Von Silke Richter
Hoyerswerda. Die drei Frauen wirken glücklich, als sie beim Pressetermin auf die beiden anwesenden Hunde schauen. Neben Hündin Bella, die aus einem Tierheim stammt, ist auch ein neun Wochen alter Welpe dabei, den Micaela Georgesohn auf dem Arm trägt. Der kleine Pflegehund gehört Nachbarn und wird von der Hoyerswerdaerin an diesem Tag betreut.
Auf Anhieb ist Engagement, Tierliebe und Verantwortungsbewusstsein zu spüren. Charaktereigenschaften, die das Trio vereint und verbindet. Seit mehreren Jahren unterstützen sich die Familien gegenseitig, wenn es finanziell eng wird.
Christina Müller geht es seit einiger Zeit wirtschaftlich gesehen etwas besser. Grund genug für die engagierte Hoyerswerdaerin, ihr Glück mit anderen zu teilen. So unterstützt die Seniorin verschiedene Tierschutzprojekte und entwickelte die Idee, eine Tiertafel zu gründen, um Tierbesitzern in Not helfen zu können.
Madlen Fischer von der Hundeschule „Lausitzer Seenland Dogs“, Christine Noack und Micaela Georgesohn unterstützen das Projekt. Seit mehreren Monaten finden beim Verein „Vereinbarkeit von Beruf und Familien fördern in Ostsachsen“ (vbff) Ausgaben der Tiertafel statt. Dafür kommen bedürftige Tierbesitzer in das Haus der Begegnungen, in welchem die Tafel, die Suppenküche, die Kleiderkammer und die Möbelwerkstatt beheimatet ist.
Alle sechs Wochen transportieren die Frauen der Tiertafel Futtersäcke und -büchsen, sortieren alles nach verschiedenen Tierarten und führen Listen über die jeweiligen Ausgaben. Danach ist Aufräumen und die Organisation der nächsten Tiertafel angesagt. Das läuft alles ehrenamtlich.
Die Spenden stammen von Privatleuten. „Dafür sind wir sehr dankbar. Wir brauchen möglichst dauerhafte Spender, um langfristig weiterhelfen zu können. Wir kaufen zusätzlich Futter und Zubehör und durchforsten monatliche Angebote. Denn es ist sehr mühselig, Spender zu finden. Wir wollen die Not der Tiere etwas lindern, und das tut einfach gut“, meint Micaela Georgesohn ganz selbstverständlich.
Mittlerweile würden nicht nur Hunde, sondern auch Katzen und Nager versorgt. Anfragen aus anderen Kleinstädten wie beispielsweise Lauta erreichen die Tiertafel fast regelmäßig. Dort gäbe es auch zahlreiche Bedürftige, die kaum über die Runden kommen und ihre Tiere mit Speiseresten füttern würden. Es sei schwierig, allen gerecht zu werden und ohne Hilfe von außen sei das auf Dauer kaum zu schaffen. „Wir wünschen uns noch mehr Menschen, die ein "tierisches" Gewissen entwickeln und vor Ort einfach helfen. Unsere Unterstützung ist in jedem Fall da. Die Dankbarkeit der Tafelkunden und ihrer Vierbeiner ist sehr groß, und schon deswegen geben wir alles und nie auf“, so Micaela Georgesohn. Noch vor ein paar Wochen stand die Tiertafel von einem weiteren Problem, das sich aber mittlerweile gelöst hat. Dank einer engagierten Hoyerswerdaerin können die engagierten Tierliebhaberinnen ein kleines Lager für Tierfutter nutzen. Das erleichtert die Arbeit. Dennoch heißt es für die Frauen weiterzukämpfen.
Eine Vereinsgründung könnte Abhilfe schaffen, denn mit Erhalt der Gemeinnützigkeit könnte die Tiertafel offiziell auch Spenden von Firmen oder Stiftungen annehmen. „Aber das schaffen wir nicht. Der Aufwand und das Risiko, einen Verein zu gründen und am Leben zu erhalten ist uns zu hoch“, erklärt Christina Müller. Deshalb strebe man seit geraumer Zeit die Zugehörigkeit zum vffb an. Eine Entscheidung ist bis dato noch nicht gefallen.
Die Tiertafel steuert unterdessen ihrem ersten kleinen Jubiläum entgegen: In einigen Wochen findet die 10. Ausgabe im Haus der Begegnungen statt. Die engagierten Frauen stehen bereits in den Startlöchern. Aufgeben ist für sie keine Option.