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Ihr Beruf ist das Ehrenamt

Petra Hering wurde für ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe geehrt. Zu Helfen stand für sie außer Frage.

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© Norbert Millauer

Von Katharina Klemm

Weißig. In den Mittelpunkt rücken möchte sich Petra Hering eigentlich nicht. Das stellt sie gleich zu Anfang klar. Zwar hat sie erst vor Kurzem den Sächsischen Bürgerpreis für ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe in Königstein erhalten. „Das ist mir aber fast peinlich gewesen“, sagt sie und lächelt zurückhaltend. „Schließlich gibt es so viele Menschen, die sich für Geflüchtete engagieren.“ Für sie alle habe sie den Preis angenommen. Schon in diesen wenigen Worten drückt sich die Bescheidenheit aus, die die 51-Jährige auszeichnet. Wenn sie von ihrem Engagement in der Flüchtlingshilfe erzählt, betont sie immer wieder, dass sie das nicht alleine gemacht hat, sondern immer mit anderen zusammen. Ihr Preisgeld will sie daher teilen.

Petra Hering ist ein alter Hase, wenn es um ehrenamtlichen Einsatz geht. Schon seit über 20 Jahren bringt sie sich bei Projekten der Königsteiner Kirchgemeinde oder anderen ein. Auch mit der kommunalen Aktionsgruppe ihrer Kirchgemeinde, die sich vor etwa 15 Jahren gründete, unterstützt sie immer wieder Projekte in der Stadt. Und schon lange gab es einen Kreis von Leuten, die einfach da waren, wenn jemand Hilfe brauchte, erinnert sie sich. Seit ein paar Jahren engagiert sich Petra Hering nun besonders in der Flüchtlingshilfe in Königstein.

Eigentlich lebt Petra Hering mit ihrem Mann in Weißig, einem Ortsteil von Struppen. Auch er unterstützt sie bei ihrer Tätigkeit. Gelernt hat sie Verkäuferin, arbeitete bis 1990 als solche. Dann kamen ihre drei Kinder. Heute hätte sie wahrscheinlich kaum mehr Zeit für diesen Job. Zu groß ist ihr Engagement. Sie selber sagt: „Mein Beruf ist das Ehrenamt.“ Eine selbstlose Einstellung in einer Gesellschaft, in der nehmen oft wichtiger ist als geben. Doch für Petra Hering stellt sich nicht die Frage, ob Sie denen hilft, die hier Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen. Schließlich habe sie nichts dafür getan, in diesem Land leben zu dürfen. „Und es ist für mich eben nicht selbstverständlich, dass ich in einem friedlichen, freien Land leben darf und keine Angst um mein Leben haben muss“, erklärt sie. Für sie als Christin sei es einfach wichtig, zu helfen, wo es geht.

Schon als 2014 die ersten Geflüchteten nach Königstein kamen, war die Weißigerin unter denen, die sofort Hilfe mit dem Nötigsten leisteten. Ein Jahr später, es war kurz vor Weihnachten 2015, kamen dann besonders viele Geflüchtete in die Stadt. „Damals war das für mich die Weihnachtsgeschichte live“, sagt Petra Hering lächelnd. „Es war wie als Maria und Josef zur Geburt ihres Kindes eine Herberge suchten und dann vor König Herodes fliehen mussten.“ Nur dass die Menschen eben diesmal in Königstein Schutz und Hilfe suchten. Und die bekamen sie. Petra Hering und ihre Mitstreiter gingen in die Spur, um die Familien mit dem zu versorgen, was sie brauchten. „Es fehlte ja an allem“, weiß sie noch. Es habe allen Freude gemacht, zu organisieren und zu beschaffen. „Oft waren es Großfamilien, da waren beispielsweise große Töpfe sehr gefragt.“

Nur zwei Monate später gründete Petra Hering mit Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer sowie dem Ehepaar Leonhardi die AG Flüchtlingshilfe. Bis heute organisiert die ständig wachsende Gruppe Veranstaltungen, Ausflüge und andere Angebote für Geflüchtete in und um Königstein. Zu diesen Angeboten gehört auch die Kleiderkammer in einem kleinen Raum des ehemaligen Hauses des Gastes in Königstein. Dort erhalten Flüchtlinge und andere Bedürftige Kleidung oder auch Bettwäsche und Handtücher. Und auch wenn zwischendurch etwas gebraucht wird, ist Petra Hering gern zur Stelle. Die Kleidung, die sie sammelt und ausgibt, bekommt sie von vielen Helfern. Es sind Pullover und Hosen, die nicht mehr passen oder Oberteile, die nicht mehr gefallen.

Mit der Königsteiner Kleiderkammer begann alles bereits im Frühjahr 2016. Damals organisierte Petra Hering mit der AG Flüchtlingshilfe das erste Begegnungscafé im Treff-Punkt der Stadt. Alle waren zu diesem Nachmittag eingeladen, erzählt Petra Hering. Jeder brachte etwas zu essen oder zu trinken mit, die Kinder konnten spielen und es wurde zum ersten Mal eine Kleiderecke eingerichtet. „Ich hatte im Vorfeld dafür extra gesammelt“, erinnert sie sich. Als sie merkte, wie viel Kleidung gespendet wurde, kam ihr die Idee, eine ständige Kleiderkammer einzurichten. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Es gibt sogar Personen, die in ihrem eigenen Familien- und Freundeskreis sammeln, um dann den großen Kleiderhaufen zur Kleiderkammer zu schaffen.

So manches Mal sei sie in ihrem Ehrenamt auch an ihre Grenzen geraten, erzählt Petra Hering. Doch man bekomme letztendlich so viel zurück und begegne tollen Menschen. „Und wenn die sich jetzt hier sicher fühlen, dann ist das für mich ein großes Dankeschön.“ Und letztendlich auch unbezahlbar.