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Pücklers Erbe fordert heraus

Bund und Freistaat Sachsen statten die Stiftung bis 2024 für den laufenden Betrieb aus. Mit zehn Millionen Euro.

Von Constanze Knappe
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Die Kulturstaatsministerin des Bundes, Monika Grütters, und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer unterzeichneten gut gelaunt im Schlossgarten Bad Muskau das Finanzierungsabkommen bis 2024.
Die Kulturstaatsministerin des Bundes, Monika Grütters, und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer unterzeichneten gut gelaunt im Schlossgarten Bad Muskau das Finanzierungsabkommen bis 2024. © Foto: Joachim Rehle

Bad Muskau. Eine lange, weiß gedeckte Tafel an einem lauen Sommerabend im Fürst-Pückler-Park Bad Muskau. Bei diesem Anblick schwelgte mancher schon in Vorfreude. Doch ehe man sich zu Tisch begeben konnte, galt es dem Protokoll Genüge zu tun: Prof. Monika Grütters, Kulturstaatsministerin und als solche Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien, sowie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (beide CDU) unterzeichneten in Bad Muskau ein Finanzierungsabkommen zur weiteren institutionellen Förderung der Fürst-Pückler-Stiftung Bad Muskau.

Und damit das Ganze „kein langweiliger bürokratischer Akt, sondern ein kleines Open-Air-Gelage mit Muskauer Bürgern“ wird, hatte Kretschmer 30 engagierte Einwohner der Stadt zum Abendessen in den Schlossgarten eingeladen.

Das Papier ist satte zehn Millionen Euro schwer. Innerhalb von vier Jahren stellen beide Seiten („fifty-fifty“, wie es Grütters betonte) laufende Mittel zur Unterhaltung der Parkanlagen zur Verfügung. Pro Jahr sind das zwei Millionen Euro. Obendrauf kommen dann noch einmal insgesamt zwei Millionen Euro „für relativ bescheidene Investitionen“, wie zu vernehmen war. Damit wird jene Vereinbarung fortgesetzt, wie sie 2016 von Grütters und dem damaligen Landeschef Stanislaw Tillich (CDU) unterschrieben worden war.

Seit 1990 Bekenntnis zum Park

„Aus der Zeit des Bauens kommen wir jetzt in die Zeit der Unterhaltung“, kommentierte Kretschmer den Zweck des Ganzen. Es sei seinerzeit Wunsch und Anliegen vieler Muskauer Bürger gewesen, den Park in Ordnung zu bringen. Jetzt, da die Vielfalt dessen sichtbar werde, gehe es auch um die Unterhaltung der Anlagen. „Was seit 1990 aus dem Park geworden ist, zeigt das Bekenntnis von Bund und Freistaat dazu, dass hier wirtschaftlich etwas passiert“, betonte der Ministerpräsident. Und das sei schon weit vor dem Strukturwandel wichtig gewesen. Es gehe darum, Neues zu schaffen, aber vor allem auch das, was da ist, stärker zu machen, sagte er. „Das machen wir vor allem für Bad Muskau und die Region“, so Kretschmer. Doch ohne die Hilfe aus Berlin hätte man das nicht geschafft, wandte er sich an Monika Grütters, und schloss sodann in seinen Dank ebenso den Bundestagsabgeordneten Thomas Jurk (SPD) ein.

Die Kulturstaatsministerin kam von der Einweihung der Synagoge in Görlitz, deren vollständige Sanierung Bund und Freistaat gleichfalls gemeinsam mitfinanziert hätten. Auf dem Weg nach Berlin lag es nahe, in Bad Muskau anzuhalten. Ohnehin war Monika Grütters, die seit 2013 Bundesbeauftragte für Kultur und Medien ist, nicht zum ersten Mal im Pückler-Park. Nach eigener Aussage hatte sie eigentlich eine Rede vorbereitet, die sie dann aber nicht wirklich halten wollte. Stattdessen erinnerte sie sich noch an die kleine Steigung, als sie im August vorigen Jahres mit Kretschmer und polnischer Begleitung durch den Park geradelt sei. Sie stamme ursprünglich ja „aus Münster, wo man zur Geburt ein Fahrrad geschenkt kriegt“.

Neue Aufgaben durch Klima & Co.

Das Finanzierungsabkommen für die Stiftung sei als Kooperationsvertrag zwischen Bund und Freistaat schon mehrfach verlängert worden. „Weil uns der Erhalt des Pückler-Parks am Herzen liegt“, begründete die 59-jährige. Und: Es sei eine Verpflichtung, das Pückler-Erbe zu erhalten. Das sei man den kommenden Generationen schuldig. „Der Klimawandel und weitere Umstände bringen ganz andere Herausforderungen mit sich, als sie Pückler einst kannte, aber dabei hilft der Bund gerne“, versicherte sie.

An eben jenem 20. August 2020 hatte sie mit Kretschmer eine Willenserklärung zur weiteren Förderung der Stiftung unterschrieben. Jetzt, da die Haushalte von Bund und Freistaat beschlossen sind, wurde der erklärte Wille noch einmal in einem Verwaltungsabkommen fixiert. Sehr zur Freude von Parkdirektor Cord Panning. Der hatte anlässlich der Sitzung des Stiftungsrats vor einigen Wochen ausdrücklich auf den steigenden Aufwand für Pflege und Erhalt der Parkanlagen und die damit verbundenen Kosten aufmerksam gemacht. Mit der jetzt gesicherten institutionellen Förderung bis 2024 sind Stiftung und Parkverwaltung für diese Aufgaben gerüstet.

Extra-Geld fürs Kavalierhaus

Wie schon am Sonnabend zum Abschluss der dreijährigen Bauarbeiten zu Sanierung und Wiederaufbau des Rakotz-Ensembles im Kromlauer Park betonte Michael Kretschmer auch am Montag in Bad Muskau, dass aus einem erfüllten Wunsch meist neue entstehen. Hier wie da ist das jeweilige Kavalierhaus in den Parks gemeint. Mit dem Unterschied, dass das Objekt in Kromlau nach zweijähriger Innensanierung nach historischem Vorbild bereits als Gästehaus für Hochzeitsgesellschaften genutzt wird. Noch aber ist die Gesamtsanierung nicht beendet, stehen noch die Arbeiten an der Außenfassade und den Holzbalkonen an. Für den Pückler-Park hatten Grütters und Kretschmer bereits bei ihrem Besuch vor einem knappen Jahr in Bad Muskau bekannt gegeben, dass der Bund 14 Millionen Euro und das Land Sachsen 20 Millionen Euro bereitstellen für die Sanierung des Kavalierhauses samt neuem Anbau im Park. Das Gebäude soll Informations- und Bildungszentrum des Unesco-Geoparks Muskauer Faltenbogen werden. Inmitten des Pückler-Parks gelegen, wird es eine sehr enge Verbindung zwischen beiden Welterbestätten herstellen.