Wenn die Sterne vom Himmel verschwinden

Hoyerswerda. Darüber, was technisch erzeugtes Licht, das die Nacht erhellt, so alles für Nebenwirkungen hat, kann Sicco Bauer lange und detailliert sprechen. Pflanzen samen später aus, Bäume verlieren später ihre Blätter, Vögel knallen gegen Fensterscheiben, zahllose Insekten verenden an Lampen. Und der Mensch, wenn er aus einer hell erleuchteten Stadt in den Himmel blickt, sieht nicht mehr, was Generationen seiner Vorfahren gesehen haben. Je heller es unten ist, umso dunkler ist es oben. Es wirkt, als würden die Sterne immer weniger. Sicco Bauer ist Hobby-Astronom an der Sternwarte in Dresden-Gönnsdorf und war am Donnerstag schon zum zweiten Mal in diesem Jahr in Hoyerswerda. Als im Mai auf dem Schwarzen Markt ein Mobiles Planetarium der Aktion Universe on Tour Station machte, war ein Bestandteil eine Ausstellung über sogenannte Lichtverschmutzung, die genau genommen eine Verschmutzung der Dunkelheit durch Licht ist. „Das Interesse daran war sehr groß“, sagt Bauer. Er ist im Ehrenamt auch Hobby-Forscher, macht bei einer Aktion namens Nachtlichter-Bühne mit, bei der Freiwillige im Dunkeln losziehen und Lichtquellen erfassen sowie kategorisieren.
Und wegen des erwähnten Interesses setzte sich Bauer am Donnerstagnachmittag in Dresden ins Auto, um ein weiteres Mal nach Hoyerswerda zu fahren. Zum Beginn des neuen Volkshochschulsemesters war er Dozent für einen Vortrag zum Thema „Im Schatten des Lichts: Lichtverschmutzung und ihre Auswirkungen“. Bauer nahm, nachdem gegen halb acht Uhr die Sonne untergegangen war, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Kurses einer Reihe für ökologische Bildung mit vor die Lausitzhalle. Weder der Blick in Richtung Külzstraße noch jener in Richtung Zentral-Park und auch einer in Richtung Lausitz-Center waren für Bauer zufriedenstellend: Streuung hier, Blendwirkung dort, Lichtstrahlen gen Himmel da.
Der Lichtexperte empfahl im Grunde drei Dinge: überflüssige Lampen ausschalten, zielgerichtete Beleuchtung ohne große Streuung für Straßen und Wege oder sogar Lichtschaltungen mit Bewegungsmeldern sowie die Verwendung von Leuchtmitteln mit weniger UV- und mehr Infrarotbestandteilen – eher warm als kalt. Und Bauer warb für die Beteiligung an der nächsten Kartierungs-Kampagne der Nachtlichter-Aktion, die dieser Tage beginnt: „Wir möchten wissen, wann gehen die Lichter aus.“ Man will also zu unterschiedlichen Zeiten jeweils dieselben Stellen besuchen. Alles, was man benötigt, um Bürgerwissenschaftler zu werden, ist ein funktionstüchtiges Smartphone.
Der nächste VHS-Öko-Vortrag befasst sich am 21. September ab 19 Uhr mit den klimatischen Veränderungen auf dem Planeten und ihren Folgen.
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