Stadt rettet Krankenhaus Spremberg vor Schließung

Von Beowulf Kayser
Spremberg. Das war im September 2022 keine normale „Schlange“ an der Notaufnahme des Krankenhauses Spremberg. Eine Menschenkette demonstrierte bei einem öffentlichen Protest für die Erhaltung der medizinischen Einrichtung in der „Perle der Lausitz“. Die Sorge vor der drohenden Insolvenz und Schließung des modernen Akutkrankenhauses trieb die Menschen auf die Straße und vor das im Jahr 1868 gebaute städtische Krankenhaus.
Inzwischen haben sich die schlimmen Befürchtungen von einer Schließung wegen Zahlungsunfähigkeit (jährliches Defizit von fünf Millionen Euro) zum Glück nicht bestätigt. „Buchstäblich in letzter Minute hat die Stadt mit Bürgermeisterin Christine Herntier (parteilos) an der Spitze die "Reißleine" gezogen und mit einem ausgeklügelten Rettungs- und Sanierungsplan die Initiative ergriffen“, sagte ein städtischer Sprecher.
Die Lösung war nicht außerordentlich kompliziert. Zunächst gab es für eine Übernahme des Krankenhauses in kommunale Hand dringend notwendige Entscheidungen und eine Umgruppierung bei den Gesellschafteranteilen. Die Stadt ist jetzt mit 80 Prozent der Gesellschafteranteile sozusagen Mehrheitsgesellschafter. Der 1997 aus dem Bestand der Beschäftigten gegründete Förderverein „Krankenhaus Spremberg e.V.“, der bisher 51 Prozent der Anteile hielt (Stadt 49 Prozent), bleibt mit 20 Prozent (rund 80.000 Euro) am von der Stadt inzwischen mit 241.000 Euro erhöhten Stammkapital (jetzt knapp 400.000 Euro) beteiligt. Dem erforderlich gewordenen, neuen Gesellschaftervertrag hat das Spremberger Stadtparlament kürzlich einstimmig zugestimmt. Auch ein Darlehensvertrag in Höhe von 3,75 Millionen Euro mit einem Zinssatz von zwei Prozent wurde von den Stadtverordneten einstimmig beschlossen.
„Die ersten Mittel sollen bereits im Februar für dringend notwendige Maßnahmen bei der Umstrukturierung aufgewendet werden“, kündigte Tobias Grundmann als neuer Geschäftsführer der Spremberger Krankenhausgesellschaft mbH an. Der 31-Jährige war unter anderen als Geschäftsführer für die Heliosklinik Rottweil in den sächsischen Kliniken Freital und Dippoldiswalde tätig und arbeitete zuvor auch im erzgebirgischen Aue in der Geschäftsleitung erfolgreich mit. Ziel ist es jetzt, die gesamte Spremberger Klinik in einem zweijährigen Plan-Insolvenzverfahren (Schutzschirmverfahren) in Eigenverwaltung zu sanieren, so der Geschäftsführer. Dabei sollen die Notfallmedizin und die Basisversorgung am Lausitzer Standort erhalten werden. Die klassische, stationäre Behandlung soll jedoch in ambulant-stationäre Versorgungsangebote überführt werden.