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Immer mehr Wölfe

Die Zahl der Tiere ist in der Oberlausitz 2014 erneut gestiegen. Auch europaweit nimmt der Bestand zu. Einige Länder erlauben deshalb den Abschuss.

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© dpa

Von Irmela Hennig

Bautzen. In der Oberlausitz leben zurzeit bis zu 80 Wölfe in neun Rudeln. Nach aktuellen Angaben des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz wurden in acht Familien dieses Jahr sicher Welpen geboren. Die Fachleute haben 44 Junge gezählt. Besonders groß ist der Nachwuchs im Daubaner Rudel dort gibt es mindestens 13 Welpen.

In Sachsen gibt es noch drei weitere Rudel - in der Sächsischen Schweiz, im Grenzraum mit Sachsen-Anhalt sowie im Raum Spremberg. Nur für die Spremberger Wolfsfamilie konnten bislang drei Welpen nachgewiesen werden. Rechnet man ein Rudel am böhmischen Macha-See bei Doksy hinzu, ist die Zahl der Wölfe in der Region damit auf um die 90 gestiegen. Ein genauer Zuwachs lässt sich schwer ermitteln, da ältere Wölfe immer wieder abwandern. Doch seit Jahren steigt die Zahl der Raubtiere stetig an.

Auch in den übrigen Staaten Europas wächst der Bestand. Aktuell schätzen Fachleute die Zahl der Wölfe auf 13.500 bis 20.000. Tendenz steigend. Allerdings sind die Angaben zum Teil sehr unsicher. Rechnet man Wölfe in Weißrussland, die Ukraine und im europäischen Teil Russlands hinzu, kommt man auf 35.000 bis 40.000 Tiere. Für die Türkei gibt es keine Angaben.

Wie viele Wölfe gibt es in Europa?

Albanien: 200 bis 250 Wölfe, Jagd generell verboten, Ausnahmeerlaubnis der Regierung

Belgien: nur Einzelnachweise, bislang keine sesshaften Wölfe nachgewiesen, geschützt nach EU-Recht

Bosnien und Herzegowina: 650 Wölfe, Jagd für Rüden ganzjährig erlaubt, für Fähen und Jungtiere von Juli bis Februar

Bulgarien: rund 1.000 Wölfe, ganzjährige Jagd erlaubt, obwohl die Tiere nach EU-Recht geschützt sind

Deutschland: mindestens 100 Wölfe, streng geschützt, in Sachsen unter dem Jagdrecht, aber ganzjährig geschont.

Estland: 230 Wölfe, Jagd erlaubt von November bis Februar

Finnland: 150 bis 165 Wölfe, theoretisch jagdbar, aber ausgesetzt, Abschuss im Einzelfall nach Lizenzvergabe, unter anderem, wenn Wölfe bewohntem Gebiet zu nahe kommen.

Frankreich: 250 bis 400 Wölfe, streng geschützt

Griechenland: weit über 700 Wölfe, der Wolf ist in weiten Teilen geschützt, in wenigen Gebieten ist die Jagd erlaubt, da es dort sehr viele Wölfe gibt

Italien: 600 bis 800 und um die 70 in den Alpen, streng geschützt

Kosovo: 500 Tiere, jagdbar

Kroatien: 200 Wölfe, streng geschützt, jährlich kleine Anzahl an Abschüssen erlaubt

Lettland: mindestens 300, geschützt, aber begrenzt jagdbar.

Litauen: über 300 Wölfe, geschützt, aber begrenzte Jagd von Oktober bis April

Mazedonien: rund 270 Wölfe (andere Zahlen sind deutlich höher), Jagd erlaubt, angeblich werden jährlich rund 500 Wölfe geschossen

Niederlande: 2013 ein Totfund, sonst bislang keine Wölfe nachgewiesen, geschützt nach EU-Recht

Norwegen: ca. 50 Wölfe, Jagd für zertifizierte Jäger begrenzt erlaubt

Österreich: ein männlicher Wolf und Durchwanderer aus Italien, ganzjährig geschützt

Polen: knapp 700 Wölfe, streng geschützt, zwei Jäger wurden in Polen wegen eines illegalen Abschusses schon zu Geldstrafen verurteilt

Portugal: 220 bis 430 Wölfe, streng geschützt

Rumänien: 2.300 bis 2.700 Einzeltiere, theoretisch geschützt, Jagd teilweise aber erlaubt

Serbien: rund 800 Wölfe, männliche Tiere ganzjährig jagdbar, weibliche und Nachwuchs von Juli bis Februar

Slowakei: 200 bis 400, andere Schätzungen sagen um die 1.800, weitgehend geschützt, zweieinhalb Monate im Jahr Jagd möglich

Slowenien: rund 30 bis 40 Tiere, geschützt, Abschuss bei Konflikten mit der Landwirtschaft möglich

Spanien: keine genauen Zahlen, schätzungsweise 260 Rudel, nördlich des Duero-Flusses auch durch die EU nicht geschützt (Regionen entscheiden, ob Jagd erlaubt ist), südlich vom Duero geschützt

Schweden: laut Regierung angeblich 370, geschützt, aber die Regierung hat 2010, 2011 und 2013 den Abschuss von 27, 20 bzw. 16 Tieren erlaubt. 2014/15 sollen 100 Wölfe geschossen werden.

Schweiz: 15 bis 20 Wölfe, geschützt, aber wenn ein Wolf in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Zahl an Nutztieren reißt, darf er geschossen werden, seit 2000 acht legale Abschüsse

Tschechien: ein Einzeltier, eine Familie, streng geschützt

Ungarn: ein Rudel und Wandertiere, theoretisch geschützt, dennoch illegale Abschüsse

In Großbritannien, Irland, auf Island, Malta und Zypern gibt es keine Wölfe. Die Ansiedlung ist unwahrscheinlich.

In der Ukraine, Weißrussland und Russland ist die Wolfsjagd erlaubt, ebenso in der Türkei, dort spielt sie aber kaum eine Rolle.

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Zugleich wächst in etlichen Staaten Europas der Druck, einen Abschuss von Wölfen zu erlauben, wenn diese zu viel Schaden an Nutztieren anrichten. In der Oberlausitz wurden dieses Jahr 54 Nutztiere sicher von Wölfen gerissen. Bei 20 weiteren ist ein Riss durch den Wolf nicht auszuschließen. In Frankreich fielen 2013 bis zu 6.000 Schafe dem Wolf zum Opfer. Dort haben sich nun 34 Wissenschaftler mit einem Appell an die Öffentlichkeit gewandt. Sie fordern ein Umdenken beim bislang strikten Wolfsschutz im Land.

Generell ist der Schutz der Wölfe in Europa unterschiedlich geregelt. So sind die Tiere in neun Ländern streng geschützt. Anderen Staaten erlauben hingegen den Abschuss, wenn die Population zu groß wird oder zu viel Schaden anrichtet, so zum Beispiel die Schweiz, Finnland und Schweden.