Konkret, kurz, klar

Von Katrin Demczenko
Hoyerswerda. Um insbesondere Förderschüler in der wichtigen Phase der Berufsorientierung weiterhin zu unterstützen, musste während der durch die Corona-Pandemie verursachten Einschränkungen nach neuen Wegen gesucht werden. Das haben die 13- bis 19-jährigen Mitarbeiter der Schüleragentur zur beruflichen Frühorientierung (SBF) und ihre Betreuerin von der RAA Hoyerswerda/Ostsachsen Martina Wolf gleich im ersten Lockdown 2020 getan.
Jetzt ist’s verständlich
Auf Wunsch der „Kopernikus-Schule mit den Förderschwerpunkten Lernen und emotionale und soziale Entwicklung“ Hoyerswerda haben sie die text-reichen und „wissenschaftlich“ geschriebenen Berufe-Steckbriefe der Bundesagentur für Arbeit in Leichte Sprache übertragen.
„Das Wichtigste zu erkennen und in wenige Stichpunkten zusammenzufassen war schwerer als gedacht“, sagt Martina Wolf vor wenigen Tagen, als sie mit den jungen SBF-Mitarbeitern erste Ergebnisse dieser zweijährigen Arbeit an die Kopernikus-Schule übergeben hat. Es geht darum, zu beschreiben, welche Voraussetzungen Schüler mitbringen müssen. Wie sie den für jede Lehre vorgeschriebenen Hauptschulabschluss erwerben. Welche Aufstiegs-Chancen nach der ersten Ausbildung bestehen. Und wo sie arbeiten können. – Alle diese Schwerpunkte nannte Pascal Freund, der Leiter der Schüleragentur und Abiturient am Beruflichen Schulzentrum Hoyerswerda, als bestimmende Arbeitsfelder dieser Leichte-Sprache-„Übersetzungen“. – „Die Fachpraktiker-Ausbildung ist für Förderschüler nur der Einstieg. Der Weg zu einem höheren Berufsabschluss steht ihnen wie allen Jugendlichen danach offen“, spinnt Jens Waschulewski, Mitarbeiter der Agentur für Arbeit Bautzen, den Faden weiter.
Kann man kaum besser machen
Anhand der einfach verstehbaren Berufe-Steckbriefe mit ihrer comicartigen Gestaltung können Schüler nun schnell die grundsätzliche Entscheidung treffen, ob für sie eher eine Lehre im Handel, in der Lagerwirtschaft oder der Pflege in Frage kommt. Florian Preiss, Schüler der Kopernikus-Schule und SBF-Mitarbeiter, findet gut, dass die Karten zum Mitnehmen im A-5-Format zu den vorgestellten Berufen auch weitergehende Informationen aus dem Internet enthalten. Andreas Krautz übernimmt mit seiner Firma wirksamwerben Gestaltung und Design der Steckbriefe, wobei er mit dem Textmaterial und Bildvorschlägen der Schüleragentur arbeitet.
Der Leiter der Kopernikus-Schule, Joachim Glücklich, findet die Gestaltung der Steckbriefe gelungen, „weil sich die Jugend heute ungern Zeit nimmt, lange Texte zu lesen und zu verstehen“. Erfreut anerkennt er: „Wie willst Du dass noch besser machen? Das ist doch was für ganz Sachsen!“ Daraufhin bekundete die Geschäftsführerin der RAA (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven e. V.) Hoyerswerda/Ostsachsen, Evelin Scholz, erst einmal habe der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft des Landkreises Bautzen für alle Förderschulen Interesse an dem Produkt angemeldet. Martina Wolf ergänzt, der Steckbrief für Berufe aus der Hauswirtschaft sei fast fertig und die SBF-Mitarbeiter würden im nächsten Schuljahr Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Holzbearbeitung auf diese Weise vorstellen. Erste Schritte wurden gegangen: „Die Kontakte zum BSZ Kamenz sind geknüpft.“
Die RAA Hoyerswerda/Ostsachsen e. V. sind Träger der Schüleragentur zur beruflichen Frühorientierung. Damit diese erfolgreich arbeiten kann, erhält sie beständige Unterstützung von der Agentur für Arbeit Bautzen, der Stadt Hoyerswerda, Schulleitungen, Stiftungen und Netzwerkpartnern aus Wirtschaft und Bildung.