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Im Ruderboot über den Atlantik

Vier Hamburgerinnen wollen in weniger als 40 Tagen rund 5.000 Kilometer von La Gomera nach Antigua zurücklegen - beim härtesten Ruderrennen der Welt.

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Catharina Streit (32, l-r), Stefanie Kluge (50), Timna Kluge (25) und Meike Ramuschkat (32) wollen den Atlantik überqueren.
Catharina Streit (32, l-r), Stefanie Kluge (50), Timna Kluge (25) und Meike Ramuschkat (32) wollen den Atlantik überqueren. © Axel Heimken/dpa

Von Markus Tischler

Hamburg. Wohl mehr als einen Monat lang müssen sie sich zu viert ein acht Meter langes Boot teilen - um sie herum nur Wasser. Eine echte Toilette gibt es nicht. Dafür Hitze, bis zu zehn Meter hohe Wellen, Stürme, Schlafmangel und große Enge. Bisher haben vier Hamburgerinnen nur einen kleinen Vorgeschmack auf das kennengelernt, was sie bei einem härtesten Ruderrennen der Welt nun erwartet.

Vor der Küste der Kanaren-Insel La Gomera hatten Catharina Streit, Meike Ramuschkat, Stefanie Kluge und Timna Bicker am Montag die erste Testfahrt auf dem Atlantik. Am Donnerstag werden sie bei der "Talisker Whisky Atlantic Challenge" endgültig in See stechen und das Land für lange Zeit hinter sich lassen.

Mutter und Tochter in einem Boot

Das Ziel: English Harbour auf der Karibikinsel Antigua. Dazwischen: 5.000 Kilometer Wasser, Wasser und noch mehr Wasser. Die "Wellenbrecherinnen", wie sie sich nennen, wollen die Strecke in weniger als 40 Tagen bewältigen. Denn der Wind, so heißt es, ist in diesem Jahr günstig.

"Wir haben uns so gut vorbereitet, wie es nur ging. Aber was uns auf dem Atlantik erwartet, können wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen", sagt Timna Bicker mit Blick auf die gut 18-monatige Vorbereitung. Die 26 Jahre alte Medizintechnikerin ist die jüngste im Quartett und sitzt zusammen mit ihrer Mutter Steffi Kluge in dem Spezialboot. Die 51-Jährige wiederum betonte: "Der größte Teil der Reise ist schon geschafft. Jetzt ist Erntezeit." Ebenso knapp macht es Catharina Streit: "Das erste Ziel ist erreicht. Jetzt kann es losgehen." Insgesamt 103 Teilnehmer aus zwölf Nationen sind dabei.

Die Norddeutschen sind bereits seit dem 30. November auf der Kanareninsel La Gomera. Ihr acht Meter langes und eine Tonne schweres Boot "Doris", das auf einer Werft in England noch einmal generalüberholt worden ist, bekamen sie allerdings erst zwei Tage später zu sehen.

"Doris" hat keine Toilette

Am vergangenen Freitag wurde "Doris" schließlich zu Wasser gelassen und weiteres Equipment verstaut. Verpflegung für 60 Tage haben sie eingepackt. Die Trockennahrung, die mit Wasser aufgegossen wird, reicht für 48 Tage. Snacks und Vitamintabletten sind ebenfalls an Bord, dazu ein Notfall-Wassertank mit 50 Litern Süßwasser. Die Kabinen an Bug und Heck sind eng und spartanisch - eine Toilette gibt es nicht. Wer muss, dem stehen ein Eimer und Schwämme zur Verfügung.

Doch trotz dieser Umstände und der Aussicht auf extreme körperliche Belastung wie auch Schlafmangel ließ Meike Ramuschkat keine Zweifel aufkommen. "Die Vorfreude steigt. Wir haben alles getan, was getan werden musste und sind jetzt offiziell "race ready"", sagte die Kardiologin. Eine Sportpsychologin hat sie auf Krisensituationen vorbereitet. Finanzielle Unterstützung bekommen sie von Sponsoren.

Verabschiedet werden die Hamburgerinnen von mehr als 30 Verwandten und Freunden, mit denen am Dienstagabend noch ein gemeinsames Essen auf dem Programm stand. Den Abend vor dem Start wollten Kluge, Bicker, Ramuschkat und Streit dann im kleinen Kreis verbringen, bevor es hinausgeht auf den Atlantik und in das große Abenteuer. (dpa)