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Mobile Impfteams im Landkreis unterwegs

Der Impfstoff für die mobilen Teams ist weiterhin lückenlos zugesichert. Doch mehr Personal wäre wünschenswert.

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Aus einer Ampulle können sechs Spritzen aufbereiteter Impfstoff gewonnen werden. Einige Stunden sind die Spritzen so haltbar.
Aus einer Ampulle können sechs Spritzen aufbereiteter Impfstoff gewonnen werden. Einige Stunden sind die Spritzen so haltbar. © Foto: DRK

Landkreis Bautzen. Seit dem 11. Januar sind die 13 sächsischen Impfzentren in Betrieb. Für den Landkreis Bautzen befindet sich das Impfzentrum in Kamenz. Individuelle Termine können aufgrund von Impfstoffknappheit zur Zeit nicht vergeben werden, aber die mobilen Impfteams arbeiten uneingeschränkt weiter. Vom Kamenzer Zentrum aus werden sie für den Landkreis zuständig organisiert. Genauer gesagt, werden dort Termine an Altenheime und Pflegeeinrichtungen vergeben und geplant. Daraufhin wird das Impfteam beauftragt.

In diesem Fall war das zunächst eine vierköpfige Gruppe, die zum 1. Januar eingestellt wurde. Ende Januar kamen drei weitere Impfhelfer hinzu. Damit können nun zwei Teams parallel agieren. Bisher ist ihr Einsatz bis Ende März festgeschrieben, aber das wird kaum ausreichen, schätzt Benedikt Schmid. „Das Impfen wird voraussichtlich bis in den Sommer dauern.“ Er ist für Koordination und Kommunikation zwischen dem Zentrum in Kamenz und den mobilen Impfteams verantwortlich. Als Jugendreferent und Notfallsanitäter ist er beim Malteser Hilfsdienst e. V. in Hoyerswerda beschäftigt. Aufgrund personeller Veränderungen kam ihm diese Aufgabe zu.

Hohe Impfbereitschaft bei Personal

Meist am Vortag geht bei ihm der konkrete Einsatzplan ein. Dann hat sich das Deutsche Rote Kreuz, als beauftragter Betreiber des Impfzentrums, noch einmal rückversichert, dass die Einrichtungen und die Anzahl der geplanten Impfungen feststehen. „Alten- und Pflegeheime mit den Risikogruppen waren zuletzt Hotspots“, bekräftigt Benedikt Schmid die Entscheidung, dass dort zuerst geimpft wird. In diesem Zuge werde auch gleich das Personal immunisiert. „Ich würde die Impfbereitschaft beim Personal als hoch einschätzen“, ist das Fazit aus den letzten Wochen.

Es gilt jedoch zu beachten, dass damit noch nicht alles geschafft ist. Denn 21 Tage später muss die zweite Impfung folgen, damit auch die volle Wirksamkeit erreicht wird. Das bedeutet folglich, dass sich nun mittlerweile die Termine der ersten drei Wochen wiederholen. Um die 90 Einrichtungen hatten Anfang Januar Bedarf angemeldet und wollten einen Termin. In drei Wochen lassen sich theoretisch durch ein Impfteam aber nur 21 bis 30 Einrichtungen besuchen. Anfang Februar sind schon etwa 40 Einrichtungen besucht worden. Erst- und Zweittermine werden nun jeweils vom gleichen Team absolviert, da die Gegebenheiten vor Ort schon bekannt sind.

Von Montag bis Sonntag unterwegs

Morgens treffen sich die mobilen Impfteams am Impfzentrum in Kamenz und nehmen dort die für den Tag vorgesehenen Mengen Serum entgegen. Der Transport erfolgt in einer Kühlbox, wobei die Temperatur ständig überwacht wird. Dann geht es zu den Einrichtungen. Bisher wurde Halt in Bischofswerda, Hoyerswerda, Kamenz, Ohorn, Radeberg, Königsbrück und Bautzen gemacht. Immer mit dabei sind ebenfalls Laptop, Chipkartenlesegerät, Router und Drucker – alles gestellt von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Das Team benötigt vor Ort mindestens zwei Räume – für die Impfstoffaufbereitung und das Impfen – sowie Kühlkapazitäten in medizinischen Kühlschränken für die Ampullen.

Mindestens drei Personen sollten einem mobilen Impfteam angehören, schildert Benedikt Schmid. Vier Personen können den Aufwand gut leisten, aber „sechs bis sieben Leute pro Team wären besser.“ Dann wäre eine gute Rotation im Team möglich. Denn es wird im Augenblick von beiden Teams von Montag bis Sonntag durchgearbeitet, um die schnelle Impfung möglichst Vieler zu gewährleisten. Die meiste Zeit nimmt das Einlesen der Patientendaten in Anspruch. Eine Einwilligung, ein Anamnesebogen müssen pro Person vorliegen. Letztlich wird die Impfung zentral gespeichert, damit sie einsehbar bleibt.

Der Impfstoff selbst muss in einem Verfahren, dass pro Ampulle etwa sieben bis zehn Minuten in Anspruch nimmt, wie es die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen in einer Anweisung beschreibt, aufbereitet werden. Ist die Ampulle aus dem zwei bis acht Grad Celsius kalten Kühlschrank entnommen, dauert es etwa eine halbe Stunde, bis der Impfstoff Raumtemperatur hat. Dann kann die Verdünnung vorgenommen werden. Danach ergibt eine Ampulle, die mit steriler Kochsalzlösung versetzt wurde, sechs Impfdosen. Die aufgezogenen Spritzen müssen nun innerhalb von maximal sechs Stunden verimpft werden. Im genannten Bereich von zwei bis acht Grad Celsius können die Ampullen maximal 120 Stunden gelagert werden.

Das Fachpersonal, das die Aufbereitung durchführt, wird durch die KV gestellt. Diesen Vorgang können Apotheker, Pharmazeutisch-Technische Assistenten oder Medizinische Fachangestellte übernehmen. Der Impfende ist unabhängig vom mobilen Impfteam bestellt. Das Arztgespräch sowie die Impfung selbst beanspruchen im Ablauf die meiste Zeit. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass etwa fünf Minuten pro Patient zu veranschlagen sind, um eine Spritze zu setzen. So kann ein Impfteam schon mal hundert Dosen pro Tag verabreichen. Ist mehr nötig, sind beide Teams vor Ort. „Mittlerweile haben wir eine Vorstellung davon, was wir schaffen können. “Mit Blick auf die kommende Zeit hofft Benedikt Schmid, dass die Anzahl der Beschäftigten in den mobilen Impfteams weiter erhöht wird, um leistungsfähig zu bleiben. Bei Bedarf ordert Benedikt Schmid aktuell auch Kollegen aus dem Görlitzer Raum, da dort ein Mitarbeiterüberschuss besteht. Das sind etwa ein, zwei Personen täglich oder bei großem Bedarf bis zu fünf Impfhelfer.

Impfhelfer gesucht

Es wird nach wie vor Personal gesucht, das die mobilen Teams unterstützt. Medizinisches Vorwissen ist nicht nötig, aber von Vorteil, wie Benedikt Schmid umreißt, denn es fallen auch Verwaltungsaufgaben an. Zur Zeit beschäftigt er als Impfhelfer Menschen aus Branchen, die gerade nicht ihrer gewohnten Tätigkeit nachgehen können. „Sie sind hochmotiviert und froh, dass sie etwas Sinnvolles zu können. Alle arbeiten sehr professionell.“ Der Malteser Hilfsdienst hat eine Online-Schulung für angehende Impfhelfer vorbereitet, die in wenigen Stunden alles Wichtige vermittelt.

„Oft erreicht uns gutes Feedback und die Dankbarkeit der Einrichtungen.“ Andersherum weiß Benedikt Schmid, dass die Einrichtungen gut vorbereitet sind, die Bewohner schon aufgeklärt.

Die Arbeitszeit, die der Malteser Benedikt Schmid für diese Aufgabe nun aufwendet, geht von beiden halben Stellen ab. Die Jugendarbeit ist aktuell fast zum Erliegen gekommen und auf der Rettungswache ist er erst ab März wieder eingesetzt. Im Januar war er bei einigen Einsätzen mit vor Ort, um sich ein Bild zu machen und zu unterstützen. Aber jetzt sei alles gut eingespielt und es laufe routiniert ab. Eine große Unterstützung erfährt er auch von Malteserkollegen aus Dresden und zeigt sich zuversichtlich: „Ich wachse da jetzt rein.“

Bewerbungen an Benedikt Schmid: [email protected], Tel. 0151 1217 5803

Benedikt Schmid vom Malteser Hilfsdienst koordiniert die mobilen Impfteams im Landkreis Bautzen.
Benedikt Schmid vom Malteser Hilfsdienst koordiniert die mobilen Impfteams im Landkreis Bautzen. © Foto: Gernot Menzel