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Im Leserausch

Mit einer spannenden Weltraum-Geschichte beamt sich Jannis Schmidt aus Obergurig in die nächste Runde des jährlichen Vorlesewettbewerbs.

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© Miriam Schönbach

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Das ziemlich eintönige Leben des 13-jährigen Jim ändert sich schlagartig, als er und Freund Charlie einer mysteriösen Verschwörung auf die Spur kommen: Denn warum reden die Lehrer in Geheimsprache einer anderen Galaxie miteinander? Wieso sprühen ihre Augen mit einem Mal seltsame blaue Funken? Wie die Geschichte weitergeht, muss Marks Haddons Bestseller „Boom“ lesen, so wie Jannis Schmidt beim Vorlesewettbewerb. Eins war danach auf jeden Fall klar: Diese fünf Minuten Lesestoff haben auch das Leben des Elfjährigen schlagartig verändert.

Denn der Schüler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums hat sich beim Kreiswettstreit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gegen neun andere Sechsklässler durchgesetzt. Kein Wunder – schließlich hat der Oberguriger eine seiner Lieblingsstellen aus einem seiner Lieblingsschmöker vorgelesen. „Ich mag am liebsten Bücher, die spannend und lustig zu gleich sind. Wenn ich wütend bin, kann ich nach dem Lesen wieder lachen“, sagt er. Angefangen hat seine Lesesucht übrigens als Sechsjähriger mit der Lektüre der „Lustigen Taschenbücher mit Donald Duck“.

Seitdem hat sich das Schmökern zu einem täglichen Alltagsritual entwickelt. „Am liebsten lese ich am Schreibtisch, ein paar Kapitel kommen da in einer Woche schon zusammen. Ich mag Abenteuer, Science Fiction, Detektivgeschichten und gut gemachte Fantasy-Bücher“, sagt er lachend über seinen Leserausch. Allerdings muss auch noch Zeit für die anderen Hobbys bleiben. So spielt Jannis Fußball beim SV Oberland-Spree. Und ein bisschen Zeit muss immer noch für Fernsehen, ein paar Videospiele und selbstverständlich die Hausaufgaben bleiben. Im Moment liest Jannis bereits zum zweiten Mal einen echten Kinderbuch-Klassiker: „20 000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne .

Jury wertet auch Textverständnis



Insgesamt nahmen Vorleser von vier Gymnasien und sechs Oberschulen aus dem Landkreis Bautzen beim Kreisentscheid teil. Sie hatten sich in ihren Schulen für den Wettbewerb qualifiziert. Die Teilnehmer wurden durch eine fünfköpfige Jury in den Kategorien Lesetechnik, Textgestaltung sowie Textverständnis bewertet. Neben ihrer mitgebrachten Lektüre trugen alle noch einen unbekannten Text aus „Henry Smart. Im Auftrag des Götterchefs“ von Frauke Scheunemann vor.

Ausgerichtet wird der Bautzener Wettbewerb seit Mitte der 1990er-Jahre durch die Buchhandlung Kretschmar. Unterstützt werden sie dabei durch die Kinder- und Jugendbibliothek der Stadt. Der Vorlesewettbewerb selbst wird seit 1959 jährlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Zusammenarbeit mit Bibliotheken, Buchhandlungen und Schulen durchgeführt. Er zählt mit mehr als 600 000 Mädchen und Jungen der 6. Klasse zu den größten bundesweiten Schülerwettbewerben.

Der Bautzener Gewinner darf den Landkreis in den kommenden Wochen bei der nächsten Runde im Regierungsbezirk Dresden vertreten, wo er sich für den sächsischen Landesentscheid qualifizieren kann. „Welches Buch ich lese, weiß ich noch nicht. Das überlege ich spontan“, sagt Jannis. Das Bundesfinale findet im Juni in Berlin statt. Die Sieger erhalten einen Wanderpokal für ihre Schule. Außerdem bekommen sie Besuch von einem Schriftsteller.