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Immer wieder die Neißebrücke

Mindestens fünf Mal in zehn Monaten haben Diebe bei Hirschfelde die Sicherheitstechnik der Strecke Zittau–Görlitz ins Visier genommen. Nun reagieren Bahn und Polizei.

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© Matthias Weber

Von Thomas Mielke

Die Grenzbrücke der Eisenbahn in Hirschfelde ist ein Anziehungspunkt für Diebe. Erst am 21. Mai war ein Zugmeldekabel auf der deutschen und polnischen Seite der Neiße durchtrennt, 50 Meter des Buntmetalls aus dem Schacht gezogen und abtransportiert worden, um es sehr wahrscheinlich zu Geld zu machen. „Die Störung wurde von der Notfallleitstelle der Deutschen Bahn AG in Leipzig an die Bundespolizeiinspektion Ebersbach gemeldet“, teilte die Bundespolizei mit. Nur wenige Tage zuvor war das Kabel repariert worden, denn am 6. Mai hatte „eine automatische Meldung von der Bahnstrecke Zittau–Görlitz, eine sogenannte Rotausleuchtung, dem Fahrdienstleiter der Bahn AG in Bischofswerda ein besetztes Gleis in Hirschfelde angezeigt“, so die Bundespolizei. Es war aber gar kein Zug dort. Der Grund für die Fehlermeldung: „Unbekannte Täter hatten 55-Meter-Signal- beziehungsweise Streckenkabel in Hirschfelde an der Bahnbrücke zertrennt und entwendet.“ Beinahe hätte es die Sicherheitstechnik schon ein paar Tage eher erwischt. Wie die Behörde unter Berufung auf die polnische Bahn, den Streckenbetreiber jenseits der Grenze, mitteilte, war am 29. April an der polnischen Seite der Hirschfelder Brücke bereits der Schacht aufgeflext worden, um das Kabel stehlen zu können. Damals wurden die Diebe gestört – es blieb beim Versuch.

An der Hirschfelder Neißebrücke zerstören Diebe immer wieder Bahnsicherheitstechnik.Fotos: Matthias Weber
An der Hirschfelder Neißebrücke zerstören Diebe immer wieder Bahnsicherheitstechnik.Fotos: Matthias Weber © Matthias Weber

Im statistischen Vergleich in Ostsachsen dürfte Hirschfelde damit ein Schwerpunkt des Sicherheitskabel-Diebstahls sein. Im Bereich ihrer Inspektionen Ludwigsdorf und Ebersbach hat die Bundespolizei im ersten Quartal diesen Jahres nur vier Fälle gezählt. Für das zweite Quartal lagen die Zahlen bei der SZ-Anfrage noch nicht vor. Allein in den vergangenen zehn Monaten berichtete die Behörde über acht Vorkommnisse an der Bahnstrecke Zittau-Görlitz in Hirschfelde – fünf Mal über den Diebstahl oder den Versuch des Diebstahls von Signalkabeln an der Brücke. Einmal wurden Schottersteine aus dem Gleisbett entfernt, einmal ein Pole erwischt, wie er die Bahn- als Fußgängerbrücke benutzte und einmal jugendliche Graffitisprayer am Hirschfelder Bahnhof ertappt.

Der Sachschaden durch den Kabelklau liegt bei vielen tausend Euro. Genauere Angaben machte die Deutsche Bahn auf deutscher Seite nicht. Zahlen muss sie ihn als Streckenbetreiber selber, teilte die Pressestelle in Leipzig mit. Es sei denn, es werden Täter gefunden und verurteilt. Personen kamen bei den jüngsten Diebstählen der Sicherheitstechnik nicht zu Schaden. Auch zu Verspätungen und Zugausfällen kam es dadurch diesmal nicht.

2012 sah das anders aus. Damals hatte die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH – kurz Odeg – den Betrieb auf der Strecke Zittau-Görlitz für mehrere Tage eingestellt, weil immer wieder Gleisverbindungen auf polnischer Seite gestohlen wurden. Das private Bahnunternehmen sah die Sicherheit massiv gefährdet. Erst als die polnische Bahn die Verbinder mit Schweißnähten schützte, rollten die Züge wieder.

Ganz besonders vorsichtig fährt die Odeg zwischen Zittau und Görlitz trotzdem nicht. „Grundsätzlich sind unsere TriebfahrzeugführerInnen immer angehalten, neben den Signalen auch die Strecke zu beobachten, um potenzielle Gefahrensituationen zu erkennen und diese zu melden“, teilte Geschäftsführer Arnulf Schuchmann mit. „Ein besonderer Fokus auf bestimmte Strecken oder Abschnitte besteht nicht.“

Polizei und Bahn suchen nun nach Wegen, wie sie den Kriminellen an der Hirschfelder Bahnbrücke noch häufiger das Handwerk legen können. „Die Bundespolizei wird sich mit der Bahn AG in Verbindung setzen, um Maßnahmen zu ergreifen, einen Diebstahl in diesem Bereich zu erschweren beziehungsweise unmöglich zu machen“, teilte Daniel Rackow von der Bundespolizeidirektion Pirna mit. Wie diese Maßnahmen aussehen werden, verriet er aus polizeitaktischen Gründen nicht.