Von Nicole Preuß
Auf eine nasse Wiese setzt sich Aria nicht. Da kann Frauchen Sabine Becker noch so bitten und betteln. Die Hunde-Dame bleibt standhaft. „Die Ogar Polskis haben ihren eigenen Kopf“, sagt Sabine Becker entschuldigend. Ein Foto mit sitzendem Hund wäre dabei zwar eine schöne Idee, aber nicht umsetzbar. Sabine Becker kennt ihren Ogar Polski und sie mag ihn trotzdem. Auch deshalb hat sich die Bauingenieurin ins Auto gesetzt und ist 400 Kilometer von Regensburg bis Leupoldishain gefahren.
Dort wanderte sie mit Gleichgesinnten am Sonnabend auf die Festung Königstein. 14 Ogar Polskis aus ganz Deutschland waren dabei. Anke Findeisen, die in der Region lebt und selbst einen Hund von der Rasse hält, hatte das kleine Minderheiten-Treffen organisiert. Minderheiten-Treffen, weil es nur 100 Hunde dieser Rasse in Deutschland geben soll. Das würde bedeuten, das fast jeder fünfte Ogar Polski am Sonnabend in Leupoldishain war.Für die Freunde der Rasse war es bereits das elfte Treffen. Die meisten sind eher zufällig zu ihrem polnischen Brackenhund gekommen. „Wir wollten uns einen Hund anschaffen und haben in ein Hunderassen-Buch geschaut“, sagt Kai-Uwe Sander aus Niedersachsen. „Meine Frau wollte einen großen Hund, ich einen kleinen, dann haben wir uns in der Mitte geeinigt“, sagt er. Schwerer als die Auswahl war dann das Finden eines Züchters. „Im Internet haben wir einen Züchter in Krakau gefunden“, sagt Sander.
So wie ihm geht es vielen Haltern. In Polen gibt es deutlich mehr Tiere der Hunderasse. Das hat auch geschichtliche Gründe, sagt Sabine Becker. Schon im 14. Jahrhundert sollen polnische Adlige die Hunde bei der Jagd eingesetzt haben. Aristokratische Charakterzüge kann Sabine Becker mit einem Augenzwinkern noch heute an ihrer Hunde-Dame Aria entdecken. Nicht nur, dass Aria wüsste, was sie will. „Sie ist auch ein sehr edles Tier“, sagt Sabine Becker. Das drücke sich schon in der Körperhaltung aus. Den Kopf geradeaus, der Rücken gerade, die Augen aufmerksam nach vorn gerichtet, anders kenne sie ihren Hund gar nicht. Dazu komme das Verhalten gegenüber anderen Hunden: „Ogar Polskis spielen ganz anders, wenn sie unter sich sind“, sagt sie.
Jetzt bringt sie ihrem Ogar Polski das Einmaleins eines Rettungshundes bei. Wenn alles gut geht, wird die Spürnase von Aria bald verloren gegangene Menschen finden. Sogar in einer Menschenmenge könnte sie dann einen ganz bestimmten Menschen finden, sagt Becker. In der Theorie funktioniere das schon, jetzt fehle noch die Prüfung. Vielleicht ist Aria der Befehl „Sitz“ auch einfach zu langweilig.