Schwieriger Status Quo in Kühnicht

Hoyerswerda. Wer Entwicklung will, der muss sich auch entwickeln. Dumm nur, wenn das gar nicht so einfach ist. Aber der Scheibe-See ist nun mal da, wo er ist, die Hoyerswerdaer Ostumfahrung ist gebaut, die Kühnichter Straße wird gut genutzt, ist jedoch marode und der zwischenzeitlich aufgeflammte Bau der Kühnichter Spange südlich vom Klinikum wurde vom Stadtrat ad acta gelegt und Geld ist eigentlich sowieso nicht da.
Und dabei steht die Entwicklung des Scheibe-Sees erst noch bevor. Mit einer Zunahme des Verkehrs, er schwankt jetzt zwischen 4.500 und 5.500 Kfz je Tag, ist auf jeden Fall zu rechnen. Doch die Anlieger der Kühnichter Straße sind jetzt schon genervt, wollen von der Stadt Hoyerswerda eine Lösung und dabei möglichst hinterher nicht schlechter dastehen als vorher. Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh war das Thema vor Monaten mit Verwaltung und Stadtrat durchaus tatkräftig angegangen. Der Sachstand an der Kühnichter Straße im Osten Hoyerswerdas ist aber ernüchternd. Man könnte es so zusammenfassen: Alle wurden befragt, was an der Situation in puncto Verkehrsaufkommen und Straßenzustand mit überschaubarem Aufwand zu verändern war, wurde getan. Verkehrslenkung, Zufahrtsverbot für Schwerlastverkehr, Blitzer, auf die Fahrbahn gebrachte „30“-Markierung – damit hat es sich erledigt. Dank fehlender Regenentwässerung ist das Aufbringen einer neuen Asphaltschicht unmöglich, wie die Verwaltung in einer Mitteilungsvorlage an die Stadträte schreibt. Die Öffnung des Kastanienwegs (in nur eine Richtung) würde neue Probleme mit sich bringen. Eine Mittelinsel zur Geschwindigkeitsreduzierung lässt sich aus Platzgründen nicht einbauen. Jetzt wird noch geschaut, ob sich eine Straßeneinengung im Bereich der Parkplatzzufahrt Waldfriedhof machen lässt.
In einer Mitteilungsvorlage an die Stadträte formulierte die Stadtverwaltung den Ist-Stand der seit Jahrzehnten bestehenden Verkehrsproblematik, die seit dem Bau der Ost-Umfahrung an Brisanz gewonnen hat und angesichts der geplanten Entwicklung am Scheibe-See und den von der Stadt eher im Verborgenen vorangetriebenen Entwicklungen im WK IX weiter zunehmen wird. Die Verwaltung kommt zu dem Schluss, dass das Verfahren zum Neubau der Kühnichter Spange doch wieder aufgenommen werden müsste. Doch dies müsse „auch der Wille aller Beteiligten sein. Solange dies nicht erfolgt, bleibt es eine rein theoretische Betrachtung“. Allerdings schreibt die Verwaltung in der Mitteilung auch deutlich, dass die Aufgabe der Kühnichter Spange einerseits im Widerspruch zum Bürgerwillen des Stadtteiles Kühnicht steht und andererseits entgegen dem fachlichen Ergebnis einer tatsächlich machbaren verkehrstechnischen Entlastung der Kühnichter Straße. Und die Verwaltung hat auch schon geschaut, wie sich beide Vorhaben, also Neubau der Kühnichter Spange und Sanierung der Kühnichter Straße, unter Umständen finanzieren ließen. Entlang der Kühnichter Spange ließen sich links und rechts der Straße im Bereich des jetzigen FKO Baugrundstücke ausweisen und vermarkten und die Sanierung bzw. grundhafte Erneuerung der Kühnichter Straße könnte unter dem Begriff einer Fahrradstraße mit entsprechenden Fördermitteln angegangen werden, die eben Anliegerverkehr nicht ausschließt. Über Zeiträume lässt sich unter diesen Umständen noch gar nicht reden. Fakt sind nur zwei Dinge: Der Zustand der Kühnichter Straße wird nicht besser und der Verkehr darauf wird nicht aus heiterem Himmel heraus abnehmen.