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„Ich versuche, jeden Film zu sehen“

Die Zukunft des Riesaer Kinos sieht Theaterleiter Alexander Malt positiv. Der Trend geht zum Event.

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© Sebastian Schultz

Von Dörthe Gromes

Riesa. Der 90. Geburtstag des Riesaer Capitols im vergangenen Dezember verstrich fast unbemerkt. „In zehn Jahren werden wir anlässlich des 100. Jubiläums sicher etwas machen“, sagt Alexander Malt, der das Haus seit 2013 führt. In jedem Fall ist er optimistisch, dass das Kino gut und gern noch weitere 90 Jahre existieren wird. „Sich gemeinsam einen Film anzusehen, ist einfach ein Erlebnis, was immer bestehen wird“, fährt der 36-Jährige fort.

Ende des vergangnen Jahres ist das Capitol 90 Jahre alt geworden. Eine große Feier soll es aber erst zum hundertsten Geburtstag im Dezember 2027 geben.
Ende des vergangnen Jahres ist das Capitol 90 Jahre alt geworden. Eine große Feier soll es aber erst zum hundertsten Geburtstag im Dezember 2027 geben. © Sebastian Schultz

Die Technik allerdings erlebt derzeit einen radikalen Wandel. Als Alexander Malt 2003 anfing, neben seinem Physikstudium im Kino Meißen als Filmvorführer zu arbeiten, lernte er noch, mit analogen Projektoren umzugehen. Mittlerweile haben die meisten Kinos in Deutschland auf digitale Vorführtechnik umgerüstet, auch in Riesa. Statt auf Filmrollen kommen die Filme nun entweder auf einer Festplatte ins Kino oder werden per Satellitenübertragung gezeigt. „Die Steuerung der Projektion in den einzelnen Kinosälen funktioniert vom Kassensystem aus. Das meiste ist automatisiert“, erklärt der Theaterleiter. „Das macht vieles einfacher, aber wenn mal etwas nicht funktioniert, ist es schwieriger als früher, herauszufinden, woran es liegt. Da kommen ihm seine Technik- und Physikkenntnisse zugute. Das Studium an der TU Dresden hatte er allerdings nicht beendet, weil ihm 2009 eine Stelle als Kinoleiter in Pirna angeboten wurde. Zuvor hatte er nicht nur als Filmvorführer gearbeitet, sondern auch die anderen Bereiche im Kino kennengelernt. „Kino war schon immer meine Leidenschaft“, so der Familienvater.

Neben dem Riesaer Capitol leitet er auch das Kino in Meißen. Sie gehören zur Filmpalast-Gruppe, die insgesamt 14 Kinos besitzt, die Hälfte davon in Sachsen. Als Theaterleiter – so Malts offizielle Berufsbezeichnung – organisiert er den täglichen Ablauf, das Personal, den Einkauf von Waren und auch die Technik. „Ich versuche, ein Mal pro Tag in beiden Häusern vorbeizuschauen“, sagt er. Praktischerweise lebt er genau zwischen beiden Städten. Montags macht er immer das Programm für die kommende Kinowoche, die jeweils am Donnerstag startet. „Ich schaue dann, welche Filme am Wochenende gut gelaufen sind. Auf dieser Grundlage entscheide ich, welche ins Programm kommen.“ Pause vom Kino hat er nur am Donnerstag – an seinem einzigen freien Tag in der Woche.

Im vergangenen Jahr liefen 770 Filme in Deutschland an. Selbst bei fünf Kinosälen wie in Riesa kann man die nicht alle zeigen. Es kommt also auf die richtige Auswahl an. Alexander Malt legt Wert darauf, viele unterschiedliche Publikumsinteressen zu bedienen. So zeigt er neben Blockbustern und Familienfilmen montags Filme aus der Programmkinosparte.

Blockbuster und Arthouse-Filme

Bei der Programmgestaltung spielt der richtige Riecher für Publikumslieblinge eine wichtige Rolle. Weniger bei Blockbustern, deren Erfolg erwartbar ist. So ließen 2017 „Fifty Shades of Grey“, „Fast & Furious 8“, „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ und natürlich „Star Wars: Die letzten Jedi“ die Kinokassen klingeln. Im Gegensatz dazu kam der Erfolg des Dokumentarfilms „Weit“ von einem Paar, das dreieinhalb Jahre um die Welt zog, quasi aus dem Nichts. Der mit 350 000 Zuschauern beliebteste Arthouse-Film des vergangenen Jahres wurde bereits sehr früh in Riesa gezeigt. Die Filmemacher waren sogar bei der Vorführung anwesend. Wenn so ein Coup gelingt, freut das den Kinoleiter.

„Der Trend geht hin zu speziellen Kinoevents“, beschreibt er die Zukunft des Programms. Ob es nun das Disney-Mitmachkino für die Allerkleinsten ist, die Ladies-Preview, bei der es zur Kinokarte noch ein Glas Sekt gibt, oder das Seniorenkino am Nachmittag – Filme und Zielgruppen werden spezieller. Seitdem es in Riesa keine Live-Opern-Übertragungen mehr gibt, werden Rock- und Popkonzerte in den Kinosaal übertragen. So konnte man 2017 im Capitol den Stargeiger André Rieu, das Pink-Floyd-Mitglied David Gilmour oder die Metall-Band Slipknot erleben. „Durch den Sound und die große Leinwand hat man das Gefühl, dabei zu sein“, erklärt Malt. 2018 will er die Übertragungen unbedingt fortführen. Um die Zukunft des Capitols macht sich der Kinochef keine Sorgen. „Wir haben ein Stammpublikum und ein großes Einzugsgebiet.“ Die Leute kämen aus Oschatz, Elsterwerda oder Falkenberg.

Alexander Malt versucht, jeden Film zu sehen, der in seinen Häusern läuft. „Wenn mich ein Film mal nicht so sehr interessiert, schaue ich trotzdem etwa eine halbe Stunde rein.“ Persönlich mag er Actionfilme und intelligente Komödien am liebsten. 2018 freut er sich auf „Mamma Mia 2“, „Jurassic World 2“ und „Das Klassentreffen“ von Til Schweiger. „Der wäre mal wieder dran mit einem Hit“, meint der Kinomann.