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Vom Leben in Industrielandschaften, oder: Die Zukunft hat schon begonnen

Zu „Strukturen im Wandel“ zeigt das Landesmuseum Cottbus noch bis zum 5. Dezember Grafiken, Gemälde, Fotografien.

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Jürgen Matschie, Schwarz-Weiß-Fotografie aus der Serie „Klein Lieskow“, dokumentierend das Verschwinden eines Dorfes.
Jürgen Matschie, Schwarz-Weiß-Fotografie aus der Serie „Klein Lieskow“, dokumentierend das Verschwinden eines Dorfes. © Foto (Repro) BLMK (Brandenburgisches Landesmuseum

Von Beowulf Kayser

Cottbus. Acht Schwarz-Weiß-Fotografien des Lichtbildners Jürgen Matschie fallen in der neuen Gruppenausstellung im Cottbuser Landesmuseum für Moderne Kunst besonders auf. Sie dokumentieren in anschaulicher Weise, wie das Niederlausitzer Dorf Klein Lieskow von 1985 bis 1992 dem Tagebau Cottbus-Nord weichen musste. Über 200 zumeist sorbisch/wendisch sprechende Einwohner verloren damals ihre Heimat und wurden umgesiedelt. Der große Kohlebagger, ein Motiv des Bautzener Fotokünstlers bei der Darstellung des Geschehens, wirkt wie ein drohendes Ungeheuer. Hier trauriger Abriss eines ganzen Dorfes und dort aber der optimistische Aufbau des Kraftwerkes Jänschwalde. „Thomas Kläber und Dieter Zimmermann zeigen dazu ihre Arbeiten, die damals im Rahmen von Pleinairs entstanden sind“, teilte Museumssprecherin Franziska Schultze mit.

Was mit der Braunkohle einherging

Über 35 KünstlerInnen beschäftigen sich in dieser Gruppenausstellung im Dieselkraftwerk am Cottbuser Amtsteich mit dem Thema „Strukturen im Wandel. Die Zukunft hat schon begonnen – Vom Leben in Industrielandschaften“. Gezeigt werden über 140 Werke, darunter 50 Grafiken, 30 Gemälde und 50 Fotografien sowie vier Videos, ein Künstlerbuch und sieben Installationen und Plastiken. Zu den Ausstellern gehören unter anderen Lea Grundig, Günther Friedrich, Peggy Buth und Eberhard Göschel sowie Regina Maria Möller, Fritz Tröger und Toni Wolter.

„Die Ausstellung ist eine Einladung, sich mit den eigenen Wahrnehmungen der durch die Industrialisierung Brandenburgs geprägten Landschaft auseinanderzusetzen“, sagte die BLMK-Sprecherin. Der Titel der von der Euroregion Spree-Neiße-Bober aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Schau geht auf ein Buch des Schriftstellers Dieter Liebig zurück. Es beschäftigt sich mit Orten, die der Ausweitung von Braunkohlerevieren in der Lausitz weichen mussten und deren Sozialstrukturen. Die Ausstellung wird noch bis zum 5. Dezember im Dieselkraftwerk gezeigt.

Poesie und Architektur

Noch bis zum 21. November werden außerdem die Personalausstellung von Rolf Lindemann „Poesie des Alltags“ und die Werkreihe „Echo Tektur“ von Sven Gatter im Cottbuser Landesmuseum gezeigt, die mit großem Zuspruch Anfang September gestartet wurden.

Von dem 1933 in Magdeburg geborenen und 2017 in Berlin gestorbenen Künstler Rolf Lindemann werden in einer monografischen Schau 30 großformatige Gemälde und 60 Arbeiten auf Papier aus sieben Jahrzehnten vorgestellt: „Rolf Lindemann. Poesie des Alltags“.

Der Künstler Sven Gatter widmet sich andererseits in seiner Werkreihe „Echo Tektur“ den schwindenden Architekturen im ländlichen Raum. Gezeigt werden von ihm 28 Schwarz-Weiß- und Farb-Fotografien. Sie dokumentieren die ruinenartigen Reste von aufgegebenen Ziegelsteingehöften, Gasthöfen sowie kleineren Industrie- und Landwirtschaftsbetrieben.