Hoyerswerda
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Nicht nur reden: Einmischen und Handeln!

Das Anti-Rassismus-Projekt endete mit einer konkreten Hilfe für ehemals hier in der Stadt gelebt habende Moçambiqueaner.

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Wie reagierst Du, wenn im Bus neben Dir einer angemacht wird, weil er anders aussieht und kaum Deutsch spricht, kurz: weil er Ausländer ist? –
Das fragen Schüler in einer Theaterszene und fordern das Publikum zu Reaktionen heraus. Eddie Friedrich (rec
Wie reagierst Du, wenn im Bus neben Dir einer angemacht wird, weil er anders aussieht und kaum Deutsch spricht, kurz: weil er Ausländer ist? – Das fragen Schüler in einer Theaterszene und fordern das Publikum zu Reaktionen heraus. Eddie Friedrich (rec © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Hoyerswerda. Mit Theater, Kunst und Spenden gegen Rassismus: Wie das geht, haben am vergangenen Freitag in der KulturFabrik (KuFa) Schüler des Lessing-, des Foucault-Gymnasiums und der Christlichen Schule Johanneum eindrucksvoll gezeigt. Mit einem kulturell gestalteten Spendenabend zugunsten der 1991 aus der Stadt vertriebenen moçambiqueanischen Vertragsarbeiter endete das von den Schülersprechern dieser Schulen organisierte Anti-Rassismus-Projekt. Der Schülersprecher des Lessing-Gymnasiums, Eddie Friedrich, teilte mit, dass es nächstes Jahr eine weitere gemeinsame Veranstaltung der Schulen zu einem anderen Thema gibt.

Das Projekt 2022 ist vom regionalen Bündnis „Partnerschaften für Demokratie“ im Landkreis Bautzen finanziert worden und die verantwortliche Mitarbeiterin Friederike Beese lobt die Jugendlichen, das Thema (Gegen!) „Rassismus“ ganz praktisch umsetzen und auch an die Moçambiqueaner zu denken.

Workshops und Umsetzung

Zuerst haben sich circa 140 Schüler in eintägigen Workshops mit dem Begriff „Rassismus“ beschäftigt und danach ihr erworbenes Wissen schöpferisch umgesetzt, erklärt die Abiturientin und ehemaliges Mitglied des Schülerrates am Foucault-Gymnasium, Emma Kubsch. „Jeder hat Besonderheiten – das macht uns aus“ rappt eine Schülergruppe auf der KuFa-Bühne, und dieser sowie andere kluge Sätze sind gemeinsam entstanden.

Mit Selbstbewusstsein reagieren

Andere Gymnasiasten zeigen eine selbst entwickelte Spielszene und fordern die Zuschauer auf, sofort und angemessen darauf zu reagieren: Ein junger Asylbewerber wird im Bus angemacht, weil er kaum deutsch spricht. Eddie Friedrich zeigt: So eine Situation muss mit einem selbstbewussten Auftreten entschärft werden, um weitere Demütigungen des Opfers zu verhindern. Ein anderer Schüler will die Konfliktparteien in ein konstruktives Gespräch miteinander bringen.

Janina vom Johanneum hat mit Schülern anderer Schulen den Workshop über Hatespeech besucht und danach mit einer Freundin ein Plakat gemalt. Es schafft eine Verbindung zwischen allen gesunden und behinderten Menschen, erklärt die Sechstklässlerin. Jeder soll die Religion, Hautfarbe und sexuelle Orientierung des Gegenübers einfach akzeptieren, ist die Botschaft.

Dieses Plakat wurde wie alle anderen im KuFa-Saal unter den anwesenden Schülern und Erwachsenen versteigert. 330,69 Euro plus 100 Euro von der Ortsgruppe der FDP Hoyerswerda gehen nun über die Initiative Zivilcourage Hoyerswerda an die ehemaligen moçambiqueanischen Vertragsarbeiter. Keiner von ihnen hat nach seiner Zeit in Deutschland in der Heimat einen gut bezahlten Job gefunden, berichtete Sabine Proksch von der KuFa: Sie kämpfen immer noch um einen Teil ihres Lohnes von damals und um die Auszahlung der Rentenansprüche – und sie brauchen Hilfe aus Hoyerswerda. Konkrete Hilfe. Wie die gut 400 Euro jetzt.