Von Cornelius de Haas
Den Spaß trägt Wolfgang Fasching bereits im Namen. Bei dem 49-Jährigen kommen aber noch eine schier unbändige Leidenschaft und große Abenteuerlust hinzu. Als sich die Karriere im Amateur-Radsport Anfang der 1990er-Jahre wenig erfolgreich entwickelt, geht Fasching aufs Ganze. Er bestreitet fortan Extrem-Radrennen, stellt im Alter von 28 Jahren mit 462 Kilometern in zwölf Stunden einen Weltrekord auf und wird 1996 Dritter bei seiner Race-Across-America-Premiere. Dieses mehr als 4 800 Kilometer lange Rennen quer durch die USA gewinnt der Österreicher bei acht Teilnahmen dreimal – und landet bei allen anderen auf dem Podest.

Nach dem Ende seiner professionellen Karriere setzt sich Fasching erfolgreich neue Ziele: die Berge. Er erklimmt die höchsten Gipfel aller Kontinente, die Seven Summits. Doch dann motivieren ihn vier Landsleute, wieder aufs Rad zu steigen. 2013 durchquert das „AusTria Team“ Russland von Moskau nach Wladiwostok – als Quartett. „Das kann ich auch, aber allein“, ist Faschings Reaktion. Allerdings fährt er in die andere Richtung, „sozusagen nach Hause“, sagt er. Sein Ziel ist jedoch nicht Moskau, sondern St. Petersburg – noch ein paar Kilometer mehr.
„Menschen begrenzen sich zu viel, vor allem im Alter“, begründet der inzwischen auch als Motivationstrainer arbeitende Fasching. Er zeigt, dass es anders geht – schränkt aber auch ein: „Mit Verbissenheit klappt wenig. Freude und Leidenschaft sind wichtig.“ Vor allem, wenn man auf russischen Straßen „problemlos hundert Kilometer auf den Asphalt starren kann, ohne etwas von der Landschaft zu verpassen. Besonders am Anfang war es öd, gab es viel Wald und Schotter.“ Doch so lassen sich zu Rennbeginn im Sommer 2014 fast 700 Kilometer am Tag hinter sich bringen.
Und Fasching hält durch, auch wenn die Distanzen zum Ziel hin nicht mehr ganz so weit sind. Nach drei Wochen und etwas mehr als 19 Stunden hat er im Schnitt täglich 480 Kilometer geschafft. Wohl auch deshalb, weil „ich beim Fahren nur drei Defekte hatte“. Wie oft die Reifen tatsächlich gewechselt werden mussten, weiß er nicht. „Das hat mein Radmechaniker während meiner Schlafpause gemacht, wenn er das Gefühl hatte, dass es nötig ist“, erinnert sich Fasching, der sich nie mehr als drei Stunden Nachtruhe gönnte. Nach mehr als 10 000 Kilometern steht schließlich das erfolgreiche Ende einer Tour, die ein Jahr an Vorbereitung verschlungen hat und an der zwölf Helfer auf der Strecke beteiligt waren.
Und der Extrem-Radsportler will weitermachen. „Amerika, Asien und Australien habe ich jetzt durchfahren, es fehlen noch Afrika und Europa“, sagt Fasching. Wann er diese Touren angeht, ist keine Frage des Alters. „Ich suche Abenteuer auf hohem Level, weil sie mir Spaß machen und kein Wettkampf sind.“ Auch wenn er sie trotzdem so angeht – und sicher weitere Rekorde aufstellen will.
Wolfgang Fasching berichtet am Donnerstag im Fahrrad XXL Emporon auf der Dohnaer Str. 250 in Dresden von seiner Russland-Tour. Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 5 Euro.