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Zehn Jahre rund um die Uhr geöffnet

Die Büchertauschbox des Nachbarschaftshilfevereins in Hoyerswerda hat sich bewährt. Und die Auswahl ist groß.

Von Uwe Schulz
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Anke Schubert, Leiterin des Mehrgenerationenhauses „Südtreff“ des Nachbarschaftshilfevereins und Bufdi Thomas Märkisch vor der Büchertauschbox in der Schweitzerstraße Hoyerswerda.
Anke Schubert, Leiterin des Mehrgenerationenhauses „Südtreff“ des Nachbarschaftshilfevereins und Bufdi Thomas Märkisch vor der Büchertauschbox in der Schweitzerstraße Hoyerswerda. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Angesichts der regelmäßigen Sachbeschädigungen in den Stadtparks und der unsäglichen Vermüllungen am Scheibe-See ist dieses Jubiläum schon fast ein Wunder: Die BücherTauschBox des Nachbarschaftshilfevereins (NHV) in der Albert-Schweitzer-Straße unmittelbar am Radweg der Südstraße wird dieser Tage tatsächlich zehn Jahre alt.

Anke Schubert, Leiterin des NHV-Mehrgenerationenhauses, betont, dass die Büchertelefonzelle seit Juni 2013 Jahr für Jahr tagtäglich rund um die Uhr geöffnet war. Manchmal hat man es mit ein paar Graffiti zu tun, ein einziges Mal musste eine Scheibe ausgetauscht werden. Viel mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen. Hin und wieder mal Staubwischen, die Glastür putzen, den Boden säubern – Thoms Märkisch, der aktuell seinen Bundesfreiwilligendienst beim NHV absolviert, hat es hier mit überschaubarem Pflegeaufwand zu tun. Manchmal ordnet er einige Bücher, füllt Lücken mit Büchern aus dem kleinen Lager im NHV-Sitz nebenan auf.

In die sechs Regalreihen passen je nach Buchdicke insgesamt an die 250 Bücher. Sachbücher und Hobby sind derzeit stark unterrepräsentiert, Romane für jede Geschmacksrichtung gibt es aber. Man muss eben nur ein bisschen genauer gucken als in der Buchhandlung oder der Bibliothek. Und es ist wie immer in solchen Stationen – Neuerscheinungen wird man hier kaum finden. Dagegen natürlich ältere Druckwerke. Der Roman „Herzflimmern“ von Barbara Wood von 1990 ist hier bei der Recherche zu diesem Beitrag ebenso vorhanden gewesen wie Wolfgang Schreyers „Adjutant“, dem ersten Teil seiner Dominikanischen Trilogie aus dem Jahr 1971, oder der 1834 erstmals erschiene Seefahrt-Abenteuerroman „Peter Simpel“ von Fredrick Marryat, in der 1983er Ausgabe des DDR-Kinderbuchverlags. Quer in einem Fach liegt der Ratgeber „Großmutter Tipps und Tricks“. Wer wissen will, was Dan Brown schrieb, bevor er Robert Langdon erfand, kann seinen „Meteor“ hier finden. Wer schwere Schicksale nach Krankheitsdiagnosen mag, der ist mit Diana Beate Hellmanns „Zwei Frauen“ gut bedient. Und wenn einem ein Buch nicht zusagt, dann bringt man es eben wieder zurück. Es kostet ja nichts. Das kann man morgens vor der Frühschicht tun, nachts, wenn man nicht schlafen kann oder sonst irgendwann im Verlauf des Tages. Der Bereich ist gut beleuchtet, in der Bücherzelle gibt es dank Bewegungsmelder Licht. Und trocken ist es hier drin auf jeden Fall.

Schmökern nebenan im Café

Anke Schubert weiß, dass Romane, Bücher über Autos und Oldtimer ebenso gehen wie solche über Blumen oder eben übers Kochen. Reiseberichte sind ebenfalls gefragt. Da man zu den Nutzern der autonomen Bücherzelle ja meist keinen direkten Kontakt hat, verlässt sich Anke Schubert bei allem, was sie so mitbekommt auf ihre Einschätzung, dass zu den Nutzern Frauen, auch viele jüngere, und ältere Männer gehören. Man kann einfach so vorbeischauen und ein Buch mitnehmen, man kann auch tauschen. Und man kann hier auch Bücher abgeben. Allerdings bittet der NHV darum, nicht einfach so ganze Bücherkisten in der Zelle zu platzieren, sondern eben beim Verein abzugeben. Freilich sollten die Bücher in einem Zustand sein, dass man sie auch noch selbst lesen würde.

Die Weiterverwendung ausgedienter Telefonzellen als Büchertauschboxen war keine Hoyerswerdaer Erfindung. Man hatte so etwas in Berlin gesehen und wollte die Idee auch in Hoyerswerda umsetzen. Problematisch war zunächst die Beschaffung einer Telefonzelle. Fündig wurde man bei einer Firma in Falkenberg, die alte Dinge vertrieb. Dann noch alles herrichten, die Zelle neu anstreichen und schon konnte das Projekt bei einem Fest des NHV starten. Später gab es dann sogar Anfragen beim NHV, wie man denn so etwas mache und was so zu beachten ist beim Aufstellen einer Buchtauschbox. So gibt es mittlerweile auch eine Bücherzelle in Bröthen, die aber mit dem NHV nichts zu tun hat. Der betreibt übrigens nebenan eine Cafeteria im Mehrgenerationenhaus. Hier kann man montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr (freitags nur bis 16 Uhr) auf Kaffee, Kuchen, Imbiss einkehren und gern auch lesen.