Hoyerswerda. Brigitte Reimanns Erstlingsroman „Die Denunziantin“ steht am Donnerstag, dem 22. Juni, um 19 Uhr, im Schloss und Stadtmuseum Hoyerswerda im Mittelpunkt. Herausgeberin Kristina Stella wird dieses beeindruckende Erstlingswerk der Schriftstellerin, das erst 2022 erschien, in einer facettenreichen Lesung vorstellen.
„Die Denunziantin“ ist Brigitte Reimanns allererster Roman, mit dem sie auf fulminante Weise die literarische Bühne der DDR betreten wollte. „Die Denunziantin“ beweist aus erster Hand, wie Brigitte Reimann vom Sozialismus träumte.
Brigitte Reimann hat die Urfassung der „Denunziantin“ 1952 begonnen und 1953 vollendet. Genau dieses Buch, ihr erster Roman, sollte ihr erster denkwürdiger Schritt werden, doch das misslang. Die DDR-Verlage druckten ihn nicht. Zu individualistisch, zu schillernd sei die Hauptperson der Eva Hennig geraten; schlicht einer überzeugten sozialistischen Heldin nicht würdig, lautete eine der vielen Begründungen.
Die seit 2022 vorliegende Erstausgabe ist jene Urfassung, die Brigitte Reimann selbst am meisten am Herzen lag. Sie ist authentisch in Sprache, Stil und politischer Einstellung der damals überzeugten FDJlerin und Neulehrerin und gleichzeitig ein aufschlussreiches Zeitdokument zum DDR-Alltag der 1950er Jahre und zur frühesten Schaffensphase der Autorin. Fast wäre der Roman in den Archiv-Schubladen der Literaturgeschichte vergessen worden. Aber nur fast.
Die Lesung ist Teil des umfangreichen Rahmenprogramms der Sonderausstellung „Drei Kreative. 100 Jahre. Eine Stadt.“, die in Hoyerswerda vom 11. Juni bis zum 3. September im Schloss und Stadtmuseum sowie im Zuse-Computer-Museum Zcom zu sehen ist. Die Ausstellung beleuchtet das Leben und Wirken von Schriftstellerin Brigitte Reimann (1933 – 1973), Bildhauer Jürgen von Woyski (1929 – 2000) und Computervater Konrad Zuse (1910 – 1995) mit konkreter Perspektive auf Hoyerswerda.Eine weitere Veranstaltung im Rahmen der Sonderausstellung findet am Sonntag, dem 25. Juni, um 15 Uhr, statt. Dann gibt es einen Reimann-Spaziergang. Treffpunkt ist das ehemalige Wohnhaus von Brigitte Reimann in der Lieselotte-Herrmann-Straße 20. Mit Texten der Schriftstellerin führt Angela Potowski bis in den Zentralpark zur Skulptur „Große Liegende“ für Brigitte Reimann. Konstanze Niemz begleitet den Spaziergang musikalisch. (pm/CN/JuM)