so BLMK-Pressesprecher Martin Moser. Das erste Mal 1960 in Form einer organisierten Rundreise. 1967 übernahm der kommunistische Fotograf den Auftrag der deutsch-französischen Gesellschaft EFA (Echanges franco-allemands“), die DDR in all ihren gesellschaftlichen Aspekten zu fotografieren. Seine Aufnahmen bieten einen konkreten Blick von außen auf den Alltag in der damals noch jungen Republik und auf die gesellschaftlichen Realitäten und Zustände dieser Zeit. Die Fotografien in Schwarz-Weiß zeichnen sich durch die Fokussierung auf Menschen auf dem Land oder im urbanen Raum aus. Bei ihm steht der Mensch im Mittelpunkt seines Schaffens.

Noch bis 11. September zu sehen

Die Bilder-Reise führt die BesucherInnen im Schaltraum 1 und 2 des 1927 erbauten Cottbuser Elektrizitätswerkes unter anderem zu Ronis’ fotografischen Impressionen „Der kleine Pariser“ (1952), „Die Verliebten von Pont Royal“ (1957) und zum „Selbstporträt im Flugzeug“ zwischen Frankfurt (Main) und West-Berlin (1960). Zum Blickfang wird das einprägsame Bild „Im Park von Schloss Sanssouci“ (1967) mit fröhlichen Kindern an der bekannten Figurengruppe „Das Feuer“, die einst als Geschenk des französischen Königs Ludwig XV. in den Potsdamer Park kam. Am Leuchtturm des Ostseebades Warnemünde entdeckte der französische Fotograf 1967 beim internationalen Militärkonzert einen kleinen Zuhörer im Adamskostüm.

Die Bilder „Insel Rügen“ und „Ein Glas Brause“ aus Rostock gehören zu den interessanten Fotomotiven. „Zwei Rentner vor den Erdölraffinerien in Leuna“, „Tanzschule Gret Palucca Dresden“, ein Porträt von Anna Seghers und der Blick auf den „Bau des Berliner Fernsehturms am Alex“, entstanden vor 55 Jahren, vervollständigen die neue Ausstellung.

Das historische Werk Willy Ronis zur Alltagsgeschichte der ostdeutschen Gesellschaft wurde im Vorjahr erstmals im Espace Richaud in Versailles ausgestellt. In einer Koproduktion mit der Mediatheque du patrimoine et de la photographie (MPP) und der Stadt Versailles ist die Ausstellung jetzt und noch bis zum 11. September 2022 im DKW Cottbus zu sehen. (kay)

Foto-Ausstellung „Willy Ronis. Zuerst das Leben“ – Dieselkraftwerk Cottbus, Am Amtsteich 15/Uferstraße bis zum 11. September 2022, jeweils Dienstag bis Sonntag von 11 bis 19 Uhr, Telefon Tel. 0355 49494040´.