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Idylle zwischen Sandsteinmauern

Auf der Theresienstraße ist ein Hausgarten entstanden, den dort so niemand vermuten würde.

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© Christian Juppe

Von Kay Haufe

Meisen, Spechte und Eichelhäher nehmen nach der Mahlzeit ein erfrischendes Bad im Neustädter Garten von Louise Wünsche. Dafür hat sie ihnen einen breiten Topfuntersetzer mit Wasser befüllt, daneben liegen Sonnenblumenkerne bereit. Zwischen den verkehrsreichen Tangenten Hain- und Antonstraße hat sich die Architektin ein Wohn- und Gartenreich geschaffen, das den Lärm draußen lässt und das sie am Sonntag Gästen beim Tag der offenen Gartenpforte zeigte. „Meine Tochter suchte nach einem Gebäude, dass sich in ein Hotel umgestalten lässt. So sind wir auf zwei Grundstücke an der Theresienstraße gestoßen“, sagt Wünsche.

2010 hat sie begonnen, das 1822 oder 1824 gebaute Haus, das genaue Datum lässt sich nicht ermitteln, zu sanieren. Der Hausschwamm hatte sich darin ausgebreitet, Teile mussten abgerissen werden. Auf dem frei werdenden Areal hat die heute 73-Jährige den Garten angelegt, inspiriert von der Biedermeierzeit. Buchsbaumhecken umschließen Hortensien, die zahlreiche Blüten angesetzt haben. „Der Garten ist durch die Mauern von allen Seiten windgeschützt, das mögen die Pflanzen“, sagt Wünsche. Mehrere Sitzbereiche sind mit Sandsteinen belegt, die beim Abriss gesichert wurden. Den Weg in den hinteren Bereich hat sich die Architektin mit einem Wildpflaster aus Dohnaer Basalt belegen lassen. Das entspricht dem Wegecharakter aus der Bauzeit.

Dank der hohen Brandmauer zum benachbarten Hotelgrundstück der Tochter konnte sich die Architektin zwei Gewächshäuser bauen lassen, die sie jedoch nicht für Pflanzen nutzt, sondern als Atelier. Zahlreiche Gemälde von ihr stehen darin. Besonderes Schmuckstück ist ein Turm, der aber nur der Zierde dient. Die Wendeltreppe aus Sandstein darin führte einst in Räume, die heute abgerissen sind. Doch mit seiner roten Farbe bringt er zusätzliche Frische ins Gartenreich. In dem ist Louise Wünsche eher zurückhaltend mit Farben. Zwar strahlt das Gelb der reifen Zitronen an ihren Bäumchen, ansonsten aber dominiert derzeit das Zartrosa der englischen Rosen. „Ich mag diese dezente Zurückhaltung“, sagt Wünsche.

Einen Teil der Pflanzen wie einige Buchsbäume und die Hainbuchen der Hecke hat sie von ihrem frühereren Zuhause, einem Bauernhof in Stolpen, mitgebracht. „Und zum Naschen habe ich lediglich einige Beeren. Ich ziehe keine Tomaten, davon gibt es genügend gute zu kaufen“, sagt sie.

Ihre Gäste sind am Sonntag erstaunt, welches Kleinod sich hinter dem Zaun inmitten der Stadt erstreckt und wie viele unterschiedliche Bereiche der Garten hat. Im hinteren Bereich hat Louise Wünsche eine hohe Pergola aus Italien einbauen lassen, an der sich Wein und Blauregen hochranken. An heißen Tagen bietet sie wunderbare schattige Plätze, wie im Ursprungsland. Überhaupt lassen sich viele Vergleiche zu Bella Italia ziehen, sei es mit den Zitrusbäumchen oder den Sandsteinmauern. Nur der Lavendel möchte nicht so richtig wachsen. Ihm fehlt wohl die pralle Sonne, die im Garten nur vormittags anzutreffen ist.