Von Peggy Zill
Region Döbeln. Wenn die Angst umgeht, steigt der Goldpreis. So einfach erklärt Markus Maas vom gleichnamigen Goldhandel in Döbeln das Geschäft. „Nach dem Brexit ist der Preis innerhalb von drei Tagen explodiert.“ Das mache sich natürlich bei seinen Kunden bemerkbar. „Die sind gut informiert“, sagt er. Seit Anfang des Jahres kommen wieder mehr Leute mit Altgold in sein Geschäft.
„Es gibt Kunden, die sind dann überrascht, wie viel Geld sie bekommen, und andere kommen mit Fantasievorstellungen, was ein Schmuckstück wert sein soll.“ Prinzipiell rede er niemandem einen Verkauf aus. „Es sei denn, sie kommen mit einem Silberkettchen, das nicht viel wert ist“, erklärt Maas. Und er ist auch fair: Wenn jemand mit Goldbarren kommt und der Preis für das Edelmetall aber gerade schlecht ist, ein Verkauf sich also nicht lohnt, dann rät er, zu warten.
Auch zu Gudrun Popko bringen die Kunden seit Jahren ihr Altgold. Die Waldheimer Uhrmachermeisterin nimmt aber auch nicht alles. „Man sollte sich das gut überlegen, was man abgibt. Wenn jemand mit Erbstücken kommt, dann raten wir schon, das lieber zu behalten“, sagt sie. Das Einschmelzen empfiehlt sie für Schmuckstücke, die kaputt oder abgenutzt sind, wo sich eine Reparatur nicht mehr lohnt oder die einfach nicht mehr gebraucht werden. Stattdessen könne man sich von dem Geld für das Altgold etwas Neues leisten.
Steigt der Goldpreis, kämen auch wieder mehr Kunden. Einen Ansturm gäbe es aber nicht. „Die Leute bringen, was sie nicht mehr brauchen oder weil sie einen finanziellen Engpass haben“, so Popko.
Der Verkauf lohnt sich wieder. Noch zum Jahreswechsel hing der Goldpreis bei knapp unter 900 Euro fest – auf dem tiefsten Stand seit sechs Jahren. In den zehn Jahren zwischen 2001 und 2011 war der Preis von 300 Euro bis auf über 1 300 Euro geklettert. Danach ging es bergab, Investoren steckten ihr Geld lieber in Aktien.
Schätze im Wäscheschrank
Im ersten Halbjahr 2016 haben Investoren so viel Gold gekauft wie nie zuvor. Sie sicherten sich Anteile für insgesamt 568 Tonnen. Dadurch stieg der Goldpreis um etwa 23 Prozent. Aktuell gibt es die Feinunze, etwa 31 Gramm, für 1 186 Euro.
Der anziehende Goldpreis beflügelt die Bereitschaft der Deutschen, sich von altem Schmuck zu trennen, bestätigt auch der Bundesverband der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte. Steigende Edelmetallpreise würden regelmäßig zu höherer Altgoldrücknahme führen, weil sich die Besitzer höhere Erlöse für ungenutzte und ausgediente Schmuckstücke versprechen. „In Deutschlands Wäscheschränken schlummern Milliardenbestände an altem Goldschmuck“, so der Verbands-Geschäftsführer Joachim Dünkelmann. Die vergessenen Schätzchen würden nun wieder in das Bewusstsein rücken.
Bei den Banken lässt der Goldrausch noch auf sich warten. Die Sparkasse Döbeln verzeichnet keinen Anstieg der Nachfrage. Dabei gibt es Gold in jeder Form: Münzen, Barren oder als Fonds und Zertifikate. Die Sparkasse rät, Gold nur als Beimischung der Anlagen. „Aufgrund der Schwankungen sollte man nicht alles auf Gold setzen“, so Tilo Wutke vom Vertriebsteam der Sparkasse.
Die Commerzbank verzeichnet seit Wochen eine stabile Nachfrage nach Münzen und Barren aus Gold. Weil die Preise gestiegen sind, würden einige Kunden aber auch schon wieder verkaufen. Vom Ein-Kilo-Goldbarren für rund 38 000 Euro bis zur gut drei Gramm schweren Münze im Wert von 138 Euro bietet die Bank alles an. Man solle jedoch nur etwa fünf Prozent des Gesamtkapitals in physisches Gold investieren. „Viele Privatanleger nutzen gern physisches Gold in Form von Münzen, Barren oder Schmuck. Denn die Anlage in echtes Gold vermittelt ein Gefühl der Sicherheit und garantiert, dass die Entwicklung der eigenen Anlage eng mit dem Goldpreis korreliert“, erklärt Heike Ziegenbalg von der Commerzbank.
Eine Investition in Gold sollte aber wohlüberlegt sein: Schließlich sind einige Besonderheiten zu beachten. Goldbarren im Wäscheschrank zu deponieren, sei riskant, warnt die Verbraucherzentrale Sachsen. Wer sich ein Schließfach mietet, muss für den Inhalt eine Zusatzversicherung abschließen. Das sind laufende Kosten.
Gold wird in US-Dollar gehandelt. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass beim Verkauf des Goldes zunächst Dollar ausgehändigt und diese dann in Euro umgetauscht werden. Daher wirken Währungsschwankungen sich auf den Gegenwert in Euro aus. Das bedeutet: Wird der Dollar abgewertet, ergeben sich beim Wiederverkauf von Gold Nachteile für den Anleger, weil er weniger Euro für den Dollar bekommt. In diesem Fall können unter Umständen Verluste auftreten, obwohl der Goldkurs in Dollar gestiegen ist.
Weitere Nachteile, die die Verbraucherschützer sehen: Gold bringt keine Zinsen, und der Kurs kann stark schwanken. In der Vergangenheit waren starke Kursschwankungen die Regel: Zwischen 1987 und 1999 halbierte sich der Goldkurs. Und auch innerhalb des Jahres 2008 sank der Kurs um rund 30 Prozent. Infolge der Finanzkrise hat der Goldkurs seit 2009 dagegen stark zugelegt, um dann wieder zu sinken. Es kam auch schon vor, dass Anleger 25 Jahre warten mussten, um ihren Einstiegskurs wieder zu erreichen.