Spaziergang durch Hoyerswerdas Historie

Hoyerswerda. Im Mansfelder Land liegt der Ursprung für den Namen der Stadt Hoyerswerda. Über der Saale hellem Strande steht die Friedeburg. Im 13. Jahrhundert wurde sie von den damaligen Bewohnern verlassen, darunter Hoieri de Vredeberch. Als Hoyer von Vredeberg taucht in einer Urkunde des Markgrafen Johann von Brandenburg sein Name dann als der des Besitzers der Herrschaft Hoyerswerda auf. Dieser Hoyer ließ sich hier eine Wasserburg erbauen.
Reichlich siebeneinhalb Jahrhunderte später beginnt Martina Kunde dort, wo einmal die Hoyer-Zwingburg zu finden war, ihre Stadtführungen – vor dem heutigen Hoyerswerdaer Schloss. „An dieser Stelle liegen ja die Ursprünge der Stadtgeschichte“, erklärt sie die Wahl. In der Hand hält sie dann häufig eine Schlossdarstellung späteren Datums. Diese zeigt Hoyerswerdas ältestes Gebäude nach einem Umbau im 18. Jahrhundert. Von besagter Wasserburg sind bisher keine Bilder aufgetaucht.
Seit diesem Jahr bietet der Tourismusverband Lausitzer Seenland über seine Touristinformation im Bürgerzentrum in Schloss-Sichtweite an jedem ersten Freitag im Monat historische Stadtrundgänge an. Es lassen sich aber selbstverständlich auch außerhalb dieser Termine Führungen vereinbaren. Voraussetzung: Man kommt mit mindestens vier, fünf Leuten. Martina Kunde hat in dem reichlichen Jahrzehnt, das sie als Stadtführerin aktiv ist, festgestellt, dass so ein Spaziergang durch Hoyerswerdas Geschichte auch für Einheimische immer wieder Aha-Momente bereithält.
„Nach jeder Führung mit Leuten, die schon länger hier wohnen, sagen sie entweder, dass sie etwas noch nicht gewusst haben oder wie hübsch mache Ecken geworden sind“, fasst die frühere Lehrerin ihre Erfahrungen zusammen. Denn so eine Reise in die Vergangenheit der Stadt ist jedes Mal auch ein bisschen Beschäftigung mit der Gegenwart beziehungsweise relativ neuen Entwicklungen. So gilt das etwa für das Karree Spremberger Straße / Grünstraße. Nach dem Abriss der historischen Bebauung in den 1980ern gab es dort lange Brachen, erst in den letzten Jahren wurden die Lücken im Altstadtkern geschlossen. Auch hier führt Martina Kunde entlang.
Doch erst einmal geht es für gewöhnlich zum Markt, wo nicht nur das Wappen der Familie von Promnitz über der Rathaustür, der Woyski-Brunnen und die Postmeilensäule eine Rolle spielen, sondern auch die Kriegszerstörungen im April 1945, die dem Markt die südliche und östliche Fassung genommen haben. „Er wäre für das frühere Hoyerswerda ja in seinen heutigen Dimensionen viel zu groß gewesen“, sagt die Stadtführerin, die mit ihren Gästen nach dem Markt-Stopp in der Regel wie erwähnt in die Spremberger Straße einbiegt.
Gut anderthalb bis zwei Stunden ist sie im Normalfall unterwegs, erzählt vom alten Elsterfließ in der heutigen Kolpingstraße, vom einstigen Schützenhaus gleich nebenan und natürlich von der Bedeutung der Langen Straße. „Vor dem Haus mit der Kanonenkugel halten wir selbstverständlich an.“ In der Fassade von Nummer 4 steckt ein Relikt der Befreiungskriege vom Anfang des 19. Jahrhunderts, als binnen weniger Wochen 15.000 bayerische, 12.000 französische, 20.000 italienische sowie später auch noch preußische und russische Soldaten in das Städtchen von vielleicht 2.000 Einwohnern einrückten beziehungsweise durchzogen. Dass Napoleon Bonaparte am 12. Juli 1813 im Schloss zu Abend aß, dürfte kaum die wichtigste Sorge der Hoyerswerdaer von damals gewesen sein.
Wer also einen Vormittag oder einen Nachmittag Zeit hat und sich gern etwas auf Geschichte aus und Geschichten von der eigenen Stadt einlassen will, der ist in der Touristinformation beziehungsweise bei Martina Kunde und ihren Kollegen an der richtigen Adresse. Die Stadtführerin sagt, besonders gern werde sie auch von Gruppen gebucht, die zu Klassentreffen in Hoyerswerda sind. Es verfiel aber auch schon ein Brautpaar auf die Idee, seine Gäste auf Historien-Tour zu schicken, während es selbst für die Nachwelt mit einem Fotografen beschäftigt gewesen ist.
Preis: 7,50 Euro p.P., Anmeldung: Tel. 03571 20 96 170