Bautzen
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In der Baruther Mühle geht's langsam voran

Das Industriedenkmal war zum Mühlentag Ziel Hunderter Pilger. Inhaber Heiko Vogel konnte wieder Neuigkeiten vorzeigen.

Von Carmen Schumann
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Beim Mühlentag zeigte Heiko Vogel, der Inhaber der gleichnamigen Mühle in Baruth, was sich in letzter Zeit getan hat. Foto: Carmen Schumann
Beim Mühlentag zeigte Heiko Vogel, der Inhaber der gleichnamigen Mühle in Baruth, was sich in letzter Zeit getan hat. Foto: Carmen Schumann © Carmen Schumann

Baruth. Nur der Laie würde zu dem Getriebeteil Zahnrad sagen. Der Fachmann sagt Kammrad dazu. Heiko Vogel, der Inhaber der gleichnamigen Mühle in Baruth, ist zwar kein Müller, aber er hat das alte Gemäuer nun mal geerbt und sich viel Fachwissen angeeignet. Mit viel Freude führte er die zahlreichen Besucher am Mühlentag durch die Räumlichkeiten. Da er in Berlin lebt und arbeitet, bleiben ihm nur die Wochenenden, um in der Mühle zu arbeiten.

Wie er berichtete, brachte er die letzten beiden Wochenenden damit zu, die bewussten Kammräder in Ordnung zu bringen. Die hölzernen „Zähne“ waren nämlich verschlissen. Heiko Vogel sagte, sie seien wie Pfefferkuchen gewesen. Bei der Firma Mühlenbau Zähr in Bautzen bestellte er diese Bauteile. Wie er sagte, bestehen sie aus Weißbuche, eine Holzart, die sich dafür besonders gut eignet. Für das neue Kammrad hatte er rund 1 000 Euro zu berappen. Dabei fällt ihn als Vergleich ein, dass sein Großvater 1932 für ein ganzes neues Wasserrad 1.000 Reichsmark bezahlte.

Ein Wasserrad wird es allerdings in der Vogelmühle nicht mehr geben. Die Mühle läuft mit einer Elektroturbine. Im Zuge des für den Hochwasserschutz notwendigen Wehr-Neubaus wurde das Gerinne aufgefüllt und abgedichtet. Wieder ein Wasserrad zu errichten war aber auch nie das Ziel von Heiko Vogel. Und auch produzieren soll die Mühle nicht. Heiko Vogel möchte technik-begeisterten Besuchern einfach nur die Funktionsweise einer Mühle demonstrieren. Bei der Wiederinbetriebnahme kommt er schrittweise voran. Am Mühlentag nimmt er im zweijährigen Rhythmus teil. Er will den Gästen ja immer wieder etwas Neues bieten.

Wie es zwischen den Steinen aussieht

Das Motto des diesjährigen Mühlentages hieß „Der gedrehte Stein“. Damit, so Heiko Vogel, hat es folgende Bewandtnis: Eigentlich wollte er bereits diesmal das Schroten von Getreide vorführen. Doch der sogenannte Schrotgang war schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb. Es hatte da in den 60er-Jahren einen Vorfall gegeben. Als Vogels Onkel seinen Sohn beim Schroten einen Moment unbeobachtet ließ, schob dieser einen Schraubenschlüssel zwischen die zwei Mahlsteine und brachte dadurch den gesamten Mechanismus zum Erliegen.

In Vorbereitung auf den Mühlentag entschloss sich Heiko Vogel, den oberen Stein anzuheben und umzudrehen. Dabei kam das „corpus delicti“ zum Vorschein. Heiko Vogel nutzte die einmalige Gelegenheit, um den Besuchern zu zeigen, wie es zwischen den Steinen aussieht. Wie er sagte, müssen die Rillen auf dem Stein neu geschärft werden. Dann kann der obere Stein wieder aufgesetzt werden. Sein Ziel ist nun, das Schroten beim Mühlentag in zwei Jahren vorzuführen.

Interessant für die Zuschauer war auch der sogenannte Spitzgang. Das ist ein Mahlgang mit rauen, scharf angreifenden Steinen, welche den sich aufrichtenden Körnern die Spitzen nehmen sollen. Normalerweise ist der Spitzgang durch eine Zarge verdeckt. Heiko Vogels Schwiegervater Gerhard Schmidt fertigte aber eine Zarge mit durchsichtiger Folie an, sodass man sehen kann, was im Inneren vor sich geht.