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Mühlroses neuer Dorfanger

Ab Herbst soll das Kultur- und Sportzentrum gebaut werden – als identitätsstiftende Mitte am Umsiedlungsstandort.

Von Constanze Knappe
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Wie ein Zweiseithof wird das neue Dorfgemeinschaftshaus mit dem rechtwinklig angeordneten Nebengebäude errichtet.
Wie ein Zweiseithof wird das neue Dorfgemeinschaftshaus mit dem rechtwinklig angeordneten Nebengebäude errichtet. © Entwurf: Schubert + Horst Architekten PartnermbB

Mühlrose. Seinem Hobby nachgehen oder gemeinsam feiern – beides wird am Umsiedlungsstandort Mühlrose möglich sein. Bis 2024 soll nach aktuellem Stand der Dinge der Umzug eines ganzen Dorfes abgeschlossen sein. Um die Gemeinschaft derer zu fördern, die sich für ein Leben auf den 41 Bauparzellen am Nordrand von Schleife entschieden haben, lässt die Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) ein Dorfgemeinschaftshaus errichten. Baubeginn soll im Herbst 2021, die Fertigstellung 2023 sein. In den Ersatzbau steckt das Bergbauunternehmen 1,25 Millionen Euro.

Im Vorfeld hatte es einen von der Leag ausgeschriebenen „wettbewerblichen Dialog“ gegeben, an dem sich mehrere Planungsbüros beteiligt hatten. Die Schubert + Horst Architekten Partner mbB aus Dresden war daraus als Sieger hervorgegangen. Auch, weil ihr nachhaltiges Konzept überzeugte. Nachdem der Umsiedlungsstandort fertig erschlossen, Straßen und Wege angelegt, das Ortseingangsschild wie auch die Verteilerkästen für die Bauparzellen aufgestellt waren, hatte die Leag im September 2020 die künftigen Bewohner von Neu-Mühlrose und ihre Schleifer Nachbarn zu einem kleinen Fest eingeladen. Bei der Gelegenheit konnten sie sich erste Entwürfe anschauen, wie das neue multifunktionale Dorfzentrum einmal aussehen soll. „Herzstück ist die Kegelbahn. Weil sie Standardmaßen genügen muss, wird das Gebäude drumherum gebaut“, erklärte seinerzeit der Architekt Dipl.-Ing. Falk Schubert. Von einem großen Raum mit 40 Plätzen war die Rede sowie einem zweiten, kleineren Kulturraum und Zimmern für den Fanfarenzug, Billard und Sport. Alle Räume sollten separat nutzbar sowie bei Bedarf miteinander und mit dem Foyer zu verbinden sein.

In der Folge gab es noch viel Abstimmungsbedarf mit der Leag als Bauherrin, vor allem aber mit den Mühlrosern selbst. Denn die waren von Anfang an in die Planungen eingebunden, konnten ihre Wünsche und Ideen für ihr künftiges Sport- und Kulturzentrum einbringen. „Wir konnten gemeinsam etwas entwickeln, was sich sehenlassen kann“, sagte Falk Schubert jetzt. Und, dass es eine schöne Aufgabe sei, das zu entwickeln. Beim Landkreis ist die Genehmigungsplanung eingereicht, um die Baugenehmigung zu bekommen.

Er und Projektleiter Johannes Pätzold standen im jüngsten Technischen Ausschuss des Gemeinderates Schleife Rede und Antwort. Den Planungen zugrunde liegt ein nachhaltiges Konzept, um auch die Kosten der künftigen Betreibung im Griff zu behalten.

Schauraum für Erinnerungsstück

Das neue Kultur- und Sportzentrum wird im nordöstlichen Grundstücksbereich errichtet und aus zwei Gebäuden bestehen, dem eigentlichen Dorfgemeinschaftshaus sowie einem Nebengebäude. In Letzterem sollen Dinge untergebracht werden, die die Mühlroser gerne in ihre neue Heimat mitnehmen möchten. Bis auf eins – die historische Löschwasserhanddruckspritze, die bisher in einer Garage steht. Sie bekommt einen Ehrenplatz in einem Schauraum mit extra großen Fenstern, für jedermann gut sichtbar direkt neben dem Haupteingang. Davon wird mit Sicherheit „eine sehr einladende hineinziehende Wirkung ausgehen“, hieß es jetzt. Zudem werde das Ganze so gestaltet, dass sich die Spritze aus dem Jahr 1923 – etwa für einen Umzug – problemlos herausnehmen lässt. Außerdem haben die Mühlroser „ein schönes Modell von ihrem Ort“, welches sie mitnehmen möchten. Es nur ins Foyer zu stellen, würde zu viel Platz kosten. Man habe aber eine Möglichkeit gefunden, es gut sichtbar für jedermann unterzubringen, der das Haus betritt, versprach der Architekt.

An der Giebelseite befinden sich hinter dem Haupteingang der Foyerbereich und zwei multifunktionale Räume. Aufschiebbare Wände werden flexible Raumgrößen und die Erweiterung zum Foyer ermöglichen und somit viel Platz für die verschiedensten Veranstaltungen bieten. Um dieses Zentrum herum werden alle Funktionen angeordnet wie die kleine Teeküche, Sport- und Musikraum, ein kleines Büro, Billardraum, die Toiletten, ein Lagerraum für den Kegelsportverein sowie ein Raum für die Haustechnik. Alle wichtigen Flächen seien nach Südwesten ausgerichtet, sodass man die Türen öffnen, hinausgehen und auch draußen sitzen kann, betonte Falk Schubert. An einen Grillplatz ist gedacht.

Die Kegelbahn wirkt wie ein schmales Bindeglied in der Mitte aller Bereiche. Es sei schon eine Herausforderung gewesen, sie in das Gelände zu integrieren, sagte er.

Auf Nachhaltigkeit gesetzt

Das Objekt entsteht als Holzrahmenbau mit Faserdämmung und den ortstypischen Satteldächern, die obendrein begrünt werden. Mit einer kombinierten Heizanlage aus Luft-Wasser-Wärmepumpe und Gas-Brennwerttherme sei man auch energetisch sehr gut unterwegs. Die Fassade sollte ursprünglich mit Holz verkleidet werden. In Absprache mit den Mühlrosern habe man sich jedoch auf eine Kombination aus strukturiertem Putz mit gestalterischen Elementen aus Lärchenholz geeinigt.

Grundsätzlich soll das Regenwasser auf dem Gelände verbleiben. Noch nicht endgültig geklärt sei, wie es als Gießwasser zu nutzen ist. Ob statt der Dachbegrünung nicht besser eine Solaranlage aufs Dach gepasst hätte, war eine Frage an den Planer. „Die wäre möglicherweise nachzurüsten, in der Aufgabenstellung ist aber keine Solaranlage vorgesehen“, so Falk Schubert.

Das neue Dorfgemeinschaftshaus soll identitätsstiftend wirken am Umsiedlungsstandort Mühlrose. Es wird viele Möglichkeiten für Veranstaltungen aller Art bieten – bis hin zu privaten Feiern. Gründe dafür wird es nach Corona viele geben. Aus Sicht von Schleifes Bürgermeister Jörg Funda (CDU) ist es ein schönes Gebäude. Er hofft, dass es nun mit der Genehmigung und dann dem Bau zügig vorwärtsgeht „Uns hat der Entwurf gefallen – auch, weil neben Ökologie ebenso auf Ökonomie geachtet wurde, zum Beispiel was die Kosten der künftigen Betreibung angeht“, sagte er.

Als die Leag im September 2020 zu einem kleinen Fest auf den fertig erschlossenen Umsiedlungsstandort Mühlrose einlud, kamen Gemeinderat Ernst-Gerd Paulfer (li.) und der Architekt Dipl.-Ing. Falk Schubert zu den Planungen ins Gespräch.
Als die Leag im September 2020 zu einem kleinen Fest auf den fertig erschlossenen Umsiedlungsstandort Mühlrose einlud, kamen Gemeinderat Ernst-Gerd Paulfer (li.) und der Architekt Dipl.-Ing. Falk Schubert zu den Planungen ins Gespräch. © Archivfoto: Constanze Knappe