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Handwerk mit Beiprogramm in der Alten Mühle

Am Wochenende ist im idyllischen Hoske Töpfermarkt. Christian Schmidt und Gunda Gleinig laden zum 18. Mal dazu ein.

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Christian Schmidt in seiner Werkstatt: traditionelle Handwerkskunst – und dennoch versucht er sich gern auch mal an Neuem.
Christian Schmidt in seiner Werkstatt: traditionelle Handwerkskunst – und dennoch versucht er sich gern auch mal an Neuem. © Foto: Susann Metasch

Von Susann Metasch

Hoske. Leise summt die Töpferscheibe. Aus dem großen grauen Tonklumpen wächst dank fachmännischen Fingerspitzengefühls in nur drei Minuten eine stattliche Vase heran. Eigentlich hat Christian Schmidt die Produktion für dieses Wochenende längst fertig, doch zur Veranschaulichung für seine Gäste setzt er sich gern auch noch einmal zwischendurch in seine Werkstatt.

Dabei drehen sich die Gedanken des Töpfers statt um sein Werkstück aktuell viel mehr um organisatorische Angelegenheiten für den Töpfermarkt am bevorstehenden Sonnabend und Sonntag: behördliche Genehmigungen, Plakatierungen hier und da, das Grundstück rund um die Alte Mühle auf Vordermann bringen ... Wenn da plötzlich der Rasenmäher streiken würde, muss man eben improvisieren.

Umzug von Hoyerswerda her

Aber das ist der 59-Jährige gewohnt. 1996 erwarb er den Hosker Hof, zog 2005 nach mühevollen Umbaumaßnahmen in das 240-Quadratmeter-Haus ein. „Wir wohnten in einem der Hochhäuser im Hoyerswerdaer WK X, die als erste zum Abriss freigegeben wurden. Da musste eine Alternative her. Es kostete viel Überzeugungsarbeit, aber letztendlich konnte ich Gunda überzeugen“, lächelt er seine Lebensgefährtin mit einem Zwinkern an. Und auf das, was die beiden hier in den letzten Jahren geschaffen haben, kann man schon stolz sein.

Ein Familien-Unternehmen

Der Seitenarm der Schwarzen Elster plätschert hinter der Alten Mühle und die Vögel zwitschern ihr Lied. Auf der Wiese weiden die Ponys. Idylle pur herrscht in der Töpferei Storchenhof. In der Scheune gegenüber richtete Christian Schmidt nämlich auch seine Werkstatt ein.

Mittlerweile ist die gesamte Familie in die Keramik-Kunst involviert. Tochter Josefine Gleinig hat sich ebenfalls im Töpferhandwerk selbstständig gemacht und ihre Werkstatt für die eigene Kollektion mit auf dem Hof. Die andere Tochter, Carolin, unterstützt mit kreativen Gestaltungen ihre Eltern. Die frühere Konditorin Gunda Gleinig ist mittlerweile die geübte Unternehmerin, die hier alles zusammen- und die Fäden in der Hand hat. Sie verziert und bemalt außerdem die filigranen Tonrohlinge mit viel Geschick, zaubert kleine Anhänger und Blumen und backt an diesem Wochenende ganz nach ihren alten handwerklichen Gepflogenheiten die leckersten Blechkuchen.

Das Wochenende auf dem Hosker Töpfermarkt ist eben auf Gemütlichkeit ausgelegt. Es geht nicht nur darum, dass die 17 namhaften Töpfer aus nah und fern hier ihre Waren und die Vielfalt des Handwerks live demonstrieren. Beim Gläschen Wein vom sächsischen Winzer oder dem Tässchen Kaffee mit dem dazugehörigen süßen Etwas lässt es sich herrlich entspannen.

Kinderspaß und Gesang

Die Kinder können in dem riesigen Kieshaufen auf dem Gelände nach funkelnden Schätzen suchen und das Gefundene (wenn es „echt“ ist ...) in der Scheune gegen kleine Aufmerksamkeiten eintauschen. Auch ein Korbmacher und die Gärtnerei Zschorlich werden ihre Kunst präsentieren. Und wenn zum späten Abend Günther Meißner nicht mehr an der Drehscheibe singt, sondern in netter Gesellschaft unter Gleichgesinnten sitzt, dann kehrt noch mehr familiäre Atmosphäre ein.

Neue Ton-Experimente

Das Spektakel auf dem Storchenhof von Hoske findet nun zum 18. Mal statt. Eigentlich ist man routiniert – und dennoch waren alle sehr angespannt, ob nicht eventuell doch die Pandemie mit ihrer vierten Welle einen Strich durch die Rechnung machen könnte (wird sie nicht, d. Red.). Christian Schmidt allerdings macht(e) das Beste daraus: In den vergangenen Monaten experimentierte er zum Beispiel mit einem neuen Material. Der neue Ton hat kleine Eisenoxid-Einschlüsse, die beim Brennen von Schüssel, Teller & Co. originelle Muster in der Glasur hervorrufen.

Auch diese Meisterwerke kann man am jetzigen Wochenende im Wittichenauer Ortsteil Hoske bewundern: Am Sonnabend und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr öffnet der Hof mit der Adresse „Hoske 19“ seine Tore – und damit den Markt der vielen künstlerischen Möglichkeiten.