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„Ich möchte eine Politik der offenen Tür“

Martin Gommlich kandidiert in Ebersbach-Neugersdorf fürs Bürgermeisteramt. Für Veränderung will er viele motivieren.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Am 4. März wird in Ebersbach-Neugersdorf ein Bürgermeister gewählt. Die Wahlzeit der Amtsinhaberin läuft nach sieben Jahren ab. Zwei Kandidaten bewerben sich um das Amt des Bürgermeisters und stellen sich zur Wahl: Amtsinhaberin Verena Hergenröder (parteilos) und der Ebersbacher Martin Gommlich (parteilos). Heute stellt die Sächsische Zeitung ihn vor.

Herr Gommlich, was verbindet Sie mit Ebersbach-Neugersdorf?

Es ist eine wunderschöne Stadt, die in einer ebenso schönen Gegend liegt. Meine Frau ist familiär hier stark verwurzelt. Ich finde das Leben hier lebenswerter als in Dresden. Die Leute hier sind kerniger, sie haben ein anderes Lebensgefühl. Ich habe hier Dinge wiederentdeckt, die für mich schon als verloren galten. Zum Beispiel Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Direktheit und vor allem Stolz. Den Stolz auf die eigene Kultur. Mittlerweile fühle ich mich angekommen in der Stadt und viel mehr zu Hause als in meiner Geburtsstadt Dresden.

Warum wollen Sie in Ebersbach-Neugersdorf Bürgermeister werden?

Ausschlaggebend für meine Kandidatur war, dass ich in der Stadt sehr viel Potenzial sehe. Viel davon liegt brach, viele Ressourcen werden nicht genutzt. Zum Beispiel die Außenwirkung der Stadt. In sozialen Medien und im Tourismus muss die Stadt viel präsenter werden. Große Firmen muss man ansprechen, ob sie sich hier ansiedeln wollen. Im Moment haben die nämlich viel Lust zum Investieren. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man hier ansetzen kann, unter anderem mit freien Gewerbeflächen, Arbeitskräften und Löhnen. Ich habe den Eindruck, dass nicht alles unternommen wird, um Firmen hier zu halten und die Wirtschaft auszubauen. So mancher Unternehmer aus der Stadt hat sich bei mir über fehlende Wertschätzung beklagt.

Wer gibt Ihnen den Rückhalt für Ihre Kandidatur?

Das sind zum einen meine Frau, zum anderen aber auch befreundete Unternehmer. Und immerhin haben 98 Bürger aus der Stadt meine Kandidatur mit ihrer Unterschrift unterstützt. Das ist ein Vertrauensvorschuss von Leuten, die Veränderungen wollen. Meine Philosophie habe ich von der Schweizer Literaturwissenschaftlerin Jeannine Luczak übernommen. Sie sagt „Demokratie heißt: die Wahl haben. Diktatur heißt: vor die Wahl gestellt sein.“ Wenn es nur einen Kandidaten gibt, ist das keine echte Wahl.

Was wäre im Falle eines Wahlsieges ihre erste Amtshandlung im Rathaus?

Ich würde eine Mitarbeiterversammlung einberufen und mich und meine Führungsstrategie vorstellen. Ich möchte eine Politik der offenen Tür, das heißt, jeder kann mit seinem Anliegen zu mir kommen. Ich will die Befindlichkeiten wissen, will die Verwaltung in Schwung halten und den Mitarbeitern ein anderes Arbeitsgefühl geben.

Was sind die wichtigsten Ziele, die sie als Bürgermeister erreichen wollen?

Ich möchte die Digitalisierung und damit den Breitbandausbau voranbringen. Unsere Stadt sollte über die sozialen Medien und das Internet in aller Welt bekannt gemacht werden. Gemeinsam mit den Mitarbeitern der Verwaltung will ich neue Ansätze gehen. Ich praktiziere in meinem Berufsleben pragmatische und ergebnisorientierte Arbeitsweise. Das will ich auf die Mitarbeiter übertragen, um den Verwaltungsaufwand klein zu halten und mit motivierten Mitarbeitern Probleme schnell zu erkennen, zu analysieren und zu lösen. Vor allem die Abwanderung junger Menschen will ich stoppen. Das funktioniert aber nur mit einer starken Wirtschaft, die den Menschen Perspektiven gibt. Bewährtes will ich erhalten, aber auch viel Neuem Chancen einräumen. Und schließlich müssen Handwerk und Industrie finanziell entlastet werden, um ihren Angestellten höhere Löhne zahlen zu können. Mit der Stadtverwaltung will ich ein Konzept entwickeln, das diese Entlastung unterstützt.

Wie wollen Sie das erreichen?

Mit jeder Menge Pragmatismus und Mitarbeitern, die etwas verändern wollen. Ich will zum Beispiel die Leute selbst anhören. Deshalb plane ich als Bürgermeister eine regelmäßige Bürgersprechstunde. Bürgernähe ist mir wichtig, und dabei die Wertschätzung für alle besonders.

Was müsste sich in Ebersbach-Neugersdorf unbedingt ändern?

Das Stadtbild. Die Bahnhöfe sind zum Beispiel kein Aushängeschild, wenn Gäste ankommen. Hier muss dringend was passieren. Es muss mehr Sauberkeit in die Stadt einziehen. Die Parkanlage in der Schillerstraße in Neugersdorf ist ein weiteres Beispiel, wo dringend Handlungsbedarf ist.

Auf welche Unterstützung können Sie bauen, um die angestrebten Veränderungen zu erreichen?

Dabei vertraue ich auf Hinweise und die Initiative der Bürger der Stadt. Ich würde sogenannte Bürgerräte einrichten. Für jeden Stadtteil einen, in dem zehn bis zwölf Männer und Frauen, darunter auch Jugendliche, mitarbeiten. Sie sollten über einen eigenen Fonds verfügen, der für kleinere Projekte im Stadtteil verwendet werden kann. Größere Sachen bedürfen natürlich der Entscheidung durch den Stadtrat. Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit als Bürgermeister ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Stadtrat, den Mitarbeitern und natürlich allen in der Stadt. Ich meine hier sowohl die Bürger als auch Vereine und Unternehmen.

Wie stehen Sie zu extremistischen Bestrebungen, die es auch im Oberland gibt?

Davon distanziere ich mich. Ich bin Humanist. Ich höre mir an, was Leute zu sagen haben. Wenn Vorschläge konstruktiv, Kritik berechtigt und Hinweise angebracht sind, werde ich reagieren. Ich mag aber keine Pauschalisierungen.

Welchen Leitungsstil bevorzugen Sie?

Einen offenen. Das Miteinander geht vor. Das Ich ist vergänglich, das Wir bleibt. Ich will nah am Menschen sein und die Leute abholen zum Mitgestalten.

Was, wenn die Wahl zum Bürgermeister nicht klappt?

Dann danke ich allen Unterstützern und will mich trotzdem für Ebersbach-Neugersdorf engagieren. 2019 wird ein neuer Stadtrat gewählt, da will ich dann antreten.