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Im Fokus der Federgabel

Filmemacher Markus Weinberg kann zum Glück freihändig fahren und so im Sattel sitzend die Drohne fliegen lassen.

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© Stefan Becker

Von Stefan Becker

Es musste ja so kommen. Wer Markus Weinberg kennt, der weiß, dass der Dresdner keine Ruhe gibt, bis endlich alles passt. Und diese Zeit ist jetzt. Das große Abenteuer beginnt, die Fahrt ins Ungewisse mit dem Namen „TransOst Challenge“ feiert Premiere. Anfang Juli machen sich acht Mountainbiker auf den Weg von Bayreuth nach Konstanza.

Die rumänische Hafenstadt liegt am Schwarzen Meer und nach fünf Wochen wollen die fast rastlosen Radler dort ankommen: mit brennenden 56 000 Höhenmetern in den Beinen, denn auf dem Weg an die Küste lassen sie kein Gebirge aus. Ganz im Gegenteil: Denn die geben der Tour ja das Profil. Wie seit 28 Jahren, als eine Handvoll verwegener Mountainbiker der ersten Stunde die „TransOst“ kreierten – von der Sächsischen Schweiz hinauf auf die Schneekoppe.

Als Klassiker existiert die Tour weiter, doch wer heute die ultimative Herausforderung im Sattel sucht, strampelt mit Markus Weinberg an die Gestade des Schwarzen Meeres. Der 34-Jährige liebt und lebt das Abenteuer: In den vergangenen fünf Jahren erradelte sich der einstige Profi eine Etappe nach der anderen und schloss so Lücke um Lücke auf der Strecke. 2017 folgten dann die Trips in die Ukraine sowie nach Rumänien und jetzt passt alles: TransOst Challenge die Erste.

Wenn die Klappe fällt, steht Filmemacher Weinberg diesmal nicht nur hinter der Kamera, sondern agiert auch davor. Ein Filmteam begleitet die glorreichen Acht auf ihrer Berg- und Talfahrt durch 27 Gebirge und dreht einen Actionstreifen, der später auf den Festivals der Outdoor-Szene laufen soll. Denn Biken boomt weiter.

Weinberg schwört dabei auf die gute alte Muskelkraft, die er sich über die Jahre antrainiert hat. „Aber nie mit einem Trainingsplan“, sagt er und ergänzt: „Ich war eher der Hippie im Radsport, ich habe das nur gemacht, weil ich Spaß daran hatte.“ Sein Faible für Sport startete mit dem Klettern in der Sächsischen Schweiz, wo er mit seinen Eltern durch die Felsen turnte. Ohne Stress, dafür mit viel Freude.

Später trat er für den Dresdner Sportclub in die Pedalen und schaffte es bis in einen Profi-Rennstall. „Ich bin als Amateur viele Volkssport-Rennen gefahren und als das Angebot kam, war natürlich mein Ehrgeiz geweckt, berühmte Rennen gegen prominente Konkurrenz zu bestreiten“, fasst Weinberg seine vier Jahre als Weltenbummler zusammen: Bereits im Alter von 13 Jahren trampte er allein von Dresden nach Italien.

Als Profi fuhr er Rennen auf fünf Kontinenten, darunter Zuhause den Klassiker „Rund um Köln“ oder in Afrika die legendäre zehntägige „Tour de Faso“. Er habe dabei viele Freunde gewonnen, erzählt Weinberg und in Burkina Faso kam mit einer Dokumentation für den MDR auch das Faible fürs Dokumentar-Filmen hinzu. Sein jüngst abgeschlossenes Projekt heißt „Dresden Backbord – die Mission der Lifeline“. Die einstündige Doku erzählt die Geschichte der Dresdner Seenotretter, deren Schicksal im Mittelmeer in den vergangenen Tagen die Nachrichten beherrschte.

Weinberg hofft, dass das renommierte Dokfilm-Festival in Leipzig seine Arbeit annimmt. Das wäre für den via Crowdfunding finanzierten Film ein erster großer Erfolg, sagt Weinberg, der pünktlich zur Eröffnung des Festivals wieder in Sachsen sein will. Denn im Oktober geht es dann tatsächlich wieder nach Burkina Faso für einen Dreh und eine individuelle Rundfahrt. Vielleicht bringt er dann eine kleine Abenteurerin mit in die vertraute Ferne – seine fünfjährige Tochter Freya.

Sie begleitete ihn auch schon zum Lifeline-Dreh nach Malta: „Eine nette Nanni findet sich immer“, sagt Weinberg und grinst über den Rand seiner Kaffeetasse. Der Mann versprüht so viel positive Energie, dass die Forstleute in der Heide ihm nach zähen Verhandlungen die Erlaubnis für ein Mountainbike-Rennen einfach geben mussten, das mittlerweile zu den fixen Terminen im Sport-Kalender der Stadt zählt. Den nächsten Schritt strebt er bei der Mitgestaltung des Dresdner Südparks an: Dort würde er gerne eine schmale steile Abfahrt bauen namens Singletrail sowie eine Stoppomat-Strecke, auf der die Radler ihre Fahrzeit messen können – die Szene setzt auf ihn und seine Ideen.

Viel Verantwortung für einen jungen Mann, der sein Hobby zum Beruf machen konnte, wie er sagt. Der mit seinen Unternehmen entweder Menschen zum Radfahren animiert oder Filme dreht für Firmen und Medien – vorzugsweise natürlich von der Freiheit rund um die Federgabel. Und die wartet schon sehnsüchtig auf ihren Einsatz: Klappe TransOst Challenge die Erste.