Wittichenau. Der Posaunenchor Wittichenau feiert am ersten Juli-Wochenende sein 70-jähriges Bestehen. Darauf verweist Chorleiterin Jana-Eva Scholz. „Am Sonnabend, dem 1. Juli, beginnen wir mit dem Blasen nacheinander in den einzelnen Ortsteilen um 15 Uhr. Um 17.30 Uhr folgt das Grußblasen auf dem Wittichenauer Marktplatz“, erläutert sie. „Wir erwarten Gäste der umliegenden Chöre sowie aus Görlitz und von unserer Partner-Gemeinde in Hatten bei Oldenburg. Ebenso kommen Vertreter des Vereins zur Förderung der Posaunenchorarbeit.“
Kinder können sich ausprobieren
Das Programm am Sonntag startet um 14 Uhr mit dem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Wittichenau. Dabei steht nicht das Jubiläum im Mittelpunkt, sondern das jährliche Gemeindefest. Die Wittichenauer Bläser gestalten und begleiten es musikalisch. Zugesagt hat sein Kommen am Sonntag Steffen Peschel. Er ist Posaunenwart des Evangelischen Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz. Die Bläser der umliegenden Chöre kommen nach dem Gottesdienst an der Kirche wieder zusammen. Kinder können sich an selbst gebauten Plaste-Instrumenten wie Rohr-Trompeten und Rohr-Posaunen ausprobieren. Steffen Peschel, Posaunenwart aus Görlitz, erklärt die Instrumente den Kindern. Um 17 Uhr folgt die Serenade der Bläser auf dem Kolpingplatz. Sie endet mit dem Abendsegen durch Pfarrer Heinrich Koch.
Im Jahr 1953 entstand der Posaunenchor Wittichenau. Pfarrer Otto Kasper rief ihn ins Leben. Bereits 1946 hatte er mit sieben jungen Männern in Wittichenau begonnen, Posaune zu blasen. Damals kam er aus dem schlesischen Schönau an der Katzbach mit seiner Familie nach Wittichenau. Seine geistliche Heimat fand er vor Ort in der kleinen evangelischen Kirchengemeinde.
„Mit ihm entfaltete sich ein größeres Gemeindeleben, da er sich unter anderem sehr um den Gesang, die Posaunen- sowie Instrumentalmusik bemühte“, sagt Jana-Eva Scholz. „Pfarrer Otto Kasper war der erste Posaunenpfarrer unserer Landeskirche. Sein erster Posaunenchor, den er 1953 ins Leben rief, war der Chor im katholischen Wittichenau.“ Damals gehörte Wittichenau noch zur Sächsischen Posaunenmission und war Radebeul zugeordnet. Inzwischen gehört Wittichenau zur Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz.
Instrumente an Grenze hinterlassen
Der Posaunenchor ist nach wie vor sehr aktiv und nach außen hin offen. So gab es zum Beispiel regelmäßige Bläserfahrten nach Litauen, Tschechien und Rumänien, an denen Bläser des Wittichenauer Chores teilnahmen. „Unsere Partnergemeinde in Hatten bei Oldenburg besuchte uns bereits zu DDR-Zeiten“, schildert Jana-Eva Scholz. „Bei einer Fahrt der Hattener nach Wittichenau mussten sie früher ihre Instrumente sogar an der Staatsgrenze der DDR hinterlegen. Hier besorgten wir jedoch sofort andere Instrumente. Die Freude am gemeinsamen Blasen war dann besonders groß. Gegenbesuche unsererseits in Hatten waren erst nach dem Zusammenbruch des SED-Regimes möglich.“
Bläser kommen und gehen
Als Chorleiter folgte nach Pfarrer Otto Kasper später Anne-Rose Schulz, Kantorin Jordan und seit 1967 Ernst-Heinrich Scholz. Seit 2008 leitet Tochter Jana-Eva Scholz den Posaunenchor. Viele junge Bläser wurden bislang ausgebildet, von denen viele nicht mehr in Wittichenau wohnen. „Oft war es ein Kommen und Gehen, die Bläserzahlen schwankten stark. Es gab jedoch immer eine blasfähige Besetzung und inzwischen sind es etwa neun Bläser, die regelmäßig proben“, erläutert die Chorleiterin und unterstreicht: „Heute sind wir ein ökumenischer Chor, weil wir in beiden Kirchengemeinden mitwirken.“