Spreeweltenbad trainiert Nachfolger für Pinguin-Orakel Flocke

Von Beowulf Kayser
Lübbenau. Er hatte fast immer den richtigen Riecher. Das mit Hand aufgezogene Pinguinmännchen „Flocke“ sagte nicht nur jahrelang die meisten Fußballspiele der deutschen Nationalmannschaft bei Europa- und Weltmeisterschaften perfekt voraus. Er prophezeite auch politische Entscheidungen, etwa 2016 die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Damit ließ „Flocke“ andere deutsche scharlatanisierende Tier-Orakel wie Krake „Regina“ als Nachfolgerin des berühmten Tintenfischs „Paul“, eine Schildkröte des Fernsehmorgenmagazins sowie eine Handvoll Gürteltiere weit hinter sich. Das gefiel wohl nicht jedem. Ein Fuchs soll vor vier Jahren dem Leben des Lübbenauer Orakels und dem dreier weiterer Pinguine ein Ende gesetzt haben. „Seitdem suchen wir für "Flocke" einen Nachfolger, der in seine großen Fußstapfen tritt“, sagte Steven Schwerdtner vom Spreeweltenbad Lübbenau.
Honorar: ein Hering pro Tipp
Jetzt scheint das Freizeitbad in der Spreewaldstadt mit über 151.000 Gästen im Jahr 2021 und aktuell 34 Pinguinen bei der Suche nach einem Nachfolger für „Flocke“ fündig zu sein. Der Geheimtipp heißt „Django“. Der am 10. Mai 2018 Geborene ist zahm und wiegt aktuell etwa 4,8 kg. Drei Tierpflegerinnen, Katharina Herda, Sabine Steindamm und Sibylle Dullin, bereiten ihn auf seine große Aufgabe vor. Geübt wird wie stets mit zwei großen, grünen Gymnastikbällen – aber noch ohne die deutsche Flagge oder die des jeweiligen Gegners darauf. „Wichtig ist vor allem, dass Django Spaß am Training hat“, erklärte Schwerdtner. Bisher hat es mit den Trainingsbällen gut geklappt. Deshalb sind alle optimistisch, dass es auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft vom 21. November bis 18. Dezember 2022 in Katar so sein wird.
Dann wird „Django“ unter Wettkampfbedingungen seine Tipps für die Spiele der deutschen Mannschaft abgeben müssen. Mit einem „Schnabelstüber“ gegen den Ball muss er kurzerhand entscheiden, wer das jeweilige Spiel gewinnt und am Ende sogar Fußball-Weltmeister wird. Für die Vorhersagen gibt es zur Belohnung immer einen Hering. „Das merkt sich das Tier“, so der Sprecher des Spreeweltenbades. „Django“ kann sich übrigens sicher sein, dass nicht nur das ganze Bad-Team und die vielen BesucherInnen hinter dem zukunftsforschenden Tier stehen. „Schon in Kürze gibt es bei unseren Spreewelten-Pinguinen richtige Frühlingsgefühle“, sagte Schwerdtner. Anfang April erblickt nach 38 bis 42 Tagen Brutzeit in den vorbereiteten „Schlafzimmern“ der neue Nachwuchs das Licht der Welt. 2021 waren es zehn kleine Pinguine. Mindestens so viele werden auch in diesem Jahr erwartet. Und alle Gäste wünschen „Django“ einen glücklichen Schnabel bei seinen WM-Tipps.
