"Ich bewundere den Aufbauwillen in Görlitz"

Der Schauspieler Götz Schubert aus Potsdam spielt Theater in Städten wie Berlin oder Hamburg und in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen wie „Der Turm“ und „Meine Tochter Anne Frank“. Für die Krimireihe „Wolfsland“ war er bereits sechsmal als Kommissar in Görlitz. Was er an der Stadt schätzt und was ihn irritiert hat, sagt er im Interview.
Herr Schubert, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Eindruck von Görlitz?
Ich war 1987 für den Film „Der Geisterseher“ in Görlitz, damals noch für das Fernsehen der DDR. Das war mein erster Film, der eigentlich in Venedig spielt. Da wurden Gondeln auf den Untermarkt gestellt, das war faszinierend. Vermutlich war ich vorher schon mal mit den Eltern da, von Pirna aus, wo ich aufgewachsen bin, bei einem unserer Sonntagsausflüge. Aber das war nicht so eindrücklich wie die Dreharbeiten in den 1980ern. Da war ich im vierten Jahr meines Schauspielstudiums und nervös. Ich habe Görlitz als Ort nicht so wahrgenommen, sondern wie ein großes Filmstudio betrachtet. Wir haben an allen Ecken über vier Wochen gedreht. Wir wohnten im „Haus des Handwerks“, das war damals ein Hotel. Beim letzten „Wolfsland“-Dreh war ich dort und wollte sehen, wo mein Zimmer gewesen sein könnte und habe es in etwa gefunden.
Haben Sie inzwischen einen Lieblingsort in der Stadt?
Das Café Herzstück, das ist beim ganzen Team beliebt, vor allem die jungen Leute dort. Wir waren ganz erstaunt über das Angebot, vegetarisch und glutenfrei, die sind fast weiter als manche Großstadt. In Dresden musst du schon suchen, wo du Porridge am Morgen bekommst. Und ich mag die Obermühle, da sitzt man wunderschön direkt über der Neiße in der Natur und unmittelbar am Radweg.
Ist Ihnen etwas unangenehm aufgefallen?
Am Anfang habe ich mich bei einer Unterkunft gewundert, dass mir das Fensteröffnen erklärt wurde, eine Kippstellung mit Diebstahlsicherung. Die sagten, man wohnt halt an der Grenze und da gibt es einige Probleme. Vor dem ersten Dreh sagte meine Mutter: Oh Gott, da musste aufpassen! Ich antwortete: Ach, Quatsch. Am ersten Drehtag wurden bei einem aus dem Team die Felgen vom BMW geklaut. Inzwischen bauen wir vor. Die Polizei fährt auch ganz viel Streife hier. Wir werden nachts oft angehalten. Anfangs fand ich das irritierend, mittlerweile weiß ich um die Notwendigkeit und finde das gut.
Sie werden von der Polizei angehalten?
Die schauen auf Autos, die nicht aus der Gegend sind. Inzwischen kennen wir uns aber ein bisschen und sie sagen: okay, von „Wolfsland“ und dann gibt es schon mal den einen oder anderen Kommentar.
Gibt es auch Kommentare zu Ihnen als Kommissar, als Butsch?
Ein Kollege erzählte, dass Polizisten vorgeschlagen haben, Butsch möge doch mal bei ihnen vorbeischauen, damit er sieht, wie es richtig läuft. Er hält sich ja eher nicht so an die Regeln. Aber wir machen eben Film und Fiktion.
Sie spielen einen ruppigen Oberlausitzer und ihre Beziehung zu Yvonne Catterfeld ist ziemlich aufgeladen im „Wolfsland“. Das macht Ihnen Spaß, weil Sie sich mögen?
Es macht mir mehr Spaß, wenn man sich privat gut kennt und mag, dann vor der Kamera Hund und Katze zu spielen und sich zu piesacken.
Ansonsten sind Ihnen Anstand und Freundlichkeit wichtig?
Das ist mir wichtig, weil ich finde, dass es ein klein bisschen die Welt besser macht.
Ist Ihnen beides in Görlitz begegnet?
Absolut, das erleben wir ganz viel in Restaurants und Cafés oder im Gespräch mit den Anwohnern und Komparsen. Ich finde es toll, dass nicht alle abhauen, sondern versuchen, etwas in der Stadt aufzubauen, gerade jüngere Leute. Es ist ja nicht immer leicht, das haben wir auch mitbekommen, als Siemens gerade gewackelt hat. Das ist für eine Region sauschwer, wenn es Nachrichten gibt, dass möglicherweise Arbeitsplätze wegfallen, dennoch hierzubleiben und sich für die Region zu engagieren, das finde ich bewundernswert und da ist die Freundlichkeit doppelt großartig.
Sie waren im Januar und Februar für den sechsten Fall in Görlitz, für „Heimsuchung“, und zuvor für „Das Heilige Grab“. Gibt es schon Sendetermine für die beiden neuen Folgen?
Die gibt es wieder im Doppelpack am Ende dieses Jahres, die genauen Termine werden noch bekanntgegeben.
Die Zuschauerzahlen sind von Folge zu Folge gestiegen, bei der vierten waren es über fünf Millionen. Die Fans schwärmen nicht nur von Ihnen und Yvonne Catterfeld, sondern auch von den Szenen an Görlitzer Orten wie dem Untermarkt. Das ist doch eine gute We
Ich glaube schon. Das hat viel damit zu tun, dass im Krimi auch schreckliche Dinge passieren, wir aber die Stadt sehr ernst nehmen und durchaus zeigen, wie schön es sein kann. Dass sich hinter der Fassade Schreckliches ereignet, kommt ja in den besten Familien vor. Spannend ist die ganze Region. Den ersten Teil haben wir im Steinbruch gedreht, dorthin bin ich dann auch baden gefahren. Königshain war für mich eine Überraschung. Das Wasser drumherum, auch der Berzdorfer See, macht die Gegend sehr attraktiv.
Was wünschen Sie Görlitz?
Dass ein bisschen Ruhe einkehrt mit den Arbeitsplätzen, die Leute eine soziale Sicherheit bekommen und weniger Existenzängste haben müssen, dass man in Görlitz gut leben kann von dem, was man verdient. Dass sie es irgendwann schaffen, alle Häuser zu sanieren und dass sich Menschen finden, die gerne darin wohnen.
Wann sind Sie wieder in Görlitz?
Im Herbst, dann werden die Teile 7 und 8 hintereinander gedreht, im September geht es los.