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Hund in Hoyerswerda nicht von Wolf getötet

Überraschung in Hoyerswerda: Der getötete Hund ist nicht das Opfer eines Wolfs geworden. Das hat die Analyse von DNA-Spuren ergeben.

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© Martin Förster/dpa

Hoyerswerda. Nicht ein eingedrungener Wolf hat am 10. Januar Schäferhund „Udo“ im umzäunten Gelände einer Tierpension am Altstadt-Rand getötet, sondern Dogo-Canario-Hündin „Honey“ aus dem Nachbargehege. Das sage ein genetisches Gutachten, so Frank Meyer, Sprecher des Sächsischen Umweltministeriums: „In Wunden und Maul des Opferhundes fanden sich genetische Spuren wie Haarbüschel von „Honey“; „Honey“ hat eine Bissverletzung am Ohr mit genetischen Spuren von „Udo“.“

Pensions-Betreiberin Cornelia Schreiber, der beide Hunde gehör(t)en, zweifelt: „Für mich ist alles so unklar wie am Anfang. Ich will Aufklärung des Falles, aber die habe ich nicht.“ Nie hätte „Honey“ durchs Gitter an „Udo“ heran können, und der Zaun zwischen beiden sei noch höher als der Außenzaun, den der Wolf überwunden haben soll.

Tierarzt diagnostizierte Drosselbiss

Der Kadaver des toten Hundes wird im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin untersucht. Die DNA-Analyse nahm das Senckenberg-Institut für Wildtiergenetik in Gelnhausen (Hessen) vor.

Ein Tierarzt hatte für die tödliche Attacke am 10. Januar einen Wolf verantwortlich gemacht - was die Emotionen sofort hochkochen ließ. Denn bisher wurde ein Wolf in Sachsen noch nie in einer Stadt gesichtet. Die Hunde gehörten zu einer Tierpension, die am Stadtrand von Hoyerswerda nur wenige hundert Meter vom Wald entfernt liegt.

Das Terrain ist laut Pensionsbesitzerin Cornelia Schreiber mit einem etwa 1,50 Meter hohen Zaun umgeben. Der Tierarzt diagnostizierte einen sogenannten Drosselbiss an der Kehle des Schäferhund-Mischlings. Allerdings waren schnell auch Zweifel aufgetaucht. Experten vom Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz widersprachen der Diagnose. Nach Angaben des Kontaktbüros hat das auch die Obduktion ergeben.

Emotionale Debatte

Hoyerswerda gehört zum Einzugsgebiet des sogenannten Seenland-Rudels - eines von 15 nachgewiesenen Wolfsrudeln oder -paaren in Sachsen und im Süden von Brandenburg. Das Wolfsbüro räumt ein, dass es durchaus Zwischenfälle mit Hunden geben kann, weil Wölfe Hunde häufig als Artgenossen ansehen und als Eindringlinge in ihr Revier betrachten könnten.

Die Debatte über die Wölfe wird in Sachsen sehr emotional geführt. Bisweilen fürchten sogar Anwohner um ihre Kinder. Dabei gilt der Wolf als äußerst scheues Tier. Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU) hatte immer wieder eine sachliche Debatte angemahnt. Der Freistaat hat auch Regelungen getroffen, falls ein Wolf aggressiv oder auf andere Weise zum „Problemwolf“ wird. Dann kann das Tier eingefangen oder geschossen werden. Bisher wurde kein Gebrauch davon gemacht. (SZ/JJ/dpa)