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Spuren reichen bis Slowenien und Schweden

Eine TAGEBLATT-Serie zum Zejler-Kocor-Jahr. Sechster und letzter Teil: Handrij Zejlers Nachfahren in aller Welt heute.

Von Andreas Kirschke
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Maria Olga Kirchschlager (geb. Zejler/links) war die zweite Tochter von Johanna und Handrij Zejler, von denen sie Marka genannt wurde. Magdalena Elisabeth Weber (geb. Zejler), die Erstgeborene, wurde Lenka genannt.
Maria Olga Kirchschlager (geb. Zejler/links) war die zweite Tochter von Johanna und Handrij Zejler, von denen sie Marka genannt wurde. Magdalena Elisabeth Weber (geb. Zejler), die Erstgeborene, wurde Lenka genannt. © Foto: Sammlung Begegnungsstätte Zejler-Smoler-Haus Lohsa

Lohsa. Weit verzweigt liest sich Handrij Zejlers Stammbaum. Die Nachfahren des Lohsaer sorbischen Pfarrer, Dichters, Redakteurs, Publizisten, Landwirts und Schulinspektors leben heute in aller Welt. Der Förderverein Begegnungsstätte Zejler-Smoler-Haus Lohsa ergründet ihre Spuren. Nachfahren meldeten sich bereits in Lohsa. Carola Sauer aus Panschwitz-Kuckau überließ im Jahr 2000 dem Förderverein als Dauerleihgabe das Original-Dokument zum Ableben des Ehepaares Johanna und Handrij Zejler. Ausgestellt und amtlich bestätigt hatte es am 13. April 1877 Pfarrer Rudolf Kuring in Lohsa „aufgrund hiesiger Originalkirchenbücher“.

Aus der Ehe Johanna Zejlers (1855-1866) mit Handrij Zejler (1804-1872) gingen die Töchter Magdalena Elisabeth (1855-1915) und Maria Olga (1857-1928) hervor. Johanna und Handrij Zejlers zweite Tochter Maria Olga (von den Eltern liebevoll Marka genannt) wurde am 4. 7. 1857 in Lohsa geboren. Sie starb am 9. 5. 1928 in Lubljana. Verheiratet war sie mit Moritz Kirchschlager von Freyleiten. Aus ihrer Ehe gingen die Kinder Franz-Karl, Fritz und Otto hervor. Auch sie brachten wiederum einige Nachkommen hervor. Von Franz-Karl Kirchschlager stammen die Kinder Liselotte Schulz (geborene Kirchschlager), Ingeborg Kirchschlager und Hellmuth Kirchschlager ab. Von Fritz Kirchschlager stammt Sohn Martin Kirchschlager ab.

Otto Kirchschlager wanderte in die USA aus. Dort wurde 1907 seine Tochter Valerie in New York geboren. Diese hieß später verheiratet Valerie Klobschauer. Seit 1910 lebte sie wieder in Villach (Österreich). Valerie Klobschauer hatte drei Söhne und eine Tochter. Mit Inge Kirchschlager nahm Trudla Malinkowa (Redakteurin der sorbischen evangelischen Monatszeitschrift Pomhaj Bóh) im Jahr 2001 Kontakt auf. Sie vermittelte die Adressen von Inge Kirchschlager und Liselotte Schulz an den Lohsaer Förderverein. Dessen langjähriges Mitglied, der Weißkollmer Werner Thomas (1997-2001 Vorsitzender des Fördervereins), nahm daraufhin 2003 mit Liselotte Schulz in Wels (Österreich) Kontakt auf.

Kurz nach der Wende erhielt der Oberbürgermeister von Bautzen einen Brief aus Österreich von Valerie Klobschauer aus Villach in Kärnten. Sie fragte nach ihrem Urgroßvater Handrij Zejler. Über die Stadt Bautzen, das Sorbische Institut und die Sorbische Erweiterte Oberschule gelangte der Brief zur damaligen Schülerin Carola Žurec (Carola Sauer). Sie schrieb am 21. 7. 2000 in der Zeitung Serbske Nowiny Beilage Předźenak über Valerie Klobschauers Erinnerungen an deren Großmutter Marka Zejler. Der Lohsaer Förderverein erhielt den Zeitungsbeitrag nebst deutscher Übersetzung von Manfred Sarodnick aus Suhl, er ist langjähriger Freund des Fördervereins.

Marka Zejler, so schilderte Carola Žurec im Zeitungstext, lernte mit ihrer Schwester Lenka in der Hauswirtschaftsschule in Bautzen und Klein Welka. Marka lernte den Ungarn Moritz Kirchschlager von Freyleiten kennen. Er diente zu dieser Zeit in der Schutzwache Kaiser Wilhelms I.. Sie heirateten und siedelten von Deutschland über nach Graz in Österreich. Aus ihrer Ehe gingen die Kinder Karl, Fritz und Otto hervor. „Die kleine Valerie (die Tochter von Otto) wurde unter unruhigen Verhältnissen in New York geboren, wo ihre Eltern arbeiteten. Otto starb bald, die Mutter war als Auslandskorrespondentin überlastet – und die zu Hilfe eilende Großmutter kehrte mit der dreijährigen Valerie nach Österreich zurück“, erläuterte Carola Žurec in ihrem Beitrag in Serbske Nowiny. „Moritz hatte inzwischen nahe Lubljana einen Wohnsitz gekauft. Auf dem Hof wuchs Valerie beim Großvater und bei der Großmutter auf.“

Großmutter Marka erzählte ihr viel von Lohsa, von ihrem Vater Handrij Zejler, von seinen Gedichten und von der eigenen Sehnsucht nach der Heimat. Marka Kirchschlager, geborene Zejler, starb 1928. Ihre Enkelin Valerie beherrschte die deutsche und die slowenische Sprache. Sie arbeitete im von Deutschen im Zweiten Weltkrieg besetzten Slowenien in einem deutschen Amt. „Dort unterstützte sie slowenische Bauern und damit Söhne der Partisanen nach ihren Kräften, was sie als Deutsche in dieser Zeit einzig vor den Partisanen zu schützen vermochte“, schrieb Carola Žurec. „Nach dem Krieg kam sie für drei Monate in ein Lager in Slowenien, von wo aus sie über die Grenze nach Villach gebracht wurde ... Sie hatte nur einen Koffer mit den Papieren bei sich – darin unter anderem ein Dokument über den Tod Zejlers und der Ehefrau.“ Dieses Dokument ist heute eine Dauerleihgabe im Archiv des Fördervereins Zejler-Smoler-Haus Lohsa.

Kaufmann Jan Haješ (1873-1960), einer der Initiatoren und Hauptspender für das Handrij-Zejler-Denkmal, traf 1925 Marka Zejler (Marka Kirchschlager) bei ihrem letzten Besuch in Lohsa. Dort kniete sie früh am Morgen am Grab ihres Vaters, um das Vaterunser zu singen. „Alles, was sie sagte, war bei ihr nobel“, schrieb Jan Haješ in seinen Erinnerungen. „Der Umgang mit ihr war adligen Schlages und doch selbst voller herzlicher Liebe und Freundschaft.“

Johanna und Handrij Zejlers erste Tochter Magdalena Elisabeth (von den Eltern liebevoll Lenka genannt) kam am 13. April 1855 in Lohsa zur Welt. Sie starb am 5. Juli 1915 in Königsberg. Verheiratet war Lenka mit Carl Friedrich Emil Weber (1847-1912). Aus der Ehe ging Tochter Adelheid Weber (1874-1937) hervor. Sie war verheiratet mit dem ebenfalls 1874 geborenen Max Lehnerdt. Aus ihre Ehe wiederum gingen die Kinder Hans Lehnerdt und Magdalena Lehnerdt hervor. Tochter von Hans Lehnerdt ist die heute im schwedischen Malmö lebende Urte Dougan. Sie ist die Ururenkelin Handrij Zejlers. 2012 meldete sie sich bei Reinhardt Schneider in Lohsa, dem Vorsitzenden des Fördervereins Begegnungsstätte Zejler-Smoler-Haus. Zufällig waren ihr zwei sorbische Bücher aus dem Jahr 1893 in die Hände gekommen. Viele Jahre standen sie in ihrem Bücherregal. Urte Dougan schenkte ihre beiden Bücher dem Förderverein. Sie sind heute in der ständigen Ausstellung mit zu besichtigen.