Hoyerswerda
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Torwart-Legende feiert runden Geburtstag

Eberhard „Ebber“ Beyer hat mehr als 500 Mal für Aktivist Schwarze Pumpe zwischen den Pfosten gestanden.

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Eberhard Beyer
Eberhard Beyer © Foto: Ronny Klein

Hoyerswerda. Zum Glück hatte Eberhard Beyer seine große Liebe an der Ostsee gefunden. Die aus Ahlbeck stammende Gattin mochte die Meerluft, doch nicht den Kohlegestank in Brieske. Zum Glück für Aktivist Schwarze Pumpe. Denn so schaffte der talentierte Keeper den Absprung aus der Senftenberger Fußball-Oberliga-Mannschaft, wechselte 1961 nach Lübbenau. „Ich nahm sogar die Bezirksklasse in Kauf, weil meine Frau den Spreewald so liebte“, gesteht Beyer heute. Zuvor hatte der Torwart beim kleinen Brieske-Ost begonnen, war noch in der Jugend in den Nachwuchs des großen Ortsnachbarn beordert worden. 1958 wurde Beyer mit Brieskes Junioren sogar Vizemeister der DDR, war fortan zweiter Keeper der Oberliga-Elf. „Schon als 18-jähriger Grünschnabel durfte ich mit der ersten Mannschaft auf Gastspieltournee nach Norwegen. Traumhaft“, lacht Beyer. Hinzu kamen sogar zwei Einsätze in der Nachwuchsauswahl der DDR. Der Weg für eine große Karriere in der Oberliga war geebnet. Doch dann kam Eberhard eben die Liebe dazwischen ...In Lübbenau fungierte der Keeper zwischenzeitlich sogar als Spielertrainer, schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga. Just genau in dem Jahr, als Pumpe so kurz vor der Bezirks-Meisterschaft stand, ausgerechnet im letzten entscheidenden Spiel am 16. Mai 1965 nach Lübbenau musste. Eben jener Torwächter brachte die schwarz-gelben Angreifer immer wieder zur Verzweiflung. „Pumpe gewann nur durch einen umstrittenen Elfer. „Vier Wochen später nach feststehendem Liga-Aufstieg klingelte es plötzlich vormittags an meiner Tür. Ich lag nach der Nachtschicht im Tiefschlaf, als mich meine Frau aus dem Bett holte. Es war Willi Koppe von Aktivist, der mich kurzerhand in seinen Wartburg verfrachtete und mit mir zum Kadergespräch ins Kraftwerk fuhr. Ich bat mir Bedenkzeit aus, stimmte dann aber doch zu, weil der gewisse sportliche Anreiz wieder da war. Nur Lübbenau wollte mich nicht ziehen lassen. Der Werksleiter weigerte sich anfangs sogar, meinen Arbeitsvertrag zu kündigen.“

Es folgten genau 527 Punkt-, Pokal- und Freundschaftsspiele - zwischen den Pfosten für erste oder zweite Mannschaft von Aktivist Schwarze Pumpe. „Am allerschönsten waren die Aufstiege in die Liga und die großen Pokalkämpfe gegen Wolfen, Aue, Riesa und Dynamo Dresden“, erinnert sich Eberhard Beyer, den alle immer nur „Ebber“ riefen. „Traurig, ja nahezu unfassbar, war hingegen die Rückstufung unserer Mannschaft 1970. Es war die wahrscheinlich stärkste Pumpe-Mannschaft aller Zeiten, die vielleicht sogar in die Oberliga durchmarschiert wäre.“

Elf Jahre gehörte Beyer zum festen Stamm der ersten Mannschaft, war angesehen und geachtet – was nicht zuletzt die Kapitänsbinde bewies, die er sechs Jahre trug. Nur einmal, im Sommer 1966, wurde er kalt erwischt und von Trainer Heinz Pönert fast für die gesamte Saison aus dem Kasten verbannt. „Wir verloren das Auftaktspiel gegen Lübben, weil ich ein dämliches Ei kassierte“, sagt Beyer. „Es regnete beim Stand von 1:1 und ich kriegte einen harmlosen Ball aufs Tor. Ich schaute schon, wen ich als nächstes anspielen werde, als mir das Ding durch die Hände flutschte. Ich hätte im Boden versinken können.“

Musste er nicht, denn in vielen folgenden Schlachten stand Beyer seinen Mann. „Natürlich hatte ich mit nur 1,77 Metern nicht das Gardemaß für einen Torwart. Doch ich machte das durch Kampfgeist, starkes Stellungsspiel und gute Reflexe wieder wett“, sagt Beyer. „Nachdem ich eigentlich schon verabschiedet war und von der Fahne zurückkehrte, musste ich im Herbst 1977 plötzlich mein Comeback geben, weil sich Torwart Uwe Zimmermann verletzt hatte. Ich machte als fast 37-Jähriger die ganze Hinrunde voll.“ Anschließend ließ Beyer seine Karriere in der Altliga ausklingen, wurde Nachwuchstrainer.

Ebernhard Beyer wohnt nach wie vor in Hoyerswerda. Er ist dem Fußball und – so heißt es – der Katzenhilfe sehr eng verbunden. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

(http://aktivist-chronik.de/)

Vom Torhüter-Gardemaß war Eberhard „Ebber“ Beyer mit seinen 1,77 Metern zwar ein Stück entfernt. Dieses Handicap machte er allerdings mit Kampfgeist, einem starken Stellungsspiel und guten Reflexen wieder wett.
Vom Torhüter-Gardemaß war Eberhard „Ebber“ Beyer mit seinen 1,77 Metern zwar ein Stück entfernt. Dieses Handicap machte er allerdings mit Kampfgeist, einem starken Stellungsspiel und guten Reflexen wieder wett. © Foto: Pumpe-Buch