Traum von Millionen für Hoyerswerda

Von Silke Richter
Hoyerswerda. Trotz monatelanger Schließung passiert in der Hoyerswerdaer Lausitzhalle so einiges. Wir fragten bei Geschäftsführer Dirk Rolka genauer nach.
Herr Rolka: 2020 wird in die Geschichte der Lausitzhalle eingehen. Nicht nur, weil das 30. Weihnachtsmärchen trotz Corona seinen Weg zu Besuchern fand – und das obendrein gleich dreifach; „König Drosselbart“, „Das tapfere Schneiderlein“ und „Frau Holle“ ...
Na, wenn man zum Fenster rausschaut, hat Frau Holle ja richtig Gas gegeben. Ähnlich wie wir es selbst im Dezember für die Online Aufführungen unseres Weihnachtsmärchens und des Silvesterkonzertes getan haben. Es war für alle Beteiligten und auch Unterstützer ein Erfolg, welcher jedem einen Mehrwert und tausenden Zuschauern eine weihnachtliche Tradition ins Wohnzimmer gebracht hat. Gerade dieser Jahresabschluss war wichtig. Großartig war auch das Team der KulturFabrik Hoyerswerda, das wir als Helfer in der administrativen Abwicklung an unserer Seite gehabt haben. Danke an KuFa-Geschäftsführer Uwe Proksch und sein Team!
Wer hatte die Idee der Online-Veranstaltungen – und wie wurde sie umgesetzt?
Das Bestreben, uns moderner zu zeigen auch, dem Mainstream folgend, gegebenenfalls parallel zu Veranstaltungen streamend ins Netz zu gehen oder in sozialen Netzwerken mit Videos auf uns und unsere Themen aufmerksam zu machen, ist nicht neu. Wir haben hier mit unseren kreativen Kollegen schon einiges ins Netz gebracht und hohe Medienaufmerksamkeit geerntet. Was das angeht, waren und sind wir Vorreiter. Zum Beispiel hoppeln in der Osterzeit in lustigen Videos seit zwei Jahren unsere Lausitzhallen-Häsinnen durch die Stadt und promoten unseren Ostermarkt. Doppelt bedauerlich daher, dass er auch in diesem Jahr corona-bedingt ausfallen muss ... Aber angesichts der so gesammelten, vorher geschilderten Erfahrungen war es ein kleiner Schritt zur dauerhaften Tat, nämlich, dass wir einen eigenen Streaming-Kanal öffnen und weiterführen.
Wie war die Resonanz auf die Online-Angebote in der Weihnachtszeit?
Genau die Resonanz, die es auf das Weihnachtmärchen gab, ist Motivation für das Kommende. Insgesamt wurden über 3.900-mal die kompletten Videos angeschaut beziehungsweise ’runtergeladen. Bedenkt man, dass zu Hause vor dem Fernseher meistens dann eine ganze Familie sitzt und sich das Stück anschaut, kann man ahnen, welches Publikum wir erreicht haben. Sehr gut fand ich, dass wir in der Auswertung sehen können, in welchen Städten, Regionen und Ländern die Videos ’runtergeladen wurden – und auch, zu welchen Zeiten. Unsere Hauptkundschaft ist traditionell die Region, aber wir haben gesehen, dass viele Menschen, die Hoyerswerda verlassen haben, dadurch ein Stück Heimat zurückbekommen haben. In über zehn Ländern wurden die Videos angesehen – wie in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Kanada, Schweden, Spanien sowie in Holland und Belgien.
Können Sie dank der Online-Angebote und ruhigerer Arbeit in der Lausitzhalle weitere positive Nebeneffekte und Änderungen erkennen, die Sie nach der Pandemie beibehalten möchten?
Mal ehrlich: Kultur ist kreativ; lebt von Unvorhergesehenem und Spontanität ... Das fehlt natürlich – ebenso die Aufregung, das Lampenfieber; genauso wie der Moment, endlich wieder den Gong im Saal hören und den Veranstaltungsbetrieb spüren zu können. Das lässt sich durch nichts ersetzen, und deswegen halten sich derzeit positive Nebenerscheinungen in Grenzen. Trotzdem haben sich manche Prioritäten verändert. Manches nimmt man bewusster wahr. Beinahe ein Jahr gefühlte „Arbeitslosigkeit“ ist auch an manchen Kollegen nicht spurlos vorbei gegangen. Trotzdem beeindruckt mich die Motivation von einigen Mitarbeitern und das unbedingte Wollen, wieder starten zu können. Die Kreativität ist nicht verschüttet worden.
Sind demnächst weitere Online-Veranstaltungen geplant?
Wir sind bei der Vorbereitung weiterer Online-Angebote. Hierzu werden wir zu gegebener Zeit informieren – also: Schön gespannt bleiben! Auch den Puppenspieler Michael Hatzius alias „die Echse“ werden wir bald „in Action“ rund um Hoyerswerda wiedersehen können.
Was gibt es sonst noch Neues?
Dass es rund um die Erneuerung unseres „Kulturdenkmals“ Lausitzhalle weitergeht, freut mich sehr. Beginnend mit den Handläufen im Saal über den Fahrstuhl, den neuen Eingangsbereich mitsamt der Glasfassade, die komplette Sanierung der Künstlertoiletten und Duschen bis hin zur in Kürze bevorstehenden Fertigstellung der neuen Rollstuhlplätze im großen Saal zeigt sich, dass in den letzten Jahren und auch im Jahr der Schließung viel getan wurde. Nun wird durch die Stadt Hoyerswerda unter Leitung des neuen Oberbürgermeisters Torsten Ruban-Zeh unter Mithilfe der Wirtschaftsförderung und unseres Gesellschafters, der Städtischen Wirtschaftsbetriebe Hoyerswerda (SWH), im Zuge des Kohleausstieges der umfangreichste Förderantrag, nämlich der zur energetischen Sanierung, auf den Postweg gebracht. Dieses Gesamtvorhaben umfasst die Glasfronten, den Bereich zur Bautzener Allee hin sowie die Sanierung des Bühnenturmes. Käme das alles so wie beabsichtigt zustande, wäre das ein „großer Wurf“ und ein starkes Zeichen für Hoyerswerda und unser Haus. Wenn das funktioniert und das beantragte Volumen von fünf Millionen Euro Förderung tatsächlich bewilligt werden und in Hoyerswerda ankommen würde, wäre ich unendlich glücklich. Das ist ein Wunsch für 2021, und ich freue mich über die Unterstützung dabei durch die Stadtverwaltung sehr.