Hoyerswerda
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Von wegen Abstellgleis

Roland Wehner moderiert an allen drei Tagen das Hoyerswerdaer Stadtfest. Dabei liegen seine letzten großen Shows zehn Jahre zurück.

Von Marcel Pochanke
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Roland Wehner moderiert am Wochenende täglich beim Hoyerswerdaer Stadtfest.
Roland Wehner moderiert am Wochenende täglich beim Hoyerswerdaer Stadtfest. © Foto: Marcel Pochanke

Hoyerswerda. Er habe keine Sekunde gezweifelt oder gezögert, als er die Anfrage bekam, sagt Roland Wehner. Die Organisatoren des Hoyerswerdaer Stadtfestes hatten ihn in die Lausitzhalle zu einem Termin geladen. Und dann gefragt, ob er sich vorstellen könne, vom 8. bis 10. September als Moderator auf der Bühne zu stehen.

Ja, er macht es. „Ich habe keine Sekunde gezweifelt. Es ist eine große Nummer, da muss man sich nichts vormachen.“ Doch er vertraue auf seine lange Bühnen- und Fernseherfahrung.

Dabei hatte er mit solch einem Angebot nicht gerechnet – nicht mehr: „Ich war positiv überrascht, mich noch einmal so einbringen zu können“. Zwar hatte er viele Jahre lang Veranstaltungen mit teils mehr als Tausend Besuchern organisiert und moderiert, ob im Jugendclubhaus Ossi oder im Waldbad Zeißig. Im Gedächtnis vieler Hoyerswerdaer, die in den 90er und Nuller Jahren feiern gingen, sind er und seine Veranstaltungen fest verankert. Etliche Paare, die heute zusammenleben, haben sich dort gefunden. Wehners Laufbahn gipfelte mit dem Engagement als Moderator beim gerade neu gegründeten Shopping-Kanal QVC. Mit leuchtenden Augen erinnert er sich an diese tolle Zeit. Roland Wehner und die Kamera, das passte zusammen. Die Arbeit beim Fernsehen endete nur, so Wehner, weil er in die Firmenzentrale nach Düsseldorf gehen sollte, Hoyerswerda jedoch nicht den Rücken kehren wollte.

Für die sagenhaften Shows in der Stadt mit Stars wie Fancy oder Harpo wurde das finanzielle Risiko irgendwann zu groß, auch wegen der veränderten Freizeitgewohnheiten der Menschen. Mehr als ein Jahrzehnt sind vergangen, seit Wehner auf den großen Bühnen stand.

Gute Vorbereitung ist alles

Die Brötchen, die er unterdessen buk, waren kleiner, aber nicht weniger anspruchsvoll. Das wird jeder bestätigen, der einmal mit einer Horde Kinder gearbeitet hat. Programme für Schülergruppen führte und führt er weiter durch, außerdem die Ü 50-Disko. Ein besonderes Anliegen sind ihm die Events für Menschen mit Behinderung. Seine Arbeit für die Lebenshilfe in Hoyerswerda zeigte ihm, wie wichtig Anerkennung und Teilnahme am bunten Leben für sie sind. Als der Reporter vom TAGEBLATT ihn im Ossi zum Gespräch trifft, ist er mitten in der Vorbereitung für die Special Olympics am Jugendclubhaus. Die Teilnehmerurkunden für alle liegen, nach Einrichtungen sortiert, schon bereit.

Die richtige Vorbereitung sei beim Moderieren das A und O, gewährt Roland Wehner einen Einblick in seine Arbeitsweise. Das gilt für Special Olympics im Ossi genauso wie für das Stadtfest Hoyerswerda, auf der großen Bühne vor hoffentlich Tausenden. Die Hoffnung richtet sich an das Wetter. „Wir hatten mit dem Stadtfest immer Glück. Es wäre schade, wenn es ausgerechnet dieses Jahr ins Wasser fiele.

Die Vorbereitungen laufen längst auch für das Stadtfest. Er wolle nicht nur moderieren und ankündigen, sondern auch eigenes auf der Bühne präsentieren. Das Wichtigste: „Emotionen vermitteln und in den Zuschauern wecken“, so der Comeback-Moderator. Unter anderem, indem er Besucher aktiv auf die Bühne holen will. Kleine Spiele sind geplant, wo etwa „der größte Beatles-Fan“ im Rund ausgerufen wird. Schafft er es, eine bestimmte Zahl weiterer Fans der Fab Four auf die Bühne zu holen, winkt ein Preis. Roland Wehner ist glücklich über die Sponsoren, die er überreden konnte, wirklich wertvolle Preise zu stiften. Was das jeweils ist, wird erst nach dem Spiel verraten, aber für den Inhalt, so Wehner, lohnt es sich, auf der Bühne mitzumachen. Zu schwer werden die Hürden nicht: „Ich will ja, dass sie es schaffen!“ Und wenn die Hoyerswerdaer tatsächlich einen Beatles-Song gemeinsam singen, wird es sich Roland Wehner nicht nehmen lassen, sie stimmlich live anzuführen und zu unterstützen. „Eindrücke, die man nicht vergisst“, sind der Wunsch des Moderators.

Dazu passt, dass er dann auch anbietet, einen mehr oder weniger spontanen Heiratsantrag von der Bühne aus zu machen. „Die Möglichkeit vor Tausenden – das ist doch Wahnsinn. Daran wird sich jeder ein Leben lang erinnern.“ Die Idee kam ihm, weil solche spontanen Anträge während seiner Discos immer wieder passierten. Wie die Sachen ausgingen, wisse er aber nicht, gesteht er auf die Frage des neugierigen Reporters. Auf diese und viele weitere Erfahrungen kann sich Wehner verlassen.

Deswegen, versichert er, sei das Lampenfieber vor dem Stadtfest nicht sehr groß. „Die Zeiten sind vorbei. Wenn ich den ersten Satz auf der Bühne gesagt habe, ist das alles weg. Inhaltlich habe er freie Hand gehabt, sagt Roland Wehner. Und konnte sogar noch einen ihm sehr bedeutenden Programmpunkt unterbringen. Am Samstag von 21.30 bis 22.15 Uhr findet seine persönliche Glam-Rock-Show auf der großen Bühne statt. Die Stars von damals rocken dann auf der großen Videowand, moderiert von Roland Wehner. Er lobt ausdrücklich, dass das Programm des Stadtfestes in diesem Jahr sehr von Akteuren aus der Region geprägt ist. Aber dieser Moment wird international. Und wieder emotional. „Garry Glitter oder T. Rex - die das damals erlebt haben, sollen das noch einmal feiern. Und alle mitbringen!“ Danach übernimmt – wie an allen Abenden – gegen 22 Uhr der DJ.

Roland Wehner bekennt, dass er dann wohl nicht weiterfeiern, sondern sich für den nächsten Auftritt regenerieren wolle. Überhaupt sei er selbst neugierig, wie er mit 69 Jahren drei Tage Programm durchhalten wird. Eine bestimmte Routine gibt es nicht. Die Routine ist Roland Wehner mit all seinen Erlebnissen inzwischen selbst. Ob das Comeback einmalig bleibt, lässt er offen. Die Lust verspürt er auf jeden Fall. Erst einmal müsse es jedoch am Wochenende gut laufen. Das könne man bei aller Vorbereitung am Ende nie vorhersehen, sagt er. Und ist voller Vorfreude.