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Welche Wahlleistungen von den Kassen bezuschusst werden 

Es gibt immer mehr Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere. Sind sie auch sinnvoll? 

Von Stephanie Wesely
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Blick von draußen und drinnen.
Blick von draußen und drinnen. © dpa

Sie erwarten ein Baby? Welch ein Glück. Doch die freudige Erwartung weicht bei vielen Schwangeren schnell der Angst. Denn schon beim ersten Arztbesuch bekommen sie eine Liste mit Vorsorgeuntersuchungen und Tests ausgehändigt, sodass sie sich fast wie Risikopatienten fühlen.

In den letzten Jahren wurden immer mehr Tests entwickelt, die die Sicherheit für die Schwangeren erhöhen sollen. Doch tun sie das wirklich? "Mit den meisten Untersuchungen wird nur eine statistische Wahrscheinlichkeit für Erkrankung oder Behinderung ermittelt. Wir können nicht sagen, ob das Kind wirklich gesund zur Welt kommt", sagt Dr. Cahit Birdir, der die Abteilung Geburtshilfe der Uni-Frauenklinik Dresden leitet. Auch Katrin Küchenmeister, Fachberaterin für Pränataldiagnostik bei Pro Familia in Chemnitz, sagt, dass viele Schwangere alle Untersuchungen machen, die ihnen die Ärzte empfehlen, ohne für sich zu klären, wie sie mit Auffälligkeiten umgehen. Besser sei es, als Paar vorher festzulegen, bis wohin man testen lassen möchte und wann stopp ist. Katrin Küchenmeister: "Wer Tests ablehnt und auf sein Bauchgefühl hört, muss sich nicht verantwortungslos fühlen."

Die Krankenkassen indes bieten viele Leistungen an, die über ihre gesetzlichen Pflichten hinausgehen, wollen sie doch möglichst junge Versicherte als Mitglieder gewinnen. Was gesetzliche Pflichtleistungen rund um Schwangerschaft und Geburt sind, regelt die Mutterschaftsrichtlinie. Darauf haben alle Anspruch. 

Besonderheiten der Kassen:

AOK Plus

Die AOK Plus zahlt insgesamt 500 Euro für zusätzliche Blut- oder Ultraschalluntersuchungen, Akupunktur oder eine Hebammenrufbereitschaft, sagt der Verwaltungsratschef Sven Nobereit. Auch ärztlich verordnete Mineralstoffe und Vitamine würden innerhalb dieses Finanzrahmens von der Kasse übernommen. Den Geburtsvorbereitungskurs darf die werdende Mutter mit einer Begleitperson besuchen.

IKK classic

Die IKK classic hat kein festes Budget, sie honoriert die einzelnen Leistungen nach festen Höchstbeträgen. Maximal 100 Euro werden für erweiterte Vorsorgeuntersuchungen, 100 Euro für Mineralstoffe und 250 Euro für eine Hebammenrufbereitschaft übernommen, sagt Landesgeschäftsführer Sven Hutt. Seit August darf auch der Partner der Schwangeren am Geburtsvorbereitungskurs im Rahmen des Bonusprogramms teilnehmen.

Techniker Krankenkasse

Die TK ermöglicht dem Partner, wenn dieser TK-versichert ist, am Geburtsvorbereitungskurs teilzunehmen. 50 Prozent zahle die Kasse zu verordneten Mineralstoffen, zum Beispiel Folsäure im ersten Schwangerschaftsdrittel und Jodid während der gesamten Schwangerschaft, sagt Sprecherin Katrin Lindner. 250 Euro gibt es für die Hebammenrufbereitschaft.

Barmer

Barmer-Versicherte können über ein Budget von 200 Euro für zusätzliche Tests, Ultraschalluntersuchungen, ärztlich verordnete Mineralstoffe und die Hebammenrufbereitschaft verfügen, so Sprecherin Marion Heinrich.

DAK Gesundheit

Bei der DAK Gesundheit haben Schwangeren ein Budget von 100 Euro, sagt Sprecher Claus Uebel. Wer sich ins Programm "Willkommen Baby" einschreibt, bekommt Zusatzuntersuchungen und Akupunktur, um die natürliche Geburt gegenüber dem Kaiserschnitt zu fördern.

Knappschaft

200 Euro haben Versicherte der Knappschaft für Tests, Ultraschall und Nahrungsergänzungen zur Verfügung. Der Geburtsvorbereitungskurs sei für beide Elternteile kostenlos nutzbar, sagt Diana Kunze, Sprecherin der Kasse. Hinzu kommen zwei Bewegungsangebote für Schwangere, die mit maximal 160 Euro bezuschusst werden.

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Wahlleistungen, die die gesetzlichen Kassen bezuschussen

Toxoplasmosetest: Die Krankheit wird durch Tiere, besonders Katzen, und rohe Fleischwaren übertragen. Sie kann auf das Baby übergehen und es schwer schädigen. Laut Igel-Monitor, dem Bewertungsportal der Kassen für Selbstzahlerleistungen, kostet der Bluttest rund 15 Euro. Bei begründetem Verdacht zahlt ihn die Kasse.

Nichtinvasiver pränataler Screeningtest (NIPT): DNA-Fragmente des Kindes werden im mütterlichen Blut untersucht. Damit kann eine Risikoabschätzung auf Trisomien erfolgen. Früher war das nur über eine Fruchtwasseruntersuchung möglich, wodurch sich aber das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht hat. Kosten derzeit: 200 bis 400 Euro.

Streptokokkentest: Ist die Vagina der Schwangeren mit B-Streptokokken besiedelt, kann sich das Baby bei der Geburt anstecken und schwer erkranken. Betroffene Frauen bekommen dann vor der Geburt Antibiotika. Laut Igel-Monitor zeigen Studien, dass mehr Frauen Antibiotika bekommen, als wenn nur Risikoschwangere behandelt werden. Deshalb wird der Test mit "unklar" bewertet. Der Berufsverband der Frauenärzte bezeichnet den Test als wichtig, damit Risiken nicht übersehen werden. Kosten: 10 bis 30 Euro.

Fein-Ultraschall: Die Untersuchung ist umfangreicher als der normale Ultraschall und wird von spezialisierten Frauenärzten angeboten. Jeder Teil des kindlichen Körpers wird genau angeschaut. Gesundheitliche Risiken bestehen nicht. Unklare Ergebnisse führen jedoch zu Verunsicherung. Kosten: 140 bis 200 Euro.

Doppler-Ultraschall: Damit werden die Blutversorgung von Kind und Plazenta, die Sauerstoffversorgung und das kindliche Herz untersucht. Risiken gibt es auch hier nicht. Doch können Eltern durch unklare Ergebnisse verunsichert und zu Entscheidungen gedrängt werden. Kosten: 80 Euro.

Ergänzende Ultraschalluntersuchungen: Laut Mutterschaftsrichtlinie gibt es drei Untersuchungen, bei Problemen auch mehr. Ohne Notwendigkeit sieht der Igel-Monitor in weiteren Untersuchungen keinen Nutzen. Da aber auch keine Schäden bekannt sind, bewertet er die Leistung mit "unklar". Der Berufsverband der Frauenärzte hält hingegen eine vaginale Ultraschalluntersuchung in der 5. bis 8. Woche zum Ausschluss einer Eileiterschwangerschaft, und in der 22. bis 35. Woche zum Ausschluss von Blutungen oder einer vorzeitigen Gebärmutteröffnung für wichtig. Kosten: zwischen 100 und 200 Euro, je nach Verfahren.

Ersttrimester-Screening: Aus den Messwerten von Nackenfalte und Nasenbein, bestimmten Blutwerten und dem Alter der Mutter wird ein statistisches Risiko für Trisomie errechnet. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt zu bedenken, dass sich auffällige Werte durch weitere Untersuchungen oft nicht bestätigen. Die Eltern werden unnütz beunruhigt. Kosten: ab 140 Euro.

Akupunktur: Ab der 36. Woche dient sie der Entspannung, unter der Geburt soll sie die Schmerzen lindern. Da aussagekräftige Studien fehlen, bewertet der IgelMonitor die Behandlung mit "unklar". Kosten: 10 bis 20 Euro pro Sitzung. (Quelle: rnw)