Hoyerswerda
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Wo sich Weihnachtsbräuche vermischen

Statt eines Zwölf-Gerichte-Menüs gibt es bei Serwecinskis zu Heiligabend ein Fischgericht.

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Andrzej Serwecinski mit dem nach polnischer Tradition geschmückten Weihnachtstrauß und seinen Geschenken für die Kinder und Enkel.
Andrzej Serwecinski mit dem nach polnischer Tradition geschmückten Weihnachtstrauß und seinen Geschenken für die Kinder und Enkel. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Hoyerswerda. Der Pole Andrzej Serwecinski lebt mit seiner deutschen Frau schon seit fast 50 Jahren in Hoyerswerda. Deshalb haben sich in der Familie die Weihnachtsbräuche beider Länder etwas vermischt.

Als er aber noch mit seinen Eltern und Großeltern in der Kreisstadt Wieruszow, 80 Kilometer hinter Wroclaw (Breslau) gelegen, auf einem Bauernhof wohnte, haben diese drei Generationen das Leben geteilt und zusammen Weihnachten gefeiert, erzählt Andrzej Serwecinski. Wenige Tage vor dem Fest wurde der Christbaum aus dem Wald geholt, am 24. Dezember aufgestellt und mit Orangen, Äpfeln, Pfefferkuchen, Zuckerzeug und wenigen bunten Glaskugeln geschmückt. Am Abend des Tages gab es ein Zwölf-Gerichte-Menü, wobei auf Fleisch und Alkohol verzichtet wurde. Unbedingt gehörten dazu: Rote-Bete-Suppe, gebratener Karpfen oder in saure Sahne eingelegter Matjes und Pirogi, gefüllt mit Sauerkraut und Pilzen, erinnert sich der 68-Jährige. Doch vor diesem Festmahl teilten erst einmal alle Anwesenden miteinander weiße hauchdünne Oblaten, auf denen das Jesuskind oder Maria abgebildet war. Dabei wünschen sich die Menschen Glück und Segen für das kommende Jahr. Die Oblaten sind ein Symbol für Liebe, Freundschaft und Frieden, erklärt Andrzej Serwecinski. Nach dem Essen bekamen die Kinder endlich vom Sternenmann ihre Geschenke, denn einen Weihnachtsmann gibt es in Polen nicht. Der Sternenmann fragt sie allerdings wie der deutsche Geschenkebringer, ob sie brav waren und erwartet von ihnen ein Lied oder Gedicht. „Auf dem roten Mantel waren Sterne aufgenäht, das unterschied ihn vom Weihnachtsmann“, weiß Andrzej Serwecinski noch aus seiner Kindheit. In Polen haben sich aber auch die Erwachsenen gegenseitig beschenkt, ehe die ganze Familie zur Hirtenmesse gegangen ist. Diese begann Punkt 24 Uhr. Die Kinder durften ausnahmsweise lange aufbleiben. Am 25. und 26. Dezember wurden andere Verwandte besucht und gut gegessen. Zum Kaffee gab es selbst gebackenen Mohnkuchen oder Mohnrolle. Stollen war unbekannt.

Heute essen Serwecinskis auch mal dieses deutsche Weihnachtsgebäck – aber ohne Mohnkuchen ist ihre Kaffeetafel am 25. Dezember nicht komplett. Dann kommen alle Kinder und Enkel aus Deutschland sowie Polen nach Hoyerswerda, um die Großeltern zu besuchen und ihre Geschenke abzuholen. Sie sind schon zum Mittag da, denn dann es gibt selbst gemachte Rouladen und für die jüngeren Enkel Fischstäbchen. Vor dem Festmahl werden miteinander Oblaten gebrochen und Segenswünsche ausgetauscht, erzählt Andrzej Serwecinski.

Am 24. Dezember essen er und seine Frau ein Fischgericht. Sie beschenken sich gegenseitig und gehen nicht zur Kirche. Den Weihnachtsstrauß, aus Platzgründen ist es kein Baum, schmückt der Wahl-Hoyerswerdaer schon einige Wochen vor dem Fest mit Esswaren und einigen Kugeln.

Im Januar beim Abschmücken dürfen ihn die Enkel dann plündern. „So war es früher schon“, schwelgt Andrzej Serwecinski in Erinnerungen.