Von Thomas Trappe
Im Altkreis Riesa gibt es immer mehr Menschen, die zwanghaft spielen – zum Beispiel an Spielautomaten. Das ergibt sich aus Zahlen der Suchtberatungsstelle der Diakonie in Riesa. So sind nach Auskunft des Leiters Thomas Ludolph im vergangenen Jahr 18 „pathologische Spieler“ zu ihm in die Beratungsstelle gekommen. Und damit ein Drittel mehr als noch im Jahr zuvor, als zwölf Riesaer beraten wurden. 2007 gab es nur vier Betroffene bei der Diakonie.
Verwaltung gegen Automaten
Sachsenweit hat die Zahl der Spielautomaten zwischen 2006 und 2010 um knapp ein Viertel zugenommen, so die Statistik des Arbeitskreises gegen Spielsucht. Auch im Altkreis ist zu beobachten, was bundesweit zutrifft.
Immer mehr Kneipen und andere Freizeiteinrichtungen stellen Spielautomaten auf. Der Anstieg muss sich daher nicht in mehr Spielhallen äußern – deren Zahl blieb sachsenweit eher konstant.
Olaf Rilke, Leiter der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren, erklärte der SZ, dass „die Automatenindustrie in den Kommunen sehr massiv vorgeht“. Es gebe daher immer mehr Betroffene, weil es mit den Spielautomaten ähnlich wie beim Alkohol sei. Je leichter die Verfügbarkeit, desto größer das Suchtrisiko.
Deutschlandweit treibt Kommunen nun die Sorge um, dass durch eine unkontrollierbare Ausbreitung der Spielautomaten das Risiko der Suchtgefahr in der ganzen Bevölkerung steige. Offenbar auch in Riesa. So scheint es die Riesaer Verwaltung Spielhallenbetreibern schwer machen zu wollen. So klagte ein Betreiber, der nicht genannt werden wollte, gegenüber der SZ, dass ihm in Riesa immer wieder Steine in den Weg gelegt würden, wenn er seine Halle erweitern möchte. Begründet würden die Gegenmaßnahmen regelmäßig mit den Gefahren der Spielsucht.
Riesas Finanzbürgermeister Markus Mütsch (CDU) hat de facto nur einen Hebel, den er zur Verringerung der Spielautomaten in der Stadt ansetzen kann: die kommunale Vergnügungssteuer. Die Stadt nahm in den vergangenen Jahren um die 80000 Euro jährlich ein. Gegenüber der SZ erklärte er, dass er nicht beabsichtige, diese Steuer anzuheben.
Die Befürchtung vieler Bürgermeister vor allem kleinerer Städte, im Umfeld von Spielhallen steige die Kriminalität, kann Riesas Polizeichef Hermann Braunger nicht statistisch untermauern. Straftaten im Zusammenhang mit Spielhallen – da fallen ihm vor allem Einbrüche und Überfälle ein.
Ein „bisschen“ unterschätzt werde die Gefahr der Spielsucht in Riesa wohl schon, meint Suchtberater Ludolph.
Selbst wenn viele Süchtige am heimischen Computer bleiben, sorgten auch Spielautomaten für große Probleme. Vor allem, wenn die „beim Feierabend in der Kneipe so rumstehen, steckt man da schnell einfach mal was rein“. Ganz schnell könnte dann die Sucht kommen – und wenig später die Verschuldung.
Selbstsperre ist möglich
Spielsucht ist laut Ludolph eine Zwangserkrankung, die in der Familie ähnlich wie beim Alkoholismus gerne mal totgeschwiegen werde. In seiner Beratungsstelle gehe es dann darum, Handlungsalternativen zu finden und sich eventuell selbst in den Spielhallen „sperren“ zu lassen. Das wird von den meisten Casinobetreibern angeboten.
Die Suchtberatung der Riesaer Diakonie ist zu erreichen unter 03525/632136 und im Netz unter www.diakonie-grossenhain.de.