Verbundenheit mit den Vorvätern und Selbstvertrauen für die Zukunft

Zeißig. Der Sorbische Evangelische Heimattag ist von der Basis gewollt. Er ist aus sich selbst gewachsene Tradition seit 2007. Er ist ein klares Bekenntnis zu den sorbischen Wurzeln der Region. Das unterstrich Initiator Joachim Nagel, 1992 bis 2012 Pfarrer der Evangelischen Gemeinden Hoyerswerda-Altstadt und Schwarzkollm, am Sonntag beim 14. Sorbischen Heimattag in Hoyerswerda und Zeißig.
„In der sorbischen Fahne blau-rot-weiß ist die Farbe des Herzens in der Mitte. Bewahrt euch diese Kraft aus der Mitte. Bleibt, wie ihr seid. Und werdet, wie ihr seid“, meinte er in seinem Grußwort. Der 75-jährige Pfarrer im Ruhestand gehörte zu den über 100 Teilnehmern.
Mit einem sorbisch-deutschen Abendmahlsgottesdienst in der Hoyerswerdaer Johanneskirche begann der Heimattag. Der Chor Seidewinkel sang „Laetare“, „O wola lubosće“, „Prěnja kłóska“ und „Knjezowy jandźel“. In Obersorbisch sprach der Blunoer Pfarrer Dr. Stefan Reichelt Liturgie, Evangelium und Beichte. „Wir erleben heute, dass sich der eine über den anderen erhebt: der Russe über den Ukrainer; der Amerikaner über den Russen; früher oft der Deutsche über den Sorben“, predigte Jan Malink (2003 bis 2020 sorbischer evangelischer Superintendent) über Vergebung, Treue und Versöhnung. Dabei ging er auf die Bibelgeschichte der Ehebrecherin (Johannes 8, 3-11) tiefer ein. Schriftgelehrte und Pharisäer liefern darin eine Frau zur Steinigung aus. Sie wollen Jesus eine Falle stellen. Doch dieser erwidert drei prägende Sätze: „Hat dich niemand verdammt? So verdamme ich dich auch nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ Jesus, so Jan Malink, weist so den Weg in die Liebe und Freiheit. Er warnt vor Überhebung, eitler Selbstgerechtigkeit und Vorverurteilung. Damit zeigt er auf Gottes Güte. „Die Normen Gottes sind gut für uns. Sie sind Anspruch seiner Liebe zu uns. Wer daran festhält, hat ein gutes Fundament für das Leben. Denn Gott IST die Liebe“, unterstrich der Superintendent im Ruhestand.
Mit Kremsern ging es nach dem Gottesdienst nach Zeißig, musikalisch begleitet von den Königswarthaer Blasmusikanten. Im Gasthof „Grüner Kranz“ musizierten sie weiter. Es wurde getanzt. Jan Malink stimmte sorbische Volkslieder an. Der Domowina-Verlag lud an den Büchertisch ein.
Mit einem kleinen Programm erfreuten die Kinder des Sorbischen Kindervereins Zeißig unter Leitung von Annett Rößler und Nicole Strauch. Sie zeigten „Stup dale“, „Bändertanz“ und „Annemarie-Polka“. „Ursprünglich entstand der Verein 2008. Nach einer Pause wurde er 2018 wiederbelebt. Über 20 Kinder im Alter von vier bis elf Jahren sind darin aktiv“, ist von der Vorsitzenden Annett Rößler zu erfahren. „Wir treffen uns jeden Mittwoch. Wir basteln sehr viel. Wir pflegen sorbische Traditionen wie das Oster-Waleien und das Dźěćetko. Zum Frühlingsfest im Mai im Zeißighof spielten wir "Das Rübchen".“ Zum Heimattag bestand auch die Möglichkeit, den Zeißighof mit Trachtenausstellung zu besuchen. In den sorbischen Farben blau-rot-weiß stiegen zum Abschluss Luftballons mit Segenswünschen in den Himmel.
Für Joachim Nagel, der heute im Ruhestand mit seiner Frau in Lubon bei Poznań in Polen lebt, war dies ein ergreifender Moment. „Je älter ich werde, umso mehr fühle ich mich der Tradition verbunden. Ich fühle, dass ich in der Tradition leben möchte. Und eigentlich schon immer in der Tradition gelebt habe“, meinte der 75-Jährige am Sonntag in Zeißig.
Dank vieler fleißiger Mitstreiter der Sorbischen Volkstanzgruppe Zeißig, der Jugend Zeißig und des Kulturvereins Zeißig war der Heimattag möglich. Finanzielle Unterstützung kam unter anderem vom Sorben- und Wendenbeirat der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, vom Beirat für sorbische Angelegenheiten der Stadt Hoyerswerda, von der RAA Hoyerswerda-Ostsachsen und von den Versorgungsbetrieben Hoyerswerda GmbH. „Den Heimattag unterstützen wir gern“, meinten Monique Meißner (25) und Alexander Pelzer (27) vom seit 1995 bestehenden Verein Jugend Zeißig. „Sorbische Brauchtumspflege und Kontaktpflege zur tschechischen Partnergemeinde Přikazy sind fest in unserer Satzung verankert.“ Zum Heimattag kellnerten die beiden Jugendlichen für die Teilnehmer im Gasthof.
Mit dem Kremser kamen direkt nach dem Gottesdienst der Seidewinkler Steven Gutsche mit seiner Frau Heike, Simone und Karsten Raack, Katrin und Gerd Speisekorn, Rosi und Siegfried Kruscha sowie Michael Jaeger nach Zeißig. Sie gehören zur Sorbischen Trachtengruppe Seidewinkel. Steven Gutsche ist stellvertretender Vorsitzender. Seine Frau Heike näht noch Trachtenteile wie Blusen und Schürzen. Sie engagiert sich auch für die Kindertanzgruppe. Jeden zweiten Mittwoch ist im Bürgerhaus in Seidewinkel Probe für die Jüngsten. Zum Heimattag freuten sich Steven Gutsche und seine Begleiter im Gasthof „Grüner Kranz“ über die Gastfreundschaft und Geselligkeit. Öfter tanzten sie fröhlich mit.